„FFP2-Masken sind eher in der Medizin sinnvoll“
Der Virologe an der Uniklinik des Saarlandes über die Funktionsweise der FFP2-Masken, wer sie tragen sollte und wie man sie reinigt.
Nachdem Saar-Innenminister Klaus Bouillon (CDU) 45 000 FFP2-Masken an Lehrer ausgegeben hat, kam es zum Streit in der von der CDU und SPD geführten Landesregierung. Bisher erhielten nämlich nur Lehrkräfte, die zu einer Risikogruppe gehörten, die hochwertigeren Masken. Die SZ sprach mit Dr. Jürgen Rissland, Virologe an der Uniklink des Saarlandes, über die Funktionsweise der FFP2-Masken – und wo es Sinn macht, sie zu tragen.
Wie unterscheiden sich die FFP2-Masken von den herkömmlichen Mund-Nasen-Masken?
RISSLAND Sie schließen dichter ab. Die FFP1-Masken haben beispielsweise eine Leakage- (also Undichtigkeits-) Rate, die maximal 22 Prozent betragen darf. FFP2-Masken haben eine Rate von maximal acht und FFP3-Masken von drei Prozent. Bei dem normalen Mund-Nasen-Schutz ist es so, dass man diese Leakage-Werte nicht standardmäßig evaluiert. Weil diese Masken eigentlich getragen werden, damit man einen Fremdschutz hat. Wenn wir ausatmen, saugt das Tuch die Flüssigkeit auf, damit nichts nach außen dringen kann. Die FFP-Masken gewähren auch den Eigenschutz.
Für wen ist es sinnvoll, eine FFP2-Maske zu tragen, und für wen nicht?
RISSLAND Es ist eine Frage der Bedürftigkeit, also in welchem Umfeld man tätig ist. FFP2-Masken sind eher im medizinischen Umfeld eine sinnhafte Maßnahme. Im öffentlichen Raum werden diese Masken nicht unbedingt empfohlen. Oder andersrum: Es ist nicht notwendig, weil wir da von einer anderen Schutzwirkung ausgehen. Außerdem muss man vor dem Tragen solcher Masken auch eingewiesen werden. Es hilft nur bis zu einem gewissen Grad, wenn man sie lediglich einfach überzieht.
Für wie lange sollten man diese Masken tragen?
RISSLAND Zunächst einmal: FFP-Masken gibt es mit und ohne Ausatmungsventil. Das Ventil hat zwar den Vorteil, dass die Maske angenehmer und länger getragen werden kann. Aber der Fremdschutz wird in gewisser Weise relativiert. Der Filter öffnet sich, wenn man ausatmet. Das heißt, der Träger kann die Tröpfchen und Aerosole verströmen. Zu den Tragezeiten: Das ist individuell unterschiedlich. Es gibt gängige Empfehlungen etwa im Rahmen der Unfallverhütungsund Arbeitsschutzvorschriften. Normalerweise sollte man Masken mit Ausatmungsventil nach zwei Stunden ablegen, Masken ohne Ausatmungsventil nach 75 Minuten.
Wie hoch ist die Belastung für den Körper durch die dichteren Masken?
RISSLAND Das hängt auch vom Grad der körperlichen Aktivität ab. Arbeitet man stark körperlich, ist die Belastung natürlich ungleich höher. Beim Sitzen wird man es dagegen nur begrenzt merken.
Machen FFP2-Masken in Schulen
Sinn?
RISSLAND Wenn sie vorhanden sind, kann man sie natürlich verwenden. Man kann mit den FFP2-Masken natürlich einen höheren Fremd- und Eigenschutz erreichen. Man muss aber in Kauf nehmen, dass man die Maske nach einer gewissen Zeit abnehmen und wechseln muss.
Wie oft sollte man die Masken wechseln beziehungsweise reinigen?
RISSLAND Reinigen braucht man sie nicht unbedingt, denn viele Hersteller geben durch die Aufschrift „NR“ (non resuable) einen Einmalgebrauch für die Dauer von etwa acht Stunden vor. Bei Lieferengpässen kann man aber diesen Typ ebenso wie die wiederwendbaren Masken („R“) mehrfach benutzen. Man sollte dann jedoch mehrere Masken haben und diese reihum anziehen. Nach dem Tragen sollten die Masken zum Trocknen aufgehängt werden. Das reicht auch eigentlich aus, weil die Viren auf unbelebten Oberflächen nur eine begrenzte Zeit überleben können. Allerdings muss man darauf achten, dass man seine persönlichen Masken entsprechend kennzeichnet.
Also braucht man die Masken nicht in der Waschmaschine zu waschen oder zu erhitzen?
RISSLAND Nein, das muss man nicht. Richtig trocknen lassen reicht aus.
Legt man aber die Masken einfach zur Seite oder stopft sie in die Hosentasche, ist dann der Nährboden für Viren und Bakterien nicht ungemein größer?
RISSLAND Jein. Hygienisch ist ein solches Vorgehen auf jeden Fall nicht. Wir wissen aber, dass die Übertragungsgefahr durch kontaminierte Oberflächen bei dem neuen Coronavirus relativ gering ist. Bislang haben wir keinen Hinweis darauf, dass diese so genannten Kontaktinfektionen überhaupt eine beachtenswerte Rolle spielten. Das gilt auch für Nahrungsmittel, die man angefasst hat. Auch da ist die Übertragungsgefahr praktisch nicht existent – oder jedenfalls nicht beschrieben worden. In der Regel sind es Tröpfcheninfektionen und zu einem deutlichen niedrigerem Umfang die Aerosole, die uns beschäftigen.