Eine Bundesliga-Runde unter ganz neuen Vorzeichen
Einige Ringer-Vereine verzichten auf ihre ausländischen Top-Athleten oder treten gar nicht erst an. Die drei Saar-Clubs starten an diesem Samstag.
An diesem Samstag startet die Ringer-Bundesliga in ihre vielleicht schwierigste Saison. Vollkontaktsport unter Corona-Bedingungen stellt die Vereine vor Herausforderungen – sportlich wie organisatorisch. „Wir hatten uns die Rückkehr in die Illtalhalle nach drei Jahren Umbau anders vorgestellt“, sagt Christoph Gall, der Trainer des ASV Hüttigweiler, der am Samstag um 19.30 Uhr mit dem Saarderby gegen den KV Riegelsberg starten wird: „Hygienekonzept, Einbahnstraßenregelung. Dazu nur 120 Zuschauer – gerade mal ein Drittel, was wir in der kleineren Welschbachhalle hatten.“
Sportlich muss Gall das zum großen Rivalen KSV Köllerbach gewechselte Talent Numan Bayram (61 Kilo Greco) ebenso ersetzen wie einige Leistungsträger. „Wir haben im Vorstand beschlossen, auf ausländische Neuzugänge zu verzichten“, sagt Gall: „Es wird für uns vor allem darum gehen, unsere Jungs weiterzubringen. Im Spitzenbereich wäre ein Jahr ohne Wettkampf in der Entwicklung unserer Nachwuchsringer nicht aufzuholen.“Neu in Hüttigweiler sind Babajan Ahmadi (75 Kilo Freistil), der in den vergangenen Jahren beim AC Heusweiler einer der Publikumslieblinge war, und dessen Vereinskollege Daniel Uffelmann (61 Kilo Greco).
Auch Gegner Riegelsberg hat beim Nachbarn „gewildert“, der aufgrund der Pandemie in diesem Jahr nicht an der Bundesliga teilnimmt. Mit Gennadij Cudinovic (130 Kilo Freistil) und Nico Zarcone (66 Kilo Freistil) konnte der Verein zwei Ringer mit Gaststartrecht für sich gewinnen. Dies gewährt der Deutsche Ringer-Bund (DRB) Athleten, deren Vereine in dieser Saison auf einen Start verzichten. Allerdings wird dieses Startrecht nicht von allen Landesverbänden anerkannt. So verweigerte der württembergische Verband den Ringern Michael Kaufmehl und Jannik Malz den Wechsel ins Saarland.
„In Zeiten der Pandemie sollten alle im Sinne des Sports zusammenund nicht gegeneinander arbeiten“, sagt Edgar Paulus, der sportliche Leiter des KV Riegelsberg: „Wir müssen in dieser Saison einfach alle mit guten Kämpfen Werbung für den Ringkampfsport machen.“Ob Cudinovic nach einer Leistenoperation allerdings zeitnah fit wird, ist offen.
Der deutsche Vizemeister KSV Köllerbach muss gleich zum „Spitzenkampf“zum ASV Urloffen. Die Nordbadener haben sich verstärkt und gelten nach dem Verzicht des TuS Adelhausen als ärgster Konkurrent der Saarländer um den Spitzenplatz in der Vorrundengruppe Südwest. „Keiner weiß, wo er steht. Es gab keine Meisterschaften oder Turniere. Der Wettkampfbetrieb ist ein anderer als Training“, sagt Thomas Geid, der Mannschaftsverantwortliche beim KSV.
Köllerbach hat sich vor allem in den unteren Gewichtsklassen verstärkt. Mit Bayram, Horst Lehr (Viernheim, 61 Kilo Greco), dem Türken Hakan Murat Cankaya (57 Kilo Greco) und Demir Burak (Nackenheim, 57 Kilo Freistil) gab es dort vier, mit dem Ex-Riegelsberger Marius Braun (86 Kilo Greco) in den höheren Klassen einen Neuen. „Wenn wir ausländische Sportler einfliegen lassen, werden diese mittwochs anreisen und natürlich getestet“, sagt Geid: „Ich hoffe, wir kommen alle gut durch diese Saison.“Weil viele Vereine auf ausländische Topringer verzichten, andere gar nicht antreten, dürfte der sportliche Wert der Bundesliga deutlich sinken. Dennoch wird es spannend – auf und neben der Matte.