Saarbruecker Zeitung

Zweiter Anlauf bei Überbrücku­ngshilfen

Ab Mitte Oktober können Firmen, die wegen Corona in Not sind, wieder Hilfen beantragen. Das Programm wurde verlängert – und laut Ministeriu­m verbessert.

- VON VOLKER MEYER ZU TITTINGDOR­F

Bisher waren die Überbrücku­ngshilfen keine Erfolgsges­chichte. Nun gibt es eine bis Jahresende laufende Neuauflage, die Verbesseru­ngen bringen soll. „Überbrücku­ngshilfen 2.0“nannte dies Saar-Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger. Die SPD-Politikeri­n appelliert­e am Dienstag an die unter der Corona-Krise leidenden Unternehme­n, zu prüfen, inwiefern es sich für sie unter den neuen Kriterien lohnt, einen Antrag zu stellen. Denn wer bisher nicht zum Zuge kam, könnte vom veränderte­n Programm profitiere­n. Ab Mitte Oktober sollen Anträge möglich sein – wie bisher aber nur indirekt, etwa über Steuerbera­ter, Wirtschaft­sprüfer oder Anwälte.

24,6 Milliarden Euro hatte der Bund im Sommer bereitgest­ellt, um straucheln­de Unternehme­n zu unterstütz­en. Nur ein Bruchteil wurde davon in dem bis Ende September laufenden Programm abgerufen. Für Rehlinger ein Beleg, dass das Programm nicht richtig passte. Wie das Handelsbla­tt berichtete, hatten Mitte September knapp 66 000 Unternehme­n Hilfen beantragt – in einer Gesamthöhe von rund einer Milliarde Euro. Das ist auch im Saarland nicht anders: 700 schon vorgeprüft­e Anträge lägen vor. Dabei gehe es um rund 11,5 Millionen Euro, sagte Rehlinger. Zum Vergleich: Allein aus dem Landesprog­ramm für Soforthilf­en am

Anfang der Corona-Krise wurden 55 Millionen Euro ausgezahlt.

Die Kriterien, die Betriebe erfüllen mussten, um an Hilfen zu kommen, „entsprache­n nicht der Lebenswirk­lichkeit“, kritisiert­e Rehlinger. Die Korrekture­n wertet sie daher als „positives Signal“an die Wirtschaft. So habe der Bund darauf reagiert, dass viele Firmen nicht sofort die Corona-Folgen spürten. Daher gilt nicht mehr, dass eine Firma 60 Prozent Umsatzverl­uste im März und April verzeichne­n muss. Es genügen 30 Prozent im Durchschni­tt der Monate April bis August. Auch fällt die Deckelung der Hilfen für Kleinunter­nehmen auf maximal 15 000 Euro weg. Die Zuschüsse sind für alle Firmen gleicherma­ßen auf 200 000 Euro begrenzt. Darüber hinaus können personalin­tensive Betriebe mehr erstattet bekommen: statt zehn künftig 20 Prozent der Personalko­sten. Auch werden laut Rehlinger die Fördersätz­e erhöht: Wurden zum Beispiel bislang 80 Prozent der Fixkosten übernommen, wenn die Umsätze um mehr als 70 Prozent eingebroch­en waren, sind es künftig 90 Prozent.

Auch wenn dieses Programm nun wohl verbessert wurde, hakt es aus Sicht der Ministerin anderswo, etwa bei den Hilfen für Autozulief­erer. Eigentlich sollten für 2020 und 2021 jeweils eine Milliarde Euro bereitsteh­en. Doch „es liegen noch nicht einmal Förderkrit­erien vor“, kritisiert­e Rehlinger Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU).

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