Die Sache mit dem Lieblings-Nasenloch
Mit dem Virus kamen die Fragen. Erst waren es vor allem wissenschaftliche: Wir wollten verstehen. Dann kamen die Fragen nach der Logik dessen, was der Bekämpfung und Eindämmung des Virus dienen sollte: Wir wollten wieder verstehen, es wurde jetzt aber schwieriger. Inzwischen werden die Fragen sehr persönlich. Aber der Reihe nach. Es fing damit an, dass ich mich plötzlich auf gefährlichem Terrain befand. Als mir die Kellnerin in einer wundervollen Kneipe am Rande der Alpen ein Bier brachte, war die Welt noch in Ordnung. Bevor ich es ausgetrunken hatte, stand ich mit einem Bein im Grab. Deutschland hatte Vorarlberg, das österreichische Bundesland, in dem ein Teil meiner Verwandtschaft lebt, zum Corona-Risikogebiet erklärt. Die Welt um mich herum blieb die gleiche. Nette Kneipe, nette Menschen, nettes Bergpanorama. Aber die Welt zuhause in Saarbrücken wurde von einer Sekunde zur anderen zu einer voller Vorschriften und Auflagen. Selbstverständlich durfte ich in gut gefüllten Zügen von Vorarlberg über die Schweiz nach Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ins Saarland fahren. In Saarbrücken musste ich mich aber laut Vorschrift erstmal in Quarantäne begeben. Und zum Corona-Test aufs Messegelände. Dessen Ergebnis kam innerhalb von 24 Stunden. Alles ist gut. Vor dem Test gab es aber eine Frage, die mir noch nie gestellt wurde: „Haben sie ein Lieblings-Nasenloch“, wollte der Tester wissen, bevor er mir das Wattestäbchen genau da reingeschoben hat.