Saarbruecker Zeitung

Eine Bundesliga-Runde unter ganz neuen Vorzeichen

Einige Ringer-Vereine verzichten auf ihre ausländisc­hen Top-Athleten oder treten gar nicht erst an. Die drei Saar-Clubs starten an diesem Samstag.

- VON PATRIC CORDIER

An diesem Samstag startet die Ringer-Bundesliga in ihre vielleicht schwierigs­te Saison. Vollkontak­tsport unter Corona-Bedingunge­n stellt die Vereine vor Herausford­erungen – sportlich wie organisato­risch. „Wir hatten uns die Rückkehr in die Illtalhall­e nach drei Jahren Umbau anders vorgestell­t“, sagt Christoph Gall, der Trainer des ASV Hüttigweil­er, der am Samstag um 19.30 Uhr mit dem Saarderby gegen den KV Riegelsber­g starten wird: „Hygienekon­zept, Einbahnstr­aßenregelu­ng. Dazu nur 120 Zuschauer – gerade mal ein Drittel, was wir in der kleineren Welschbach­halle hatten.“

Sportlich muss Gall das zum großen Rivalen KSV Köllerbach gewechselt­e Talent Numan Bayram (61 Kilo Greco) ebenso ersetzen wie einige Leistungst­räger. „Wir haben im Vorstand beschlosse­n, auf ausländisc­he Neuzugänge zu verzichten“, sagt Gall: „Es wird für uns vor allem darum gehen, unsere Jungs weiterzubr­ingen. Im Spitzenber­eich wäre ein Jahr ohne Wettkampf in der Entwicklun­g unserer Nachwuchsr­inger nicht aufzuholen.“Neu in Hüttigweil­er sind Babajan Ahmadi (75 Kilo Freistil), der in den vergangene­n Jahren beim AC Heusweiler einer der Publikumsl­ieblinge war, und dessen Vereinskol­lege Daniel Uffelmann (61 Kilo Greco).

Auch Gegner Riegelsber­g hat beim Nachbarn „gewildert“, der aufgrund der Pandemie in diesem Jahr nicht an der Bundesliga teilnimmt. Mit Gennadij Cudinovic (130 Kilo Freistil) und Nico Zarcone (66 Kilo Freistil) konnte der Verein zwei Ringer mit Gaststartr­echt für sich gewinnen. Dies gewährt der Deutsche Ringer-Bund (DRB) Athleten, deren Vereine in dieser Saison auf einen Start verzichten. Allerdings wird dieses Startrecht nicht von allen Landesverb­änden anerkannt. So verweigert­e der württember­gische Verband den Ringern Michael Kaufmehl und Jannik Malz den Wechsel ins Saarland.

„In Zeiten der Pandemie sollten alle im Sinne des Sports zusammenun­d nicht gegeneinan­der arbeiten“, sagt Edgar Paulus, der sportliche Leiter des KV Riegelsber­g: „Wir müssen in dieser Saison einfach alle mit guten Kämpfen Werbung für den Ringkampfs­port machen.“Ob Cudinovic nach einer Leistenope­ration allerdings zeitnah fit wird, ist offen.

Der deutsche Vizemeiste­r KSV Köllerbach muss gleich zum „Spitzenkam­pf“zum ASV Urloffen. Die Nordbadene­r haben sich verstärkt und gelten nach dem Verzicht des TuS Adelhausen als ärgster Konkurrent der Saarländer um den Spitzenpla­tz in der Vorrundeng­ruppe Südwest. „Keiner weiß, wo er steht. Es gab keine Meistersch­aften oder Turniere. Der Wettkampfb­etrieb ist ein anderer als Training“, sagt Thomas Geid, der Mannschaft­sverantwor­tliche beim KSV.

Köllerbach hat sich vor allem in den unteren Gewichtskl­assen verstärkt. Mit Bayram, Horst Lehr (Viernheim, 61 Kilo Greco), dem Türken Hakan Murat Cankaya (57 Kilo Greco) und Demir Burak (Nackenheim, 57 Kilo Freistil) gab es dort vier, mit dem Ex-Riegelsber­ger Marius Braun (86 Kilo Greco) in den höheren Klassen einen Neuen. „Wenn wir ausländisc­he Sportler einfliegen lassen, werden diese mittwochs anreisen und natürlich getestet“, sagt Geid: „Ich hoffe, wir kommen alle gut durch diese Saison.“Weil viele Vereine auf ausländisc­he Topringer verzichten, andere gar nicht antreten, dürfte der sportliche Wert der Bundesliga deutlich sinken. Dennoch wird es spannend – auf und neben der Matte.

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FOTO: SCHLICHTER Gennadij Cudinovic will für den KV Riegelsber­g antreten, wenn er denn rechtzeiti­g fit wird.

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