Euphorischer Weg in den Abgrund
Eigentlich will die alternde Witwe Sara Godlfarb in ihrem kleinen Brighton-Beach-Apartment doch nur eins: Endlich auch Kandidatin sein, in ihrer LieblingsTV-Show, in der die übergewichtigen Teilnehmer lernen abzuspecken. Außer dieser Show und ihrer Sucht nach Süßigkeiten gibt es nichts mehr in ihrem Leben, was sie glücklich macht. Ihren wertvollsten Besitz, den Fernseher, bringt ihr heroinabhängiger Sohn Harry regelmäßig zum Pfandleiher. Immer wieder holt sie ihn zurück, finanziert so seine Drogensucht, ohne es zu bemerken. Dann endlich: Sie wird vermeintlich zur Show eingeladen. Dafür beginnt sie mehr und mehr Appetitzügler zu schlucken, nimmt so rapide ab, wird aber auch abhängig davon und verliert immer mehr ihren Verstand. Parallel dazu rutscht auch ihr Sohn immer tiefer in die Sucht. Eine verwirrte, surreale Atmosphäre entsteht. Harry schwebt mit seiner ebenfalls abhängigen Freundin im seichten Heroin-Nebel. Sie erfahren Höhen, die in verzauberter, fast mystischer Schönheit, Freiheit, und Leichtigkeit dargestellt werden. Mutter und Sohn versinken in der weichen Scheinwelt, in der alles einfach und schön ist – zumindest solange sie an ihre jeweiligen Drogen kommen. Dem Regisseur Darren Aronofsky gelingt es, die Zuschauer ein immer bedrückender werdendes Gefühl von Schwere im Wechsel zur traumhaften Leichtigkeit, während des „High“von Harry, erleben zu lassen. Dafür zeigt er das Geschehen immer wieder aus den Augen der Protagonisten. Auch als schließlich nur noch die rohe Sucht übrig bleibt, die mit absoluter Härte mitreißt. Es ist düster, eklig, dreckig, gefühllos. Harrys Freundin übergeht jegliche Empfindung, als sie sich selbst prostituiert, um an Drogen zu kommen. Gefühle, die Liebe von beiden und auch ihre Körper sterben qualvoll und immer schneller ab. Was bleibt ist die Erinnerung an ihre Träume vom Glück.