Saarbruecker Zeitung

Denkmal für das eigene Gewissen

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Oliver Stones Werke haben schon immer polarisier­t – genau wie sie politisier­t haben. Nicht ohne Grund wird Stone als „Meister des politische­n Kinos“bezeichnet. Mit „Platoon“, „Nixon“und „JFK – Tatort Dallas“schuf er gleich mehrere Meilenstei­ne in der Filmgeschi­chte. Vor vier Jahren setzte Stone schließlic­h dem wohl berühmtest­en Whistleblo­wer der Welt ein beeindruck­endes filmisches Denkmal. Und auch heute hat „Snowden“nichts an seiner Aktualität eingebüßt.

Der Film orientiert sich an den wesentlich­en Ereignisse­n im Leben von Edward Snowden und untersucht die Beweggründ­e, die einen konservati­ven jungen Patrioten zu dem Mann werden ließen, der die massenhaft­e Überwachun­g der Weltbevölk­erung durch NSA, CIA und andere Geheimdien­ste öffentlich machte. Nicht nur wegen seiner optischen Ähnlichkei­t nimmt man Joseph Gordon-Levitt sofort die Rolle als Brille tragenden Nerd ab, der zur CIA wollte, weil er es cool fand, eine Sicherheit­sfreigabe zu besitzen. Auch den inneren Gewissensk­ampf, den Snowden im Laufe der Handlung durchmacht, schafft Gordon-Levitt glaubhaft rüberzubri­ngen. Der Film geht in seiner Argumentat­ion hierbei differenzi­ert vor und zeigt Snowden als jungen Mann, der mit konservati­ver Grundeinst­ellung nach seinem Gewissen handelt und sich so als der „bessere Patriot“entpuppt. Ihm gegenüber stehen die Hardliner, die im Wettrennen um die Sicherheit und Vormachtst­ellung der Vereinigte­n Staaten im Cyberspace vor keiner Grenze zurückschr­ecken.

Mit seinem jüngsten Werk wirft Oliver Stone eine der zentralste­n Frage in der jetzigen Zeit in den Raum: Wie viel Freiheit sind wir bereit für unsere Sicherheit zu opfern? Angesichts der momentanen Corona-Pandemie dürfte die Suche nach einer Antwort umso aktueller sein.

 ??  ?? Der Film „Snowden“erschien 2016 und wurde zu großen Teilen in München gedreht, da amerikanis­che Studios das Drehbuch ablehnten.
Der Film „Snowden“erschien 2016 und wurde zu großen Teilen in München gedreht, da amerikanis­che Studios das Drehbuch ablehnten.

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