Saarbruecker Zeitung

Aus 5000 Euro sollen noch mehr werden

Der Georgier Nika Gvinjilia braucht dringend eine Herztransp­lantation. Weil der Familie das Geld fehlt, sammelt sie Spenden. Auch eine Initiative in Dillingen hilft. Initiative Hilfe für Einzelschi­cksale

- VON TERESA PROMMERSBE­RGER

Nika Gvinjilia stand mitten im Leben. Jetzt liegt er in einem Bett im Krankenhau­s, zu schwach um aufzustehe­n. Seine Stimme ist brüchig, man versteht ihn kaum. Er hat Tränen in den Augen. Über einen Schlauch in der Nase wird er zusätzlich mit Sauerstoff versorgt. „Ich hoffe, wir finden einen Weg“, sagt er.

Gvinjilia ist 32 Jahre alt. Er lebt in einer Kleinstadt in Westgeorgi­en. Im April dieses Jahres dann der Schock. Von einen auf den anderen Tag kann er nicht mehr richtig atmen – als ganz Georgien aufgrund der Corona-Pandemie praktisch unter Quarantäne gestellt wurde. Doch es ist nicht das Coronaviru­s, das Gvinjilias Leben auf den Kopf stellen wird. Die Ärzte diagnostiz­ieren bei ihm eine dilatative Kardiomyop­athie. Das bedeutet, sein Herz pumpt nicht mehr richtig. Seine Überlebens­chancen? Die Ärzte sind zurückhalt­end. Seine Lebenserwa­rtung ist nur noch gering. Das Einzige, das sein Leben retten wird, ist eine Herztransp­lantation.

Das Problem: Die dringend benötigte Operation könnte zwar in einer Spezialkli­nik in Weißrussla­nd erfolgen. Die kostet aber 85 000 Euro. Und in Georgien übernimmt die gesetzlich­e Krankenver­sicherung nicht die Kosten. Eine Summe, die sich Gvinjilias Familie nicht leisten kann. „Diese Situation wünsche ich niemandem“, sagt der 32-Jährige.

„Er ist mein Ein und Alles“, sagt seine ein Jahr ältere Schwester Eka. „Die Person, die ich am meisten liebe. Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.“Gvinjilias Familienmi­tglieder sind Binnenvert­riebene

aus Abchasien, eine an das Schwarze Meer grenzende Region im Süden des Kaukasus. Die 86-jährige Großmutter weiß nichts von der Diagnose ihres Enkels. Sie hat bereits zwei Kinder im jungen Alter verloren: einen Sohn, der Vater von Nika und Eka sowie eine Tochter, die Tante der beiden Geschwiste­r. „Wenn jetzt auch noch Nika etwas zustößt, würde unsere Großmutter dies nicht verkraften“, sagt Eka.

Seine Schwester wollte nichts unversucht lassen, um das Leben ihres Bruder zu retten. Seit einigen Wochen organisier­en sie öffentlich­e Kundgebung­en. Sie ruft die Bürger zu Spenden auf. Unterstütz­ung bekommt Eka von Kollegen ihres Bruders. Bevor Gvinjilia krankheits­bedingt nicht mehr seiner Arbeit nachgehen konnte, war er als Koch tätig. Als die Kollegen von seine Erkrankung erfuhren, zögerten sie nicht lange und beteiligte­n sich an der Spendenakt­ion. Auf Facebook starteten sie ihre eigene Kampagne. Unter #Köche für Nika zeigen sie Videos aus deren georgische­r Küche. Die Videos machen auf das Schicksal ihres schwerkran­ken Kollegen aufmerksam und rufen zur Unterstütz­ung auf.

Zwischenze­itlich sind viele Medien, sowohl im Fernsehen als auch online auf den Fall aufmerksam geworden. Auch hier gibt es viele Spendenauf­rufe. Auf Facebook wurde eine offene Gruppe gegründet, in der alle Aktivitäte­n für Nika geteilt werden. In den Videos sind unter anderem prominente Georgier zu sehen. Auch kleine Kinder machen bei der Aktion mit. So erzählt ein Junge, wie er sein Geld statt für Süßigkeite­n auszugeben, spart, um Gvinjilias zu helfen.

Durch den Einsatz von Gvinjilias Familie und Freunde konnten bis dato rund 75 000 Euro gesammelt werden. 5000 Euro davon hat die Initiative

Die private Hilfsorgan­isation ist ein gemeinnütz­iger Verein und wurde im Jahr 1993 vom im vergangene­n Jahr verstorben­en Dr. Mohammed Ghodstinat und seiner Frau Ilona in Dillingen gegründet. Ziel ist es, Menschen zu helfen, die unverschul­det in Not geraten sind. So sammelt die Initiative häufig Geld für medizinisc­he Fälle, etwa um dringend notwendige Operatione­n für Kinder in Deutschlan­d zu ermögliche­n, die in deren Heimatländ­ern wegen des schlechten medizinisc­hen Standards nicht durchgefüh­rt werden können. Eine Übersicht über Spendenmög­lichkeiten finden Sie im Internet. www.einzelschi­cksale. webnode.com

„Hilfe für Einzelschi­cksale“aus Dillingen (siehe Info) beisteuern können. Ein Teilerfolg, aber es reicht noch nicht. „Wir würden gerne noch mehr Geld schicken, brauchen dafür aber weitere Spenden“, sagte Ilona Ghodstinat, die Vorsitzend­e der Initiative. Denn die Zeit drängt.

„Ich bin allen so dankbar“, sagt Gvinjilia. So viele hätten ihn schon auf dem Weg unterstütz­t. „Die Hilfe von Fremden gibt mir nochmal mehr Kraft.“Kraft um durchzuhal­ten, bis auch der Rest der benötigten Summe zusammenge­kommen ist – für die Chance auf ein neues Leben.

Spenden für Nika Gvinjilia an: Initiative Hilfe für Einzelschi­cksale,

IBAN: DE44 5935 0110 0224 5077 72, Verwendung­szweck: Herz-OP Nika.

 ?? FOTO: GVINJILIA ?? Nika Gvinjilia als er noch mitten im Leben stand. Jetzt braucht der 32-Jährige aus Gegorgien dringend eine Herztransp­lantation.
FOTO: GVINJILIA Nika Gvinjilia als er noch mitten im Leben stand. Jetzt braucht der 32-Jährige aus Gegorgien dringend eine Herztransp­lantation.
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FOTO: GVINJILIA In der Kleinstadt in Westgeorgi­en, in der Nika Gvinjilia lebt, unterstütz­en viele den Spendenauf­ruf, darunter auch Kinder wie hier Mamuka Guruli (links) und Gabriel Beria.

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