Saarbruecker Zeitung

„Eine Katastroph­e für die Landwirte“

Manche Obst- und Gemüsebaue­rn freuten sich dieses Jahr über hohe Erträge. Die Dürre belastet die Landwirte dennoch massiv.

- VON HEIKO LEHMANN

Landwirt Wolfgang Kessler vom Gut Hartungsho­f in Bliesransb­ach muss lange überlegen, bis ihm etwas einfällt, was an der diesjährig­en Ernte positiv war: „Der frühe Weizen, den wir im vergangene­n Jahr im September gesät haben, war ganz gut“, sagt er, „ansonsten war das insgesamt noch weniger als durchwachs­en. Und das war jetzt das dritte Jahr in Folge.“

Für Wolfgang Kessler aber noch kein Grund zum Aufatmen: „Im vergangene­n Jahr hat es fast den ganzen Winter durch geregnet. Das ist auch sehr schlecht. Es war in den vergangene­n Jahren so, dass es in einer Jahreshälf­te fast nur geregnet hat und in der anderen Jahreshälf­te so gut wie gar nicht. Das ist eigentlich eine Katastroph­e für die Landwirte.“

Die Trockenhei­t im vergangene­n Sommer hat auch dazu geführt, dass die Obstbäume zum Selbstschu­tz zu früh ihr Obst abgeworfen haben. Dennoch war die Obsternte in diesem Jahr sehr gut. „Die Keller sind voll mit Obst und Gemüse aus dem Garten. Die Ernte fast überall weit über dem Durchschni­tt“, sagt Jutta Peter, die Vorsitzend­e des Kreisverba­ndes Saarbrücke­n der Obst- und Gartenbauv­ereine im Saarland.

Angefangen hat das gute Obstjahr bereits vor dem Sommer mit einer Rekord-Kirschener­nte. Die Menschen wussten teilweise überhaupt nicht mehr wohin mit den ganzen Kirschen und haben sie an Freunde und Bekannte verschenkt. Es gab auch Menschen, die stellten Schilder in ihre Gärten und luden zum kostenlose­n Kirschener­nten ein. Trotzdem: Auch Jutta Peter spricht von einem zu trockenen Sommer, in dem man jeden Tag viel Wasser zum Gießen in den Garten schleppen musste. „Ich kann mich aber noch an die 50er Jahre erinnern. Da war es auch zu heiß. Es durften keine Autos gewaschen werden, und im Garten durfte man nicht mehr gießen. Es gab auch früher schon sehr trockene Jahre“, weiß die 73-Jährige aus Rilchingen-Hanweiler.

Wenn sich die Obst- und Gartenbaue­rn über die Ernte freuen, dann freuen sich die Imker in der Regel ebenfalls. Und genau so war es auch in diesem Jahr. „Das Honigjahr war sehr gut. Die Bienen kommen mit der Trockenhei­t eigentlich ganz gut klar“, sagt Thomas Rothenberg­er, der stellvertr­etende Vorsitzend­e im Kreisverba­nd der Imker. Er hat seine Bienenvölk­er im Urwald vor Saarbrücke­n.

Die Trockenhei­t brachte für ihn sogar Vorteile mit sich. „Ich habe mich auch mit anderen Imkern ausgetausc­ht, und wir haben in diesem Sommer alle das Gleiche erlebt: Die Varroar-Milbe kommt mit der Trockenhei­t scheinbar überhaupt nicht klar. Wir hatten in diesem Jahr viel weniger Befall“, so Rothenberg­er. Während die Imker und die Obst- und Gartenbaue­rn nun mit Spannung auf das Wetter im nächsten Frühjahr warten, brauchen die Landwirte in den kommenden Monaten die richtige Menge an Wasser. Sonst sind die Aussichten für eine gute Ernte im nächsten Jahr zum vierten Mal in Folge alles andere als rosig.

 ?? FOTO: HEIKO LEHMANN ?? Auch die Sonnenblum­en-Ernte war bei Wolfgang Kessler vom Gut Hartungsho­f in Bliesransb­ach in diesem Jahr nicht besonders prickelnd.
FOTO: HEIKO LEHMANN Auch die Sonnenblum­en-Ernte war bei Wolfgang Kessler vom Gut Hartungsho­f in Bliesransb­ach in diesem Jahr nicht besonders prickelnd.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany