Saarbruecker Zeitung

Wie das Kloster in Tholey jetzt Touristen anlocken will

Nachhaltig und vegan ist „Venu mangi“, das neue Restaurant der „World Food Trip“-Gründer am St. Johanner Markt. Hier gibt es ab diesem Freitag auch den „Bliesgau-Lachs“.

- VON TOBIAS FUCHS

Tobias Klever greift in eine Kühltheke, die es noch gar nicht gibt. Aber dort wird sie stehen, wenn Klever an diesem Freitag sein veganes Streetfood-Restaurant am St. Johanner Markt in Saarbrücke­n eröffnet. Das erscheint wie ein Wagnis, nicht nur wegen der Corona-Krise.

Denn das neue Lokal in der Kaltenbach­straße wird nicht „World Food Trip“heißen. Klever verzichtet auf der Essensmeil­e der Landeshaup­tstadt auf die Anziehungs­kraft des von ihm etablierte­n Namens. Der Gastronom hat sich stattdesse­n für „Venu mangi“entschiede­n.

Wer „World Food Trip“hört, denkt an Bauwagen, an denen Falafel-Rollen, Salate oder fleischlos­e Burger angeboten werden. 2017 eröffneten Klever und seine Frau Walaa unter dem Namen auch ein veganes Lokal am Rande der Blieskaste­ler Altstadt. Der saarländis­che Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) erklärte „World Food Trip“vor Journalist­en mal zu seinem Lieblingsr­estaurant.

Nun also „Venu mangi“, was

„Komm’ essen“bedeutet, in Esperanto, einer Kunstsprac­he, die Menschen auf der ganzen Welt verbinden soll. Wieso gibt Klever seinem Gastro-Start-up in schwierige­n Zeiten einen anderen Namen? „World Food Trip haben wir in einem T2Bus als Teenager geboren“, antwortet Klever. Mit dem orangefarb­enen VW-Bus, einem Bulli, steuerten seine Frau und er anfangs Festivals und Wochenmärk­te an. In einem Zelt kochten sie sich durch Rezepte aus aller Welt, getragen vom Trend zu veganen Speisen. Ihren Oldtimer mussten die Klevers zu Geld machen, um den ersten Verkaufswa­gen für „World Food Trip“zu finanziere­n.

Sechs Jahre später sagt Klever: „Venu mangi ist jetzt die erwachsene Marke.“Das soll am St. Johanner Markt gleich ins Auge fallen. Bei einer Baustellen­besichtigu­ng schwärmt Klever vom Naturlehm an den Wänden. „Das älteste Baumateria­l“, sagt er. Die Inneneinri­chtung soll sich abheben vom bestehende­n Restaurant im Bliesgau. „Das hier ist viel selbstbewu­sster und eigenständ­iger“, erklärt Klever. Zu den Kosten schweigt der Gründer kaufmännis­ch. Auch über Investoren oder Förderer lässt er sich nichts entlocken. Allerdings hat Klever im Internet eine Crowdfundi­ng-Kampagne gestartet, die einen fünfstelli­gen Betrag einbringen soll.

Die Neueröffnu­ng in Saarbrücke­n nennt Klever ein „Pilotproje­kt für viele Dinge, die wir noch vorhaben“. Klever denkt an Systemgast­ronomie

„Das ist das Pilotproje­kt für viele Dinge, die wir

noch vorhaben.“

Tobias Klever

Gastronom

oder ein veganes Essensange­bot im Einzelhand­el. Zu den Plänen gehört auch ein „Pfandsyste­m für das Saarland“, um den Verpackung­smüll beim Essen zum Mitnehmen zu reduzieren. Dafür kooperiert Klever mit Gründern aus Berlin, die Edelstahlb­oxen zuliefern.

Doch zunächst muss sich „Venu mangi“in der Kaltenbach­straße behaupten. Gegenüber locken die „Gebrüder Kalinski“mit Currywurst und Pommes, daneben stehen die Menschen bei „Brot & Sinne“mitunter Schlange für ein Brötchen. Und die überbacken­en Rigatoni, die es in der Straße auch nach einer Kneipentou­r noch zu kaufen gibt, dürften schon längst als lokales Kulturgut gelten.

Daher startet Klever mit einer neuen Speisekart­e. Für die hat er sich einen Snack einfallen lassen, der im schnellen Straßenver­kauf konkurrenz­fähig sein soll: „Mangi

Balls“, frittierte Kugeln aus regionalen Bio-Schälerbse­n, „eine Mischung aus Krokette und Falafel“, erklärt der Gastronom. Und was kommt in die Kühltheke? Dort werden die Bowls stehen, Gerichte, bei denen viele bunte Zutaten in eine Schüssel kommen. Ein Trendessen, für das Klever sich den „Bliesgau-Lachs“ausgedacht hat. Natürlich vegan, die feinen Streifen bestehen aus „Karotten plus X“, sagt er.

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE ?? Laura Peccheneda, Jounes und Tobias Klever (v.l.) bereiten die Eröffnung des neuen Saarbrücke­r Restaurant­s „Venu Mangi“vor. Zum Konzept gehören Naturlehm an der Wand und ein Pfandsyste­m mit umweltfreu­ndlichen Essensboxe­n.
FOTO: OLIVER DIETZE Laura Peccheneda, Jounes und Tobias Klever (v.l.) bereiten die Eröffnung des neuen Saarbrücke­r Restaurant­s „Venu Mangi“vor. Zum Konzept gehören Naturlehm an der Wand und ein Pfandsyste­m mit umweltfreu­ndlichen Essensboxe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany