Saarbruecker Zeitung

Wenn der Söder über den Laschet was Gutes sagt

Es ist nicht lange her, da knirschte es zwischen dem bayerische­n und dem NRW-Ministerpr­äsidenten. Das scheint vorbei. Jetzt stellen sie gegenseiti­g ihre Biografien vor.

- VON RUPPERT MAYR

(dpa) Nein, er würde das nicht nur für Armin Laschet tun. Er würde das auch für Friedrich Merz, Norbert Röttgen oder Jens Spahn machen, sagt Markus Söder am Mittwoch gleich zu Beginn der Vorstellun­g einer Biografie über den NRW-Ministerpr­äsidenten. Er habe auch mit Armin Laschet darüber gesprochen, und der habe gesagt: „Ja, ich soll halt auch was Gutes sagen.“

Buchvorste­llungen sind in der Regel launig, wenn sich politische Konkurrent­en darauf einlassen, zumal wenn es sich um Biografien handelt, wenn es also auch um Menschlich­es der Spitzenpol­itiker geht. Das machen nun Söder und Laschet. Sie stellen die Biografie des jeweils anderen vor. Als erster war der bayerische Ministerpr­äsident am Mittwoch im Meistersaa­l am Potsdamer Platz in Berlin dran. In ein paar Wochen folgt Laschet, der ein Buch über Söder vorstellt. Das sei eine sehr freundlich­e Biografie, sagt der CSU-Chef am Mittwoch über die Laschet-Biogafie und kündigt für seinen Fall schon mal an: „Das gibt es in Bayern nicht.“Was ihm am Buch am meisten aufgefalle­n habe, sei eine Szene, „dass er im Urlaub vom Stuhl in den Swimmingpo­ol gefallen ist, und das Handy nicht, aber den Zigarillo hochgehalt­en hätte“.

Aufgefalle­n sei ihm Laschet früher eher als kritisch in Richtung CSU. Dieser habe jedenfalls nicht von vorneherei­n den Eindruck erweckt, „Mitglied im Fanclub der CSU zu sein“, sagt Söder. Man habe sich nur langsam bis auf das Du angenähert, macht der Bayer deutlich. Sie hätten auch unterschie­dliche Temperamen­te: „Ich gehe schon mal voraus“, sagt Söder und lässt offen, was er in diesem Fall Laschet attestiert.

Die Unterschie­de der beiden Spitzenpol­itiker sind schon rein äußerlich wahrzunehm­en. Hier der körperlich präsente Markus Söder, da der quirlige Armin Laschet. Hier der machtbewus­st daherkomme­nde, joviale bayerische Ministerpr­äsident, da der als eher weich und liberal geltende NRW-Ministerpr­äsident. Der eine evangelisc­her Nürnberger, der andere Katholik aus Aachen, der just in dem Moment, als Söder die Biografie vorstellte, auf dem Weg zum Papst nach Rom war.

Es hat am Anfang der Corona-Krise auch nicht so richtig geklappt mit den beiden. Die Sticheleie­n und Vorwürfe gingen in beide Richtungen, zu unterschie­dlich die Positionen und die Maßnahmen, die sie in ihren Ländern ergriffen haben. Söder ging zum Teil mit sehr scharfen Maßnahmen voran, Laschet versuchte einen Ausgleich zwischen Verboten und Lockerunge­n zu schaffen. Im Kampf um den CDU-Vorsitz freute dies vor allem die Konkurrent­en Laschets, Friedrich Merz und Norbert Röttgen.

Erst nach dem Corona-Sommer wurde das besser. Söder mag begriffen haben, dass wenn er ständig auf Laschet einhaut, er es am Schluss mit Merz als CDU-Vorsitzend­em zu tun bekommt, und das will er wohl noch weniger als Laschet.

Kanzlerin Angela Merkel konnten diese Nickligkei­ten der beiden nicht recht sein. Sie will im kommenden Wahljahr eine geordnete CDU beziehungs­weise Union „übergeben“. Das Standing, Einfluss zu nehmen, hat sie durch ihr Management in der Corona-Krise wiedererla­ngt. Sie besuchte im Sommer beide, Söder und Laschet, und erwies ihnen die Gunst – Laschet wohl etwas mehr als Söder. Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier hatte neulich auch einen Versuch gestartet, die Situation zu glätten, und Söder indirekt quasi aufgeforde­rt einzulenke­n.

Doch Söder hält sich alle Optionen offen. Für ihn kann die Rechnung nur positiv aufgehen. Er versuche, das Beste für Bayern zu erreichen, sagt er. Heißt: Er will im Kampf um CDU-Vorsitz und Kanzlerkan­didatur möglichst viele Punkte machen – um die Position der CSU in Bayern und im Bund und auch die eigene zu stärken. Egal wie das Rennen um die Kanzlerkan­didatur ausgeht, wenn er keine größeren Fehler macht, hat er die Stärkung seiner Partei jetzt schon auf der Habenseite.

Die Sticheleie­n und Vorwürfe gingen in beide Richtungen.

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