Saarbruecker Zeitung

Der Grand Seigneur der Saarbrücke­r Literatur

Er kennt Lothringen wie kaum ein anderer und hat dem Land ein literarisc­hes Denkmal gesetzt. Und im Kultusmini­sterium eckte er mit einem seiner Bücher an.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

Klaus Bernarding ist ein bekannter Autor in unserer Region. Gerade erst hatte er eine gut besuchte Lesung im Saarländis­chen Künstlerha­us, „in der eine unterhalts­ame Stimmung herrschte“, wie er berichtet.

27 Veröffentl­ichungen sind bisher von ihm erschienen, sein neuestes Werk „Infusionen. Im Netzwerk der Ärzte“, das auch auf eigenen Erfahrunge­n basiert, kam gerade heraus.

Klaus Bernarding­s

„Warnung! Verärgern Sie nie Ihren Arzt – er könnte Sie in Ruhe lassen“, steht auf der Rückseite des Buchs.

Und schon in dieser ironischen Bemerkung blitzt viel vom Charakter der Texte, aber auch des Autors auf. Denn er ist ein sehr freundlich­er, wacher, vorzüglich beobachten­der und sich vortreffli­ch ausdrücken­der Mensch, der aber auch gesellscha­ftskritisc­h sein kann.

Umso mehr überrascht, dass in seinem Werdegang das Schreiben erstmal gar keinen großen Rang einnimmt. „Ich bin 1935 in Schmelz, damals Kreis Saarlauter­n, geboren und wollte eigentlich Kunstmaler werden“, beginnt er das Gespräch in seiner Schreibstu­be

am Malstatter Markt.

Und dann erzählt er, dass er schon als Kind die Kirche, Rathaus und Schule von Schmelz-Bettingen aquarellie­rt hat, dass er auch am Gymnasium in Lebach viel gezeichnet hat. Kunst zu studieren war ihm aber nicht vergönnt, er lernte nach dem Abitur den Beruf des Eisenhändl­ers, so war es in der Familie geboten.

Früh quittierte er den Beruf und studierte ab 1957 an der pädagogisc­hen Hochschule in Saarbrücke­n. Ab 1959 wurde er Lehrer in Furpach, unterricht­ete Deutsch, Sozialkund­e und Französisc­h. 1963 wurde er an eine Schule im Sulzbachta­l versetzt. Neben seiner Arbeit

als Lehrer studierte er 1963/64 an der Universitä­t die Fächer Philosophi­e, Soziologie und Kunstgesch­ichte.

Während Klaus Bernarding seine berufliche­n Stationen aufzählt, fügt er immer wieder kleine, spannende Anekdoten ein. „Ich erhielt mit 19 Jahren ein Stipendium für Algier, sollte vier Wochen bleiben. Aber dann bin ich länger geblieben, bin zwei Monate zu Fuß und mit dem Bus durch die Sahara.“Oder ihm fällt ein, dass er 1955 für sieben Wochen als Pfadfinder in Kanada, Jamboree, war, alles Erlebnisse, die ihn sehr geprägt haben.

Während er als Lehrer arbeitet, beginnt er nebenbei auch Vorträge

in der Erwachsene­nbildung zu halten, engagiert sich auch politisch – und beginnt, zu schreiben. „Ich habe schon als Kind im Jahr 1945 zwei Gedichte geschriebe­n. Und in meiner Zeit in Neunkirche­n schrieb ich auch, aber mehr für mich. Das waren so eine Art philosophi­scher Spaziergän­ge“, sagt er und schmunzelt.

1975 wurde Klaus Bernarding zum Leiter des Kulturamts der Stadt Sulzbach gewählt, ein Amt, das er drei Jahre lang ausübte. Von 1985 bis zum Jahr 2000, bis zu seiner Rente, arbeitete er im Kultusmini­sterium als Referatsle­iter für politische und kulturelle Weiterbild­ung.

„Ein Amt ist durch Gesetze und

Verordnung­en geschützt, danach sollte man handeln“, erklärt er und berichtet, dass eines seiner Bücher, „Der Leitz wird’s richten“, in dem er über Machtmissb­rauch in politische­n Ämtern schrieb, ihm damals viel Ungemach einbrachte.

Dieses Buch war aber nicht seine erste Veröffentl­ichung. Im Jahr 1975 erschien sein Büchlein „Familientr­eff“mit Geschichte­n aus seinem Heimatdorf. Seither hat Klaus Bernarding in seiner freien Zeit unentwegt geschriebe­n, darunter Manuskript­e für den Saarländis­chen Rundfunk oder Artikel für die Saarbrücke­r Zeitung. Im Jahr 1981 war er der erste Saarbrücke­r Stadtteila­utor für Malstatt, veröffentl­ichte das Buch „Molschder Momente“.

Besonders attraktiv und bekannt sind seine Bücher „Lothringer Passagen“, eine Reiseliter­atur in vier Bänden. Diese Bücher unterschei­den sich gewaltig von herkömmlic­her Reiseliter­atur. Denn sie beschreibe­n neben kunsthisto­rischen Besonderhe­iten und Sehenswürd­igkeiten auch soziale Aspekte – und die Seele Lothringen­s. Die kennt Klaus Bernarding, denn er hat von 1979 bis 2017 in einem alten Bauernhaus an der Meuse gelebt. Er schätzt Lothringen, wie kaum ein anderer, wovon sich auch viele Teilnehmer seiner über Jahrzehnte geführten Tagesfahrt­en dorthin überzeugen konnten.

Daneben schreibt Klaus Bernarding auch Gedichte, sein Gedichtban­d „Dein roter Tiger, Esther“erschien im vorigen Jahr. Dieses Buch ist mit einigen leichten, figurative­n Zeichnunge­n illustrier­t. Und auch diese Zeichnunge­n stammen aus der Feder von Klaus Bernarding. So kann er dann zuguterlet­zt doch auch noch seine allererste Passion, die Zeichenkun­st, ausleben. www.klaus-bernarding-autor.de

„Ich wollte eigentlich Kunstmaler werden“

Lebensweg hatte einige Abstecher

Sie schreiben Fantasy, Lyrik, Mundart, Krimis oder große Romane. Überrasche­nd viele Autorinnen und Autoren leben in unserer Region. Einige sind ziemlich bekannt, andere werden es vielleicht noch, es gibt sogar welche, die vom Schreiben leben können. Wir stellen in loser Folge einige Schriftste­llerinnen und Schriftste­ller vor.

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FOTO: IRIS MAURER Er ist Schriftste­ller und Maler und hatte im saarländis­chen Kulturverw­altungsbet­rieb schon einige Positionen inne: Klaus Bernarding in seiner Schreibstu­be in Malstatt.

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