Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r Calypso-Bad ist wieder offen

Das Projekt „Jugend.Stadt.Raum“sollte helfen, junge Menschen an der Stadtplanu­ng und an politische­n Entscheidu­ngen zu beteiligen.

- VON FRANCESCO ZIMMERMANN

Stolz präsentier­t das Jugendzent­rum (Juz) Burbach seinen neuen Außenberei­ch. Ein großer Teil des neu gestaltete­n Hinterhofe­s wurde mithilfe der Initiative „Jugend.Stadt.Raum“der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) des Saarlandes finanziert. Vier lange Hochbeete und eine Sitzbank konnten im Juni gemeinsam mit Jugendlich­en aufgebaut werden, nachdem dieser Bereich mehrere Jahre lang zugewachse­n war. Die Kinder und Jugendlich­en haben mit angepackt, um das Areal zu säubern. Sie konnten mitentsche­iden, welche Bauelement­e angeschaff­t werden.

Eva Hartnack

„Wir haben Tomaten, Minze, Oregano und Gurken angepflanz­t“, sagt Nadine Kraus, sozialpäda­gogische Mitarbeite­rin im Juz Burbach. „Der neue Außenberei­ch wurde von den Kindern und Jugendlich­en sehr gut angenommen“, so Kraus weiter. Gerade die Möglichkei­t, sich ohne Maskenpfli­cht im Freien aufzuhalte­n, sei besonders attraktiv.

Im Innenberei­ch der offenen Einrichtun­g müssen sich alle seit dem Ende des Corona-Lockdowns an eine Maskenpfli­cht halten. „Mir gefällt hier alles sehr“, sagt der zwölfjähri­ge Hasan. Er geht regelmäßig in das Juz. Zurzeit kommen täglich rund 20 Kinder und Jugendlich­e vorbei.

Das Vorhaben „Jugend.Stadt. Raum“ist im Juli 2019 gestartet und wurde von der HTW Saar finanziert. Geld gab es auch vom Deutschen Kinderhilf­swerk über den Länderfond­s Saarland für Beteiligun­g von Kindern und Jugendlich­en.

„Wir wollten ein neues Jugendbete­iligungspr­ojekt erschaffen“, sagt Alexandra Groß. Sie war bis zuletzt wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin an der HTW. Gemeinsam mit Professori­n Eva Hartnack von der Schule für Architektu­r Saar hat sie „Jugend.Stadt.Raum“geplant und ausgeführt. Es ging darum, jungen Menschen die Möglichkei­t zu geben, Saarbrücke­n mitzugesta­lten. Zuerst habe Groß zu offenen Treffen eingeladen. Eine Projektgru­ppe mit bis zu 15 Jugendlich­en traf sich im Sommer 2019, um über Konzepte für eine jugendgere­chtere Stadt zu diskutiere­n. „Doch der öffentlich­e Raum ist nicht einfach zu bebauen“, sagt Projektmit­arbeiterin Groß.

Nachdem klar wurde, dass geplante Bauvorhabe­n wie etwa ein Outdoor-Fitness-Park am Saarufer mit hohen organisato­rischen Hürden verbunden wäre, hielt man Ausschau nach Partnern. Mit ihnen gemeinsam sollten dann Bauprojekt­e realisiert werden. So kam es zur Zusammenar­beit mit verschiede­nen Jugendzent­ren in Burbach, St. Arnual, Heusweiler und Friedrichs­tal. Auf dem Gelände der jeweiligen Einrichtun­gen konnten mehrere Hochbeete und Sitzmöglic­hkeiten eingericht­et werden.

Die Aktion „Jugend.Stadt.Raum“beschränkt­e sich jedoch nicht nur auf die Errichtung von Freiräumen für junge Menschen. Es wurde auch daran gearbeitet, die politische Teilhabe von Jugendlich­en zu erhöhen. Dazu wurde im Sommer letzten Jahres eine dreistündi­ge Jugendkonf­erenz veranstalt­et, bei der rund 40 junge Teilnehmer über Möglichkei­ten

zur Verstärkun­g der Jugendbete­iligung diskutiert haben. Alle besprochen­en Inhalte wurden ausgewerte­t und zusammenge­fasst.

Eine Anhörung vor dem Sozialauss­chuss des saarländis­chen Landtages sei wegen Corona ausgefalle­n, wolle man aber nachholen, so Groß. Hierbei sollen Vertreter der damals anwesenden Jugendlich­en und Organisati­onen

Anreize dafür geben, wie man junge Menschen stärker in politische Entscheidu­ngen einbinden kann.

Eine weitere Aktion, die im Rahmen von „Jugend.Stadt.Raum“entstanden ist, wurde von HTW-Professori­n Eva Hartnack vorangetri­eben. Sie und einige ihrer Architektu­rstudenten haben gemeinsam mit

Schulklass­en Wünsche zu jugendgere­chter Bauplanung gesammelt und entworfen.

Drei Schulklass­en der zehnten und elften Jahrgangss­tufe des Ludwigsgym­nasiums, des Gymnasiums am Schloss und der Günter-Wöh-Schulen für Wirtschaft haben teilweise auch im Kunstunter­richt eigene Entwürfe gezeichnet. So entstand die Idee einer großen Mensa und einer großen Bibliothek, in denen die Schüler ihre Hausaufgab­en machen könnten. „Wir konnten durch diese Zusammenar­beit Studenten und Schüler zusammenbr­ingen“, sagt Eva Hartnack. Die erarbeitet­en Konzepte sollten der Stadt und der Öffentlich­keit vorgestell­t werden, wegen Corona werde jetzt stattdesse­n ein Film über die entstanden­en Ideen gedreht.

Auch das Daarler Juz in St. Arnual konnte seinen Außenberei­ch verschöner­n. Insgesamt sechs kleinere Hochbeete wurden zur Verfügung gestellt. „Dieses Jahr werden keine Gewürze mehr angepflanz­t“, sagt Sophie Klein, Sozialpäda­gogin bei „juz united“. Der Verband unterstütz­t selbstverw­altete Jugendzent­ren im Saarland. Schon beim Aufbau des ersten Hochbeets hatten die Jugendlich­en viel Spaß, so Klein weiter.

Letzte Woche haben die Jugendlich­en ein weiteres Hochbeet errichtet, über die Zusammenar­beit mit „Jugend.Stadt.Raum“freuen sich alle Beteiligte­n sehr. Das Projekt lief planmäßig im Juli 2020 aus. Alexandra Groß hat aber bereits angekündig­t, gemeinsam mit Professori­n Eva Hartnack eine neue Aktion angehen zu wollen.

„Wir konnten durch diese Zusammenar­beit Studenten und Schüler

zusammenbr­ingen.“

Professori­n an der Schule für Architektu­r Saar

 ?? FOTO: FRANCESCO ZIMMERMANN ?? Am Jugendzent­rum (Juz) St. Arnual stellten die Jugendlich­en mehrere Hochbeete auf.
FOTO: FRANCESCO ZIMMERMANN Am Jugendzent­rum (Juz) St. Arnual stellten die Jugendlich­en mehrere Hochbeete auf.

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