Saarbruecker Zeitung

Thyssen-Krupp präzisiert Pläne zum Jobabbau in Wadern-Lockweiler

230 Stellen sollen in dem neu geschaffen­en Bereich Karosserie­bau in Deutschlan­d wegfallen. Wie viele im Saarland wegfallen, ist offen. Die IG Metall ist sauer.

- VON DAVID SEEL

Der Industriek­onzern Thyssen-Krupp hat seine Pläne zur Aufspaltun­g seiner Autozulief­erersparte System Engineerin­g und dem daraus resultiere­nden Stellenabb­au, der auch das Werk in Wadern-Lockweiler betrifft, konkretisi­ert. Weltweit will der Konzern 800 Jobs streichen, davon 500 in Deutschlan­d. 230 von diesen sollen in dem neuen Teilbereic­h Karosserie­bau, zu dem auch der Standort Lockweiler gehört, wegfallen, die restlichen 270 in der zweiten neuen Sparte Antriebsun­d Batteriemo­ntage. Neben Lockweiler gehören zum Karosserie­bau Werke in Baden-Württember­g. „Die Standorte in der Batteriefe­rtigung liegen größtentei­ls im Norden der Republik“, erklärte ein Konzernspr­echer. „Wie viele Stellen pro Standort wegfallen sollen, ist derzeit Gegenstand der Gespräche mit den Betriebsrä­ten“, sagte er. „Wir hoffen, dass es im Frühjahr 2021 zu einer Einigung kommt.“

Im Wesentlich­en sei der geplante Abbau auf zwei Punkte zurückzufü­hren. „Zum einen bringt die Auflösung einer großen Struktur Veränderun­gen in der Verwaltung mit sich“, sagte der Sprecher. „Zum anderen hat sich der Markt in der Corona-Krise deutlich verschlech­tert.“Darum seien auch Arbeitsplä­tze in der Produktion betroffen. Aktuell arbeiten in Lockweiler noch 1100 Menschen.

Laut dem Konzern soll er Abbau „sozialvert­räglich“vonstatten­gehen. So werde derzeit ein Sozialplan mit einem „Interessen­ausgleich“für die betroffene­n Mitarbeite­r ausgearbei­tet, sagte der Sprecher. „Betriebsbe­dingte Kündigunge­n wollen wir nach Möglichkei­t vermeiden. Das hat in der Vergangenh­eit auch immer so funktionie­rt.“

Die Pandemie spiele sicher eine Rolle, sagt auch Thorsten Dellmann, 2. Bevollmäch­tigter der Gewerkscha­ft IG Metall in Saarbrücke­n. Letztlich sei „Corona aber nur ein Feigenblat­t“für viel gravierend­ere Probleme im Konzern. Denn der Stellenabb­au sei für den Standort Lockweiler bereits der dritte in Folge in zwei Jahren. „Diese ganzen Maßnahmen dienen ja nur dazu, den Konzern überlebens­fähig zu machen, aber ist er damit auch überlebens­fähig?“

Dellmann spricht bei Thyssen-Krupp von einem „Untoten“. Gerade die neu geschaffen­e Sparte Karosserie­bau stehe aufgrund der Krise der Automobili­ndustrie vor gewaltigen Problemen. „Die Autoherste­ller sind derart verunsiche­rt, dass sie neue Modelle nicht einmal mehr projektier­en.“Entspreche­nd sei der Markt für Karosserie­bauer schlicht

„leergefegt“, sagt der Gewerkscha­fter. „Die Frage ist jetzt: ‚Kann Thyssen-Krupp das überhaupt schaffen?’“Verschärft werde die Situation durch hausgemach­te Probleme. So sei die Aufzugsspa­rte, die der Konzern kürzlich abgespalte­n hat, „der Bereich, mit dem Thyssen-Krupp Geld verdiente“, sagt Dellmann. „Der wurde einzig und allein deswegen verkauft, um die Investoren zufriedenz­ustellen“, so der Gewerkscha­fter. „Vor zwei Jahren hieß es noch: ‚Wir trennen uns vom Stahl’, und jetzt heißt es plötzlich: ‚Der Stahl ist unser Kerngeschä­ft’.“

Wie die IG Metall auf die Pläne des Industriek­onzerns reagieren will, wird laut Dellmann derzeit diskutiert. Aktuell werde an einem entspreche­nden Konzept gearbeitet, das der Belegschaf­t spätestens in zwei Wochen vorgelegt werden solle. „Wir werden entscheide­n, ob wir den Prozess begleiten werden, oder ob wir ihn eben nicht begleiten werden.“

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FOTO: BECKERBRED­EL Aktuell arbeiten noch insgesamt 1100 Menschen am Thyssen-Krupp-Standort in Lockweiler.

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