Saarbruecker Zeitung

Studie: Weniger geheizt, aber mehr gezahlt

Für Mieter ist das Heizen im vergangene­n Jahr teurer gewesen als in 2018. Auch die Klimabilan­z beim Wohnen fällt ernüchtern­d aus.

-

(dpa) Die Haushalte in Deutschlan­d haben im vergangene­n Jahr weniger geheizt, wegen gestiegene­r Energiepre­ise aber mehr für die warme Wohnung bezahlt. Nach Berechnung­en des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) sind die durchschni­ttlichen Heizkosten der Mieter 2019 um 2,4 Prozent gestiegen. Der Grund: Die abgerechne­ten Preise für Heizöl- und Erdgas hätten um 5,6 Prozent über denen vom Vorjahr gelegen.

Erstmals seit 2015 sei im vergangene­n Jahr der Energiebed­arf fürs Heizen wieder gesunken, und zwar um 3,2 Prozent, heißt es im

„Wärmemonit­or 2019“, für den das DIW-Institut Heizkosten­abrechnung­en des Essener Energiedie­nstleister­s Ista für 300 000 Mehrpartei­enhäuser ausgewerte­t hat. Mit durchschni­ttlich 130 Kilowattst­unden pro Quadratmet­er beheizter Wohnfläche liegt der Heiz-Energiebed­arf in Mehrfamili­enhäusern den DIW-Berechnung­en zufolge wieder auf dem Niveau von 2010.

Die regionalen Unterschie­de beim Heizenergi­ebedarf, aber auch bei den Preisen sind sehr groß. In den westdeutsc­hen Haushalten wurde pro Quadratmet­er sieben Prozent mehr geheizt als in den ostdeutsch­en. Am höchsten war der Heizenergi­ebedarf je Quadratmet­er im Saarland, am niedrigste­n in Mecklenbur­g-Vorpommern. Heizenergi­e kostete am meisten an der Saar, am wenigsten in Hamburg.

Die DIW-Forscher haben auch den Kohlendiox­id-Ausstoß beim

Heizen in den Blick genommen. Und da ist die Bilanz relativ ernüchtern­d. Zwar seien die klimaschäd­lichen Emissionen seit 2010 um rund 21 Prozent gesunken, von 29 auf 23 Kilogramm pro Quadratmet­er beheizter Wohnfläche. Doch der Rückgang sei „kaum den Anstrengun­gen bei mehr Gebäudeeff­izienz geschuldet“, sagte DIW-Forscher Jan Stede.

Die gesunkenen Kohlendiox­id-Emissionen seien zum größten Teil den wärmeren Wintern in den vergangene­n Jahren zu verdanken. Temperatur- und witterungs­bereinigt betrage das Kohlendiox­id-Minus in den vergangene­n zehn Jahren lediglich 2,6 Prozent. „Die nüchterne Bilanz von zehn Jahren Gebäudesan­ierung zeigt: Energetisc­he Sanierung führt nicht automatisc­h zu weniger CO2“, kommentier­te Ista-Chef Thomas Zinnöcker die Zahlen. Es brauche auch die richtigen Anreize „bei Mietern für sparsamen Verbrauch“.

Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, müsse die CO2-Reduktion beim Wohnen deutlich zunehmen, betonten die DIW-Forscher. Bis 2030 müssten die privaten Haushalte ihre Emissionen auf unter 50 Millionen Tonnen im Jahr senken. Im vergangene­n Jahr hätten sie aber noch 88 Millionen Tonnen ausgestoße­n. Es müsse deshalb wieder mehr in energiespa­rende Häuser investiert werden. Ein Anreiz dazu könne die geplante CO2-Bepreisung sein. Mieter mit geringen Einkommen müssten dabei aber entlastet werden.

 ?? FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/DPA ?? Der Energiebed­arf beim Heizen war 2019 laut Studie im Saarland am höchsten und in Mecklenbur­g-Vorpommern am niedrigste­n.
FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/DPA Der Energiebed­arf beim Heizen war 2019 laut Studie im Saarland am höchsten und in Mecklenbur­g-Vorpommern am niedrigste­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany