Die Auswirkungen von Corona sind in jeder Liga zu spüren
Die saarländischen Topvereine HG Saarlouis und HSG Marpingen-Alsweiler bewerten die Lage vor dem Saisonstart als „ernst“. Hoffen auf mehr Fans.
Sportarten wie Handball, Eishockey oder Basketball eint in diesen Tagen vor allem eines: Sie alle stehen in der Corona-Krise vor einer ungewissen Zukunft. Nach dem Abbruch der letzten Saison gibt es auch im Handball-Saarland vor der Spielzeit 2020/2021, die am Wochenende beginnt, in nahezu allen Spielklassen noch Fragezeichen.
„Die Krise war ein schwerer Schlag für uns“, sagt Mathias Ecker, der sportliche Leiter des Männer-Drittligisten HG Saarlouis, der an diesem Sonntag um 17 Uhr beim VfL Gummersbach II in die Saison startet. „Die Lage ist ernst, wir müssen jeden Tag kämpfen“, berichtet Ecker. Besonders das Thema Zuschauer ist von existenzieller Bedeutung. „Wir sind ohne Fans auf Dauer nicht überlebensfähig“, sagt Ecker.
Der Verein hat ein umfassendes Hygienekonzept entwickelt, das am 10. Oktober im ersten Heimspiel
in der Stadtgartenhalle gegen die HSG Hanau greifen soll. „Wir werden alles dafür tun, dass wir vor möglichst vielen Zuschauern spielen können“, sagt Ecker. Man benötige jedoch das Vertrauen der Politik, um die Konzepte umsetzen zu können.
Angespannt ist die Lage auch bei der HSG Marpingen-Alsweiler, dem saarländischen Vertreter in der
3. Liga der Frauen, der am 17. Oktober mit einem Heimspiel gegen den
1. FC Köln in die Runde startet. „Wir sind bisher mit einem blauen Auge durch die Krise gekommen“, sagt Manfred Wegmann, 1. Vorsitzender der HSG. Die Sponsoren haben dem Verein die Treue gehalten. Die Zuschauerfrage ist auch im Nordsaarland eine Baustelle. Aktuell dürfen dank des Hygienekonzepts 100 Fans in die Halle. „Sollte es über die Saison dabei bleiben, wird dies finanziell und sportlich ein echter Kraftakt, ein erneuter Abbruch wäre ein schwerer Schlag“, sagt Wegmann.
Eine Etage tiefer, in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, treten unter anderem die HF Köllertal bei den Frauen und Aufsteiger TV Homburg bei den Männern an. „Die Einstellung des Spielbetriebs kam völlig überraschend. Trotz des Aufstiegs blieb ein bitterer Beigeschmack“, sagt Jörg Ecker, sportlicher Leiter des TVH, und übt an den momentan geltenden Beschränkungen Kritik. „Wir fühlen uns im Stich gelassen. Wir betreiben als Verein einen riesigen Aufwand, um Konzepte zu entwickeln, dürfen sie aber nicht umsetzen“, sagt er. Vor allem die fehlende Einheitlichkeit könne er nicht verstehen. „Warum gibt es kein einheitliches Konzept zur Hallennutzung im Saarland? Man kann die unterschiedlichen Regeln nicht mehr nachvollziehen“, klagt Ecker. Nicht einmal innerhalb Homburgs gebe es einheitliche Richtlinien.
Die HF Köllertal kämpfen ebenso mit gestiegenen Anforderungen. „Es ist ein erheblicher Mehraufwand nötig, um das Hygienekonzept umzusetzen und vor aktuell 50 Zuschauern spielen zu können. Von den örtlichen Behörden werden wir aber gut unterstützt“, sagt der Vorsitzende Lukas Huwig. Mit einer Anzahl von 100 Zuschauern käme der Verein gut über die Saison, ohne in Schwierigkeiten zu geraten. Er betont aber: „Sollte es noch mal zu einem Abbruch kommen, mache ich mir ernsthafte Sorgen um den saarländischen Handball.“
In der Saarlandliga der Frauen und Männer müssen sich Vereine wie die HSG Dudweiler/Fischbach und der TV Merchweiler ebenfalls den neuen Umständen anpassen. „Es ist eine schwierige Situation für uns“, sagt HSG-Geschäftsführer Tim Kipper. Eine Saison ohne Zuschauer sei finanziell und sportlich eine erhebliche Belastung. Die bisherigen Einnahmeausfälle konnte der Verein dank solider Finanzen auffangen.
Dies ist auch in Merchweiler der Fall. Dort freut man sich über die Genehmigung des Hygienekonzepts. „Wir können damit für die Saison gut leben, auch wenn es Einbußen bedeutet“, sagt Simon Jost, sportlicher Leiter des TVM. Ob man den erheblichen Aufwand für die Teams in den unteren Ligen bis zur Kreisliga betreiben könne, sei aber nicht klar. Somit könnten die Auswirkungen der Pandemie auch in den untersten Klassen spürbar werden.