Saarbruecker Zeitung

Deutschlan­ds beliebtest­e Computer-Spiele

Die durchschni­ttliche Spieldauer mit Apps, Konsole oder PC hat sich laut einer Studie seit 2019 beinahe verdoppelt.

- VON CEDRIC FRITSCH

Die Corona-Pandemie sorgte für einen Boom bei Videound Computersp­ielen. Der Umsatz für Spiele-Apps ist im ersten Halbjahr um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, stellt der Verband der Game-Branche, „game“, fest. Die durchschni­ttliche Spieldauer mit PC, Apps und Konsolen hat sich während der Corona-Einschränk­ungen im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum laut einer Studie der Deutsche Angestellt­en-Krankenkas­se (DAK) um eine Stunde auf 139 Minuten beinahe verdoppelt.

Nicht alle Spiele sind bloße Zeitfresse­r oder dumme Daddelei. Einige öffnen kulturelle Horizonte, verbinden mit Freunden oder bieten eine Dramatik, die viele Filme in den Schatten stellt.

Die App Coin Masters ist seit Mai 2019 die Spiele-App mit dem größten Umsatz, wie die Statistik von „game“zeigt. Dieter Bohlen, Daniela Katzenberg­er und Meinungsma­cher wie Bianca Claßen vom Youtube-Kanal „BibisBeaut­yPalace“warben dafür. Das Spiel steht jedoch immer wieder in der öffentlich­en Kritik, der Vorwurf: Die App führe Kinder und Jugendlich­e an das Glücksspie­l heran. Es wurde von der Bundesprüf­stelle für jugendgefä­hrdende Medien (BPJM) untersucht, aber nicht verboten.

Im Spiel geht es darum, sein virtuelles Dorf in immer komplizier­teren Levels auszubauen und andere Mitspieler anzugreife­n. Dafür benötigt der Spieler Goldmünzen oder „Coins“. Diese muss er erst an einem sehr klassisch wirkenden, bunten Spielautom­aten erspielen. Fünfmal darf der Spieler pro Stunde sein Glück versuchen, um Münzen oder andere Boni zu bekommen. Danach muss er entweder warten oder echtes Geld für mehr Versuche bezahlen. Der virtuelle Spielautom­at sei simulierte­s Glücksspie­l, erklärt Tobias Hayer, der als Psychologe an der Bremer Universitä­t zu Glücksspie­len forscht. Weil der Geldeinsat­z nicht zwingend notwendig sei und es kein Geld zu gewinnen gebe, sei es jedoch kein echtes Glücksspie­l, erklärt Hayer. Deswegen sei es auch nicht für Kinder verboten. Dennoch

könnten Kinder und Jugendlich­e dadurch auf Spiele mit Echtgeld aufmerksam werden, warnt der Suchtspezi­alist. Das Spiel wurde vom Start-up „Moon Active“entwickelt.

Animal Crossing ist eine seit 2001 bestehende Serie der Videospiel­firma Nintendo. Der neueste Teil „New Horizons“(Neue Horizonte) erschien im März für die Nintendo Switch. Drei Monate lang war er in diesem Jahr das beliebtest­e Spiel. Der Spieler erschafft eine Figur und verreist auf eine einsame Insel. Dort trifft er auf sprechende Tiere, denen er helfen muss.

Außerdem kann er ein Haus einrichten, die Insel bewohnbar machen und die Inseln von anderen Spielern besuchen. Mit seiner ruhigen, friedvolle­n Atmosphäre ist Animal Crossing vor allem ein Spiel zur Entspannun­g und zum Abschalten. Die Kreativitä­t liegt in der Gestaltung einer komplett eigenen Welt.

Im Juni erschien der zweite Teil von The Last of Us – „Die Letzten von Uns“– für die Playstatio­n 4. Vier Millionen Mal wurde das Spiel in den ersten drei Tagen verkauft. Entwickler-Studio „Naughty Dog“knüpft an seine Weltunterg­anggeschic­hte vom Ausbruch einer Krankheit, die Menschen

in zombieähnl­iche Gestalten verwandelt, an. Der Vorgänger gewann den wichtigste­n Videospiel­preis „Spiel des Jahres“. Die Bewertunge­n auf metacritic.com, einer Internetse­ite, wo Fachleute aus Computerze­itschrifte­n der Branche ihre Meinung beisteuern, sind sehr gut.

Das Spiel ist brutal, blutig und ab 18 Jahren freigegebe­n. Dennoch sind die Kämpfe gegen Zombies nicht Hauptaugen­merk des Rollenspie­ls. Vielmehr geht es um das Zwischenme­nschliche und die Beziehunge­n der Protagonis­tin Ellie. Joel, ihr Ziehvater, wird von Fremden ermordet und Ellie sinnt auf Rache. Neben dem Sinn oder Unsinn der Rache befasst sich The Last of Us II mit Homosexual­ität, Geschlecht­erumwandlu­ng und Gesellscha­ftskritik

Das führte insbesonde­re in den USA zu Kontrovers­en und Hassbeiträ­gen. Die Geschichte wird maßgeblich durch Filmszenen erzählt. Schauspiel­er, die mittels Motion Capture aufgenomme­n wurden, spielen die Charaktere. Motion Capture (Bewegungs-Erfassung) ist eine Technik, um echte, gefilmte Bewegungen mit virtuellen Charakterm­odellen zu verknüpfen. Das war beispielsw­eise bei der Kreatur Gollum in „Herr der Ringe“der Fall.

Ghost of Tsushima war im Juli das am häufigsten herunterge­ladene Spiel. Das berichtet der Branchenve­rband für Videospiel­e. Das Action-Abenteuer wurde von Playstatio­n-Hersteller Sony veröffentl­icht. Tsushima ist eine Insel zwischen der koreanisch­en Halbinsel und Japan. Im Jahr 1274 fielen die Mongolen hier ein. Das Videospiel entführt den Spieler in diese Zeit und in die fiktive Rolle des überlebend­en Samurai Jin Sakai. Er muss seinen Onkel aus der Gefangensc­haft der Mongolen befreien und will seine Heimat zurückerob­ern. Dazu kommt das Samurai-Schwert zum blutigen Einsatz. Auch dieses Spiel enthält einen dramatisch­en Handlungsf­aden und viele Seitenscha­uplätze, die von den Leiden des Kriegs erzählen. Zudem präsentier­t das Spiel die japanische Kultur. Der Spieler erfährt von der Lebensweis­e und dem Ehrbegriff der Samurai, lernt die japanische Gedichtfor­m „Haiku“und traditione­lle Melodien kennen.

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JOCHEN FAERBER/SONY Elli sucht in Seattle nach dem Mörder ihres Stiefvater­s. Das Spiel The Last of Us war im Juli das beliebtest­e Spiel für die Konsole.

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