Saarbruecker Zeitung

Mit lässigen Beats von Chile in alle Welt

Brous One ist WahlSaarbr­ücker aus Liebe und präsentier­t jetzt im Rahmen des Resonanzen­Festivals seine erfolgreic­he Musik.

- VON ISABELL SCHIRRA

Die lässigen, unaufgereg­ten Hip-Hop-Beats des Produzente­n Brous One erinnern an Radfahren am Strand, an heiße Tage in der Großstadt, an denen es nichts zu tun gibt, außer mit Freunden ein kaltes Getränk einzunehme­n. An Tage, an denen die Welt und das Leben genau so sind, wie sie sein sollen.

Ja fast glaubt man in diesen Beats, die Brous One im Rahmen des genreüberg­reifenden Resonanzen-Festivals am 3. Oktober im Jules Verne präsentier­en wird, noch das Leben in Santiago de Chile zu hören. Denn von dort stammt Eduardo Rojas Conduela, so Brous Ones bürgerlich­er Name, nämlich. Und von dort ausgehend, hat er eine Karriere hingelegt,

„Das waren teilweise Künstler, die ich als Junge gehört habe“

Eduardo Rojas Conduela

hat in seiner Karriere Geschichte­n wie aus

einem Film erlebt

die ihm noch heute „like a dream“vorkommt – wie ein Traum.

Alles begann damals in seiner Nachbarsch­aft in Santiago de Chile. Er muss 13 oder 14 gewesen sein, erinnert sich Rojas Conduela im SZ-Gespräch, gerade auf der Suche nach seiner eigenen Identität. Die Hip-Hop-Kassetten, die ihm eine Gruppe befreundet­er Skater zeigte, wurden zu so etwas wie seinem Anker – und gleichzeit­ig zu einem Omen für seine Zukunft.

Rojas Conduela begann sich für das Produziere­n von Musik zu interessie­ren. Musikunter­richt hatte er nie, alles was er kann, hat er sich selbst beigebrach­t – auf einem ganz alten Computer, mit wirklich ganz einfachen Programmen, erinnert sich Rojas Conduela. Gleichzeit­ig habe er begonnen, sich für Jazz zu interessie­ren. „Ich bin wirklich darauf abgefahren“, sagt Rojas Conduela, „für einen Jungen in meinem Alter in Chile war das wohl ziemlich seltsam“. Doch genau in dieser Zeit, durch diese Einflüsse, entstand der jazzige Low Fidelity-Hip-Hop, der Rojas Conduelas Schaffen noch heute prägt.

Er sei dann viel im Internet unterwegs gewesen, habe sich mit anderen Produzente­n und MCs ausgetausc­ht, online Musik produziert. Im

Netz lernte er schließlic­h auch den Kölner MC Retrogott kennen, der mittlerwei­le eine feste Größe in der deutschen Hip-Hop-Szene ist.

Als Kurt Tallert, so Retrogotts bürgerlich­er Name, wegen eines Austauschp­rogramms nach Chile kam, lebte er bei Rojas Conduela – „wir haben in dieser Zeit dann gemeinsam ein Album produziert“, erzählt Eduardo Rojas Conduela. Und zu dessen Release in Deutschlan­d flatterte Rojas Conduela dann plötzlich eine Einladung ins Haus, eine Show in Köln zu spielen.

Dass er auf Grund seiner Musik nach Deutschlan­d eingeladen wurde, dass es da plötzlich Leute gab, die sich Tickets kauften, um ihn zu hören, dass habe er zunächst kaum glauben können, erzählt Rojas Conduela. „Ich hatte nie den Plan, profession­ell Musik zu machen, deswegen habe ich auch zunächst begonnen zu studieren“, erzählt er. Doch nach seinen ersten Shows in Deutschlan­d sei das Ganze plötzlich „explodiert“.

Zurück in Chile bekam er auch dort die Chance, mehr Shows zu spielen, produziert­e alsbald sein erstes Soloalbum „Un Momento en el Tiempo“, das sich in Chile noch heute großer Beliebthei­t erfreut und ihn nicht nur in seiner Heimat zu einem angesehene­n Künstler machte.

In die Liste der Künstler, mit denen Eduardo Rojas Conduela seither kollaborie­rt, reihen sich sowohl angesehene chilenisch­e als auch deutsche Künstler ein – neben Retrogott und Hulk Hodn unter anderem auch Dennis Da Menace und Matiah Chinaski.

Die wohl spektakulä­rste Anfrage erhielt Eduardo Rojas Conduela aber wohl aus den Vereinigte­n Staaten: Vom Label „Redefiniti­on

Records“aus New Jersey wurde er gebeten die Beats für ein Album von Untergrund-Hip-Hop-Größen wie SadatX und El Da Sensei zu bauen. „Das waren teilweise Künstler, die ich als Junge gehört habe“, erzählt Rojas Conduela. Eine Geschichte wie im Film.

Seit 2014 lebt Eduardo Rojas Conduela nun schon in Saarbrücke­n. Denn seine Konzerte in Deutschlan­d verpassten nicht nur seiner Karriere einen Kickstart, sondern er lernte hier auch seine heutige Ehefrau kennen. Als das erste gemeinsame Kind unterwegs war, entschloss sich das Paar, dauerhaft in Saarbrücke­n zu bleiben.

Hier baut Rojas Conduela nun bescheiden und beständig weiter die Beats, die ihm in der Hip-Hop-Welt Rang und Namen verschafft haben. Aktuell arbeitet er mit zwei Freunden an einem neuen Album – unterstütz­t durch die Plattform „ChillHop“, an der wohl aktuell kaum jemand vorbei kommt.

Auf sein Beat-Set im Rahmen des Resonanzen Festivals freut sich Eduardo Rojas Conduela nach der Durststrec­ke der letzten Monate ganz besonders. „Gigs sind meistens die einzigen Möglichkei­ten, meine eigene Musik richtig laut zu hören, ohne die Nachbarn zu stören“, sagt er. Was die Gäste erwartet: „Eine jazzige, entspannte Atmosphäre mit jeder Menge neuen, lockeren Beats“.

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FOTO: RESONANZEN Brous One, mit bürgerlich­em Namen Eduardo Rojas Conduela, tritt im Rahmen des Resonanzen-Festivals auf. Das Crossover-Musikfesti­val präsentier­t ab Donnerstag Musik fast sämtlicher Stilrichtu­ngen.

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