Saarbrücker Calypso-Bad ist wieder offen
Das Projekt „Jugend.Stadt.Raum“sollte helfen, junge Menschen an der Stadtplanung und an politischen Entscheidungen zu beteiligen.
Stolz präsentiert das Jugendzentrum (Juz) Burbach seinen neuen Außenbereich. Ein großer Teil des neu gestalteten Hinterhofes wurde mithilfe der Initiative „Jugend.Stadt.Raum“der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) des Saarlandes finanziert. Vier lange Hochbeete und eine Sitzbank konnten im Juni gemeinsam mit Jugendlichen aufgebaut werden, nachdem dieser Bereich mehrere Jahre lang zugewachsen war. Die Kinder und Jugendlichen haben mit angepackt, um das Areal zu säubern. Sie konnten mitentscheiden, welche Bauelemente angeschafft werden.
Eva Hartnack
„Wir haben Tomaten, Minze, Oregano und Gurken angepflanzt“, sagt Nadine Kraus, sozialpädagogische Mitarbeiterin im Juz Burbach. „Der neue Außenbereich wurde von den Kindern und Jugendlichen sehr gut angenommen“, so Kraus weiter. Gerade die Möglichkeit, sich ohne Maskenpflicht im Freien aufzuhalten, sei besonders attraktiv.
Im Innenbereich der offenen Einrichtung müssen sich alle seit dem Ende des Corona-Lockdowns an eine Maskenpflicht halten. „Mir gefällt hier alles sehr“, sagt der zwölfjährige Hasan. Er geht regelmäßig in das Juz. Zurzeit kommen täglich rund 20 Kinder und Jugendliche vorbei.
Das Vorhaben „Jugend.Stadt. Raum“ist im Juli 2019 gestartet und wurde von der HTW Saar finanziert. Geld gab es auch vom Deutschen Kinderhilfswerk über den Länderfonds Saarland für Beteiligung von Kindern und Jugendlichen.
„Wir wollten ein neues Jugendbeteiligungsprojekt erschaffen“, sagt Alexandra Groß. Sie war bis zuletzt wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HTW. Gemeinsam mit Professorin Eva Hartnack von der Schule für Architektur Saar hat sie „Jugend.Stadt.Raum“geplant und ausgeführt. Es ging darum, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, Saarbrücken mitzugestalten. Zuerst habe Groß zu offenen Treffen eingeladen. Eine Projektgruppe mit bis zu 15 Jugendlichen traf sich im Sommer 2019, um über Konzepte für eine jugendgerechtere Stadt zu diskutieren. „Doch der öffentliche Raum ist nicht einfach zu bebauen“, sagt Projektmitarbeiterin Groß.
Nachdem klar wurde, dass geplante Bauvorhaben wie etwa ein Outdoor-Fitness-Park am Saarufer mit hohen organisatorischen Hürden verbunden wäre, hielt man Ausschau nach Partnern. Mit ihnen gemeinsam sollten dann Bauprojekte realisiert werden. So kam es zur Zusammenarbeit mit verschiedenen Jugendzentren in Burbach, St. Arnual, Heusweiler und Friedrichstal. Auf dem Gelände der jeweiligen Einrichtungen konnten mehrere Hochbeete und Sitzmöglichkeiten eingerichtet werden.
Die Aktion „Jugend.Stadt.Raum“beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Errichtung von Freiräumen für junge Menschen. Es wurde auch daran gearbeitet, die politische Teilhabe von Jugendlichen zu erhöhen. Dazu wurde im Sommer letzten Jahres eine dreistündige Jugendkonferenz veranstaltet, bei der rund 40 junge Teilnehmer über Möglichkeiten
zur Verstärkung der Jugendbeteiligung diskutiert haben. Alle besprochenen Inhalte wurden ausgewertet und zusammengefasst.
Eine Anhörung vor dem Sozialausschuss des saarländischen Landtages sei wegen Corona ausgefallen, wolle man aber nachholen, so Groß. Hierbei sollen Vertreter der damals anwesenden Jugendlichen und Organisationen
Anreize dafür geben, wie man junge Menschen stärker in politische Entscheidungen einbinden kann.
Eine weitere Aktion, die im Rahmen von „Jugend.Stadt.Raum“entstanden ist, wurde von HTW-Professorin Eva Hartnack vorangetrieben. Sie und einige ihrer Architekturstudenten haben gemeinsam mit
Schulklassen Wünsche zu jugendgerechter Bauplanung gesammelt und entworfen.
Drei Schulklassen der zehnten und elften Jahrgangsstufe des Ludwigsgymnasiums, des Gymnasiums am Schloss und der Günter-Wöh-Schulen für Wirtschaft haben teilweise auch im Kunstunterricht eigene Entwürfe gezeichnet. So entstand die Idee einer großen Mensa und einer großen Bibliothek, in denen die Schüler ihre Hausaufgaben machen könnten. „Wir konnten durch diese Zusammenarbeit Studenten und Schüler zusammenbringen“, sagt Eva Hartnack. Die erarbeiteten Konzepte sollten der Stadt und der Öffentlichkeit vorgestellt werden, wegen Corona werde jetzt stattdessen ein Film über die entstandenen Ideen gedreht.
Auch das Daarler Juz in St. Arnual konnte seinen Außenbereich verschönern. Insgesamt sechs kleinere Hochbeete wurden zur Verfügung gestellt. „Dieses Jahr werden keine Gewürze mehr angepflanzt“, sagt Sophie Klein, Sozialpädagogin bei „juz united“. Der Verband unterstützt selbstverwaltete Jugendzentren im Saarland. Schon beim Aufbau des ersten Hochbeets hatten die Jugendlichen viel Spaß, so Klein weiter.
Letzte Woche haben die Jugendlichen ein weiteres Hochbeet errichtet, über die Zusammenarbeit mit „Jugend.Stadt.Raum“freuen sich alle Beteiligten sehr. Das Projekt lief planmäßig im Juli 2020 aus. Alexandra Groß hat aber bereits angekündigt, gemeinsam mit Professorin Eva Hartnack eine neue Aktion angehen zu wollen.
„Wir konnten durch diese Zusammenarbeit Studenten und Schüler
zusammenbringen.“
Professorin an der Schule für Architektur Saar