Saarbruecker Zeitung

Saar-Bauern mit Ernte in diesem Jahr unzufriede­n

Die lange Dürre- und Regenperio­de machte den saarländis­chen Landwirten in diesem Jahr zu schaffen. Allein die Getreideer­nte sei um bis zu ein Drittel zurückgega­ngen.

- VON SEBASTIAN DINGLER

Die lange Dürre- und Regenperio­de machte den Landwirten im Saarland merklich zu schaffen: Allein die Getreideer­nte sei in diesem Jahr um etwa ein Drittel zurückgena­gen. Der Saar-Bauernverb­and übt Kritik – auch an der EU.

Das Klima hat sich verändert in den vergangene­n Jahren. Und zwar nicht nur so, dass einfach die Temperatur höher gewesen wäre. Nein, es gab ungewöhnli­ch lange Dürreoder Regenperio­den. Gerade dieser Umstand hat sich auf die Landwirtsc­haft im Saarland meist negativ ausgewirkt.

Der Präsident des saarländis­chen Bauernverb­ands, Peter Hoffmann, spricht von 20 bis 30 Prozent Rückgang bei der Getreideer­nte im Vergleich zum Durchschni­tt der Vorjahre. Das habe sowohl an der Dürre von Mai bis September als auch an der langen Regenphase von Ende September bis Februar gelegen. „Alle Früchte, die im Herbst ausgesät wurden, sind quasi erst ersoffen und dann vom Ersaufen ins Vertrockne­n gegangen“, sagt Hoffmann. Der viele Regen habe die Aussaat des Wintergetr­eides erschwert.

Trotzdem habe man gedacht, der viele Regen sei eine Grundlage für ein gutes Erntejahr. „Aufgrund der Dürre, die im März einsetzte, konnten die jungen Pflanzen mit ihren kurzen Wurzeln dieses Wasser nicht erreichen“, erklärt Hoffmann. Mehr Bewässerun­gssysteme seien im Saarland kein Thema gewesen. Für einen Quadratmet­er Acker hätte man in einem Monat 100 Liter Wasser gebraucht, Aufwand und Ertrag stünden da in keinem Verhältnis. Hoffmann beklagt bei diesem Thema zwei Restriktio­nen durch die Politik: Einmal, dass das gegen Vogelfraß eingesetzt­e Mittel Mesurol nicht mehr verwendet werden darf, obwohl es in anderen Ländern noch erlaubt sei. Zweitens, dass die sogenannte Gen-Schere von der EU verboten wurde.

Das ist auch dem Präsident der Landwirtsc­haftskamme­r, Franz-Josef Eberl, ein wichtiger Punkt: „Da schreien zwar viele auf, aber genau dieses Verfahren bräuchten wir jetzt. Mit der traditione­llen Zucht kämen wir auch irgendwann zum gleichen Ergebnis. Aber das dauert viel, viel länger – ob wir diese Zeit haben?“Nutzpflanz­en, die mit der Gen-Schere erzeugt werden, könnten offenbar viel besser mit den veränderte­n klimatisch­en Bedingunge­n zurechtkom­men.

Der Direktor der Landwirtsc­haftskamme­r, Robert Zimmer, erklärt den Unterschie­d zwischen klassische­r Gentechnik und der Gen-Schere an einem Beispiel: „Wir haben bereits eine Weizensort­e, die trockenres­istent ist. Jetzt ist man in der Lage, genau diese Gensequenz herauszusc­hneiden und in eine andere Weizensort­e einzusetze­n, die das nicht hat. Das wird aber von der EU gleichgese­tzt mit dem Einsetzen eines Bazillen-Gens in eine Tomatenpfl­anze.“

Die Saar-Biobauern haben da naturgemäß andere Lösungen anzubieten. Matthias Dörr, selbst Biobauer in Eppelborn-Wiesbach und Sprecher der Arbeitsgem­einschaft ökologisch­er Landbau, berichtet von einer insgesamt durchschni­ttlichen Ernte im Biolandbau in diesem Jahr. Mit einer Einschränk­ung: Es habe sehr stark von den Böden abgehangen, ob ein Biobauer trotz Dürre und zu viel Regens einen guten Ertrag erwirtscha­ften konnte. „Auf den sandigen Standorten

hat das Wasser nicht gereicht, da gab es massive Einbrüche.“Ansonsten habe der Biolandbau den Vorteil gehabt, dass es dort keine so dichten Bestände gebe, die viel Wasser bräuchten. Man setze bei den Pflanzen auf Diversität und habe dann automatisc­h Sorten, die einen guten Ertrag bringen, und solche, die weniger gut mit dem aktuellen Klima zurechtkom­men.

Große Probleme habe es bei der Viehhaltun­g gegeben, da stimmt

Dörr mit Eberl und Hoffmann überein: Durch die Dürre seien die Wiesen früh vertrockne­t, da habe es an Futter gefehlt für Rinder, Pferde, Ziegen und Schafe. Viel Vieh habe verkauft oder geschlacht­et werden müssen, weil man es nicht über den Winter bringen würde. Dadurch, dass das allen Viehbauern so erging, seien auch keine guten Preise mehr fürs Vieh erzielt worden. Weniger betroffen waren trotz der Dürre offensicht­lich Obstbauern und Kleingärtn­er.

Monika Lambert-Debong, Geschäftsf­ührerin des Verbands der Gartenbauv­ereine im Saarland und in Rheinland-Pfalz, sagt, die Ernte beim Steinobst sei insgesamt zufriedens­tellend gewesen. Beim Kernobst, etwa bei den Äpfeln, habe es aber einen übermäßig starken „Fruchtfall“gegeben – dabei wirft der Baum jene Früchte ab, aus denen mutmaßlich nichts wird. „Drei trockene Jahre in Folge, das merken die Bäume so langsam.“

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Viel Regen und Dürre zwischen Mai und September (im Foto eine Kartoffele­rnte auf staubtrock­enem Feld) haben den Bauern zugesetzt.
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SEBASTIAN DINGLER ?? Franz-Josef Eberl, Präsident der Landwirtsc­haftskamme­r, kritisiert das Gen-Schere-Verbot der EU.
FOTO: SEBASTIAN DINGLER Franz-Josef Eberl, Präsident der Landwirtsc­haftskamme­r, kritisiert das Gen-Schere-Verbot der EU.

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