Denkmal für das eigene Gewissen
Oliver Stones Werke haben schon immer polarisiert – genau wie sie politisiert haben. Nicht ohne Grund wird Stone als „Meister des politischen Kinos“bezeichnet. Mit „Platoon“, „Nixon“und „JFK – Tatort Dallas“schuf er gleich mehrere Meilensteine in der Filmgeschichte. Vor vier Jahren setzte Stone schließlich dem wohl berühmtesten Whistleblower der Welt ein beeindruckendes filmisches Denkmal. Und auch heute hat „Snowden“nichts an seiner Aktualität eingebüßt.
Der Film orientiert sich an den wesentlichen Ereignissen im Leben von Edward Snowden und untersucht die Beweggründe, die einen konservativen jungen Patrioten zu dem Mann werden ließen, der die massenhafte Überwachung der Weltbevölkerung durch NSA, CIA und andere Geheimdienste öffentlich machte. Nicht nur wegen seiner optischen Ähnlichkeit nimmt man Joseph Gordon-Levitt sofort die Rolle als Brille tragenden Nerd ab, der zur CIA wollte, weil er es cool fand, eine Sicherheitsfreigabe zu besitzen. Auch den inneren Gewissenskampf, den Snowden im Laufe der Handlung durchmacht, schafft Gordon-Levitt glaubhaft rüberzubringen. Der Film geht in seiner Argumentation hierbei differenziert vor und zeigt Snowden als jungen Mann, der mit konservativer Grundeinstellung nach seinem Gewissen handelt und sich so als der „bessere Patriot“entpuppt. Ihm gegenüber stehen die Hardliner, die im Wettrennen um die Sicherheit und Vormachtstellung der Vereinigten Staaten im Cyberspace vor keiner Grenze zurückschrecken.
Mit seinem jüngsten Werk wirft Oliver Stone eine der zentralsten Frage in der jetzigen Zeit in den Raum: Wie viel Freiheit sind wir bereit für unsere Sicherheit zu opfern? Angesichts der momentanen Corona-Pandemie dürfte die Suche nach einer Antwort umso aktueller sein.