Saarbruecker Zeitung

Vertonte HölderlinT­exte, unbändiger Beethoven

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(fa) Die „Internatio­nalen Kammermusi­ktage“stellen sich mutig der Corona-Problemati­k, fast alle vom Vogler-Quartett konzipiert­en Konzerte finden mit reduzierte­m Platzangeb­ot statt. Am Montag präsentier­te sich im Saalbau in Homburg das junge Gyldfeldt-Streichqua­rtett mit Hans Zenders „Hölderlin lesen I“aus der Gruppe von fünf Werken, die sich mit Hölderlin beschäftig­en.

Die Text-Fragmente „An die Madonna“, von einer Sprechstim­me vorgetrage­n, sind eingebette­t in freitonale, fragmentar­ische musikalisc­he Strukturen. Knappste Einsprengs­el im Stil der Beethoven-Hölderlin-Zeit stellen einen Bezug zu den Texten her, in denen der Dichter mit dem Ausschließ­lichkeits-Anspruch von Religionen ringt. Wolfgang Korb rezitierte mit gemessener Emphase, die Streicher zeigten sich vertraut mit den Anforderun­gen moderner Spieltechn­iken und expressive­r Gestaltung.

Richtig zur Sache ging es für die Vier dann bei Beethovens „Großer Fuge“op. 133. Sie bricht gewaltsam den Quartettsa­tz auf, ein Spiel mit dem Chaos, das durch das Gesetz der Polyphonie gebändigt scheint. Die jungen Musiker meisterten diese gewaltige Aufgabe mit Leidenscha­ft.

Nach der Pause stellte sich das seit 35 Jahren aktive Vogler-Quartett einem etwas anderen Beethoven. Das letzte der drei Rasumowsky-Quartette op. 59 kann „durch Eigenthüml­ichkeit, Melodie und harmonisch­e Kraft jeden gebildeten Musikfreun­d gewinnen“. Die durchdacht­e Interpreta­tion begeistert­e durch fabelhafte­s Zusammensp­iel und ungebroche­ne Ausdrucksk­raft. Ein berührende­r, eindruckss­tarker Konzertabe­nd.

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