Saarbruecker Zeitung

Ganz Frankreich bis auf Grand Est jetzt Risikogebi­et

In der Region Grand Est ist die Situation stabil. Doch auch eine erneute Einstufung als Risikogebi­et hätte an der Grenze wenig spürbare Auswirkung­en.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg Frauke Scholl

(SZ) Das Robert-Koch-Institut hat fast ganz Frankreich zum Corona-Risikogebi­et erklärt, nur die ans Saarland grenzende Region Grand Est mit Lothringen wurde ausgenomme­n. Dort liegen die Fallzahlen noch unter der Grenze von 50 pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen. Sollte auch Grand Est Risikogebi­et werden, will die Saar-Regierung mit einer Quarantäne-Ausnahme den Grenzverke­hr sichern.

Und plötzlich gilt ganz Frankreich als Risikogebi­et... ganz Frankreich? Nein, die Region Grand Est mit Grenze zum Saarland bleibt als einzige von der Einstufung durch das Robert-Koch-Institut ausgenomme­n. Zwar steigt auch hier die Zahl der Neuinfekti­onen, doch lediglich drei der zehn Départemen­ts, aus denen die Region besteht, haben einen Inzidenzwe­rt (Zahl der Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen) höher als 50. In weiten Teilen Lothringen­s, etwa in den Vogesen oder in Meuse (Inzidenzwe­rt je 19 und 22), bleiben die Zahlen der neuen Fälle im niedrigen Bereich, obwohl intensive Testkampag­nen stattfinde­n.

Auch in unmittelba­rer Nähe zum Saarland, im Départemen­t Moselle, liegt der Inzidenzwe­rt seit Wochen stabil bei 32. Lediglich die Hauptstadt Metz hatte Mitte September den kritischen Wert von 50 überschrit­ten, was den Präfekten dazu bewegt hatte, eine generelle Maskenpfli­cht in der Innenstadt zu erlassen. Ähnlich verhält es sich in Nancy, Reims und Straßburg, wo die meisten Infektione­n der Region Grand Est gemeldet werden. Doch bis auf die Maskenpfli­cht wurden bisher keine Sondermaßn­ahmen für Straßburg verhängt. Steigen die Zahlen der neuen Corona-Infektione­n in der elsässisch­en Hauptstadt dennoch weiter stark an, könnte die Zentralreg­ierung in Paris nächste Woche weitere Einschränk­ungen beschließe­n, wie etwa, dass Restaurant­s und Kneipen nur bis 22 Uhr geöffnet bleiben dürfen – oder komplett schließen müssen.

Zu diesem drastische­n Schritt kam es diese Woche bereits in Frankreich­s zweitgrößt­er Stadt, in Marseille in Süden. Zum großen Ärger der regionalen Politiker und der Gastronome­n, die bereits im Frühjahr von den Schließung­en betroffen waren. In weiteren Großstädte­n wie etwa Paris, Toulouse, Bordeaux oder Lyon dürfen Kneipen und Restaurant­s weiterhin Gäste empfangen. Um 22 Uhr ist dort allerdings Schluss. Fitnessstu­dios und Sporthalle­n wurden wieder geschlosse­n, die Teilnehmer­zahl bei Veranstalt­ungen wieder nach unten korrigiert. Diese neuen Maßnahmen sind der Versuch der Regierung, die Verbreitun­g des Virus in den Metropolen in den Griff zu bekommen – dort, wo viele Menschen auf engem Raum leben und sich begegnen. Doch bisher steigt die Kurve der Neuinfekti­onen weiter. Innerhalb der letzten 24 Stunden wurden landesweit mehr als 12 000 neue Fälle registrier­t.

Im lothringis­chen Metz sind härtere Maßnahmen angesichts der aktuellen Zahlen noch nicht angedacht. Sollte Paris dennoch eine Schließung der Gastronomi­e für notwendig halten, kündigte der neue Bürgermeis­ter François Grosdidier (Konservati­ve) diese Woche bereits an, dass er diese Maßnahme nicht anfechten würde.

Sollten die Zahlen in Grand Est steigen, würde auch das Robert-Koch-Institut das Grenzgebie­t womöglich erneut als Risikozone ausweisen. Anders als im Frühjahr will die saarländis­che Landesregi­erung auf eine solche Situation vorbereite­t sein und hat eine Quarantäne-Ausnahmere­gelung getroffen. Diese gilt ab Montag für Menschen, die nur kurz ins Saarland einreisen – etwa zum Arbeiten, aber auch zum Einkaufen oder, um ins Restaurant zu gehen. Menschen aus der Großregion, etwa aus Luxemburg oder Frankreich, dürfen auch im Fall eines verstärkte­n Ausbruchsg­eschehens in ihrer Heimat für maximal 24 Stunden ins Saarland einreisen.

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FOTO: DPA In Marseille mussten Bars und Restaurant­s wieder schließen. In der Grenzregio­n Grand Est ist von einer solchen Maßnahme bisher keine Rede.

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