Thyssen-Krupp präzisiert Pläne zum Jobabbau in Wadern-Lockweiler
230 Stellen sollen in dem neu geschaffenen Bereich Karosseriebau in Deutschland wegfallen. Wie viele im Saarland wegfallen, ist offen. Die IG Metall ist sauer.
Der Industriekonzern Thyssen-Krupp hat seine Pläne zur Aufspaltung seiner Autozulieferersparte System Engineering und dem daraus resultierenden Stellenabbau, der auch das Werk in Wadern-Lockweiler betrifft, konkretisiert. Weltweit will der Konzern 800 Jobs streichen, davon 500 in Deutschland. 230 von diesen sollen in dem neuen Teilbereich Karosseriebau, zu dem auch der Standort Lockweiler gehört, wegfallen, die restlichen 270 in der zweiten neuen Sparte Antriebsund Batteriemontage. Neben Lockweiler gehören zum Karosseriebau Werke in Baden-Württemberg. „Die Standorte in der Batteriefertigung liegen größtenteils im Norden der Republik“, erklärte ein Konzernsprecher. „Wie viele Stellen pro Standort wegfallen sollen, ist derzeit Gegenstand der Gespräche mit den Betriebsräten“, sagte er. „Wir hoffen, dass es im Frühjahr 2021 zu einer Einigung kommt.“
Im Wesentlichen sei der geplante Abbau auf zwei Punkte zurückzuführen. „Zum einen bringt die Auflösung einer großen Struktur Veränderungen in der Verwaltung mit sich“, sagte der Sprecher. „Zum anderen hat sich der Markt in der Corona-Krise deutlich verschlechtert.“Darum seien auch Arbeitsplätze in der Produktion betroffen. Aktuell arbeiten in Lockweiler noch 1100 Menschen.
Laut dem Konzern soll er Abbau „sozialverträglich“vonstattengehen. So werde derzeit ein Sozialplan mit einem „Interessenausgleich“für die betroffenen Mitarbeiter ausgearbeitet, sagte der Sprecher. „Betriebsbedingte Kündigungen wollen wir nach Möglichkeit vermeiden. Das hat in der Vergangenheit auch immer so funktioniert.“
Die Pandemie spiele sicher eine Rolle, sagt auch Thorsten Dellmann, 2. Bevollmächtigter der Gewerkschaft IG Metall in Saarbrücken. Letztlich sei „Corona aber nur ein Feigenblatt“für viel gravierendere Probleme im Konzern. Denn der Stellenabbau sei für den Standort Lockweiler bereits der dritte in Folge in zwei Jahren. „Diese ganzen Maßnahmen dienen ja nur dazu, den Konzern überlebensfähig zu machen, aber ist er damit auch überlebensfähig?“
Dellmann spricht bei Thyssen-Krupp von einem „Untoten“. Gerade die neu geschaffene Sparte Karosseriebau stehe aufgrund der Krise der Automobilindustrie vor gewaltigen Problemen. „Die Autohersteller sind derart verunsichert, dass sie neue Modelle nicht einmal mehr projektieren.“Entsprechend sei der Markt für Karosseriebauer schlicht
„leergefegt“, sagt der Gewerkschafter. „Die Frage ist jetzt: ‚Kann Thyssen-Krupp das überhaupt schaffen?’“Verschärft werde die Situation durch hausgemachte Probleme. So sei die Aufzugssparte, die der Konzern kürzlich abgespalten hat, „der Bereich, mit dem Thyssen-Krupp Geld verdiente“, sagt Dellmann. „Der wurde einzig und allein deswegen verkauft, um die Investoren zufriedenzustellen“, so der Gewerkschafter. „Vor zwei Jahren hieß es noch: ‚Wir trennen uns vom Stahl’, und jetzt heißt es plötzlich: ‚Der Stahl ist unser Kerngeschäft’.“
Wie die IG Metall auf die Pläne des Industriekonzerns reagieren will, wird laut Dellmann derzeit diskutiert. Aktuell werde an einem entsprechenden Konzept gearbeitet, das der Belegschaft spätestens in zwei Wochen vorgelegt werden solle. „Wir werden entscheiden, ob wir den Prozess begleiten werden, oder ob wir ihn eben nicht begleiten werden.“