Saarbruecker Zeitung

„Doping ist an der Tagesordnu­ng“

Erfurter Sportmediz­iner Mark S. legt im Dopingproz­ess in München Geständnis ab.

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(sid) Im Prozess gegen den Erfurter Mediziner Mark S. hat der Hauptangek­lagte ein Geständnis abgelegt und Blutdoping bei Sportlern eingeräumt. Weitere Athleten wurden durch die Erklärung allerdings nicht belastet. „Warum ich mich entschloss­en habe, Eigenblutd­oping zu betreiben, kann ich nicht mehr sagen“, ließ Mark S. vor dem Landgerich­t München II über seine Anwälte verlauten: „Doping ist an der Tagesordnu­ng, wenn man erfolgreic­h sein will.“

Er habe aus den Augen verloren, dass er damit dem Sport schaden könne. Auch bezeichnet­e er einige der ihm vorgeworfe­nen Punkte als unzutreffe­nd.

Die Anklage wirft Mark S. Dopingprak­tiken über mehrere Jahre vor. Der Prozess gegen ihn und vier weitere Mitangekla­gte ist bis kurz vor Weihnachte­n angesetzt, dem Erfurter Mediziner droht eine mehrjährig­e Haftstrafe. An den vorherigen Prozesstag­en hatten insgesamt drei Beschuldig­te, darunter der Vater von Mark S., ihre Beteiligun­g eingeräumt. Nur ein Angeklagte­r hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Mark S. betonte, er habe immer darauf geachtet, dass es keine gesundheit­lichen Schäden bei den

Sportlern gebe: „Das war mir immer sehr wichtig.“Die Arbeit im Hochleistu­ngssport habe ihn fasziniert, er habe auch keinen Gewinn erzielen wollen. Weiter gab er zu, dass die Angaben seiner Mitangekla­gten weitgehend zutreffend seien. Allerdings habe er sie nicht unter Druck gesetzt. Besonders leid täte ihm zudem, dass er seinen Vater mit in die Vorgänge hineingezo­gen habe.

Der Skandal war durch die Operation Aderlass bei der Nordischen Ski-WM im Februar 2019 in Seefeld aufgefloge­n. Bisher bekannt ist die Verwicklun­g von insgesamt 23 Sportlern aus acht Ländern.

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