SPD will gleichwertige Schulformen
Zurück zum neunjährigen Abitur an den Gymnasien im Saarland? Für die SPD im Landtag ist das zu kurz gedacht. Sie fordert eine sachliche Debatte über alle weiterführenden Schulen im Land.
Geht es bald zurück zum neunjährigen Abitur an den Gymnasien im Saarland? Für die SPD im Landtag ist das zu kurz gedacht. Sie fordert vom Koalitionspartner CDU stattdessen eine sachliche Debatte über alle weiterführenden Schulen im Saarland.
„G8 ist, in dieser Form wie es angelegt war, gescheitert“, sagt der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Saar-Landtag, Jürgen Renner. Damit widerspricht er seinem Koalitionskollegen, CDU-Bildungspolitiker Frank Wagner. Der hatte diese Woche im SZ-Interview von einer „Erfolgsgeschichte“gesprochen. Völlig überstürzt sei das „Turbo-Abi“vor rund 20 Jahren eingeführt worden, kritisiert Renner.
So geht die Debatte über eine mögliche Rückkehr zu G9 an Gymnasien im Saarland in eine neue Runde. Angestoßen hatte die vor einigen Wochen der Philologenverband im Saarland, der neben einer Verlängerung der Schulzeit auch eine Diskussion über Lerninhalte fordert, etwa mehr Mehrsprachigkeit, Informatikunterricht ab der Unterstufe, interkulturelle Kompetenzen, individuelle Förderung. SPD wie CDU teilen diese Forderungen. Doch während die Christdemokraten mit ihrer „Qualitätsoffensive“auf die Profilschärfung des Gymnasiums setzen, ist es für die SPD wichtig, „dass wir die Gemeinschaftsschule und das Gymnasium gemeinsam betrachten. Unser Ziel ist die Gleichwertigkeit beider Schulformen“, sagt Renner. Man müsse schauen, „welche Bestandteile der einen Schulform man auch im Alltag anderer Schulformen einbringen kann. Gymnasien und Gemeinschaftsschulen können voneinander lernen“. Renner hatte in der jüngsten Sitzung des Landtages angekündigt, noch vor Ende der Legislaturperiode 2022 eine gesetzliche Regelung finden zu wollen. „Wenn man ein gemeinsames Paket schnüren könnte, wäre allen geholfen.“Dieser Tage hatte der SPD-Arbeitskreis Bildung zunächst mit dem Philologenverband diskutiert. „Wir nehmen die Debatte ernst. Unsere Zielsetzung ist, dass es bis 2022 eine Entscheidung gibt. Das hat auch unsere Vize-Ministerpräsidentin und Parteivorsitzende Anke Rehlinger deutlich gemacht.“Konkrete Details gebe es noch nicht.
Die hatte die CDU vom Koalitionspartner aber gefordert. „Das ist ein Politspiel, das eine sachliche Lösung verhindert“, kommentiert Renner. „Im Übrigen hat die CDU auch kein Konzept vorgelegt.“Ein solches brauche es seiner Meinung nach auch noch nicht, da es die Diskussion eher belastet. „Ich fände es nicht hilfreich, wenn die Fraktionen jetzt mit eigenen, fertigen Konzepten in diese Debatte gehen. Wir brauchen eine offene Diskussion und haben auch zu berücksichtigen, was aus den Expertenkreisen kommt.“Die Frage nach einem zusätzlichen Lernjahr etwa könne unterschiedlich betrachtet werden. „Aus der 8 eine 9 zu machen“sei zu kurz gedacht. „Wie soll die Zeit gefüllt werden? Wie lange sollen die Kinder gemeinsam lernen? Ist eine längere Orientierungsphase auch eine Option für das Gymnasium?“
Frank Wagner hatte betont, dass es mit der CDU keine „Einheitsschule“geben werde. Für Renner sind das „Schlagworte, hinter denen sich der Koalitionspartner verschanzt. Es geht um Gleichwertigkeit und bestmögliche Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen“. Die CDU hätte die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder nicht im Blick. Und dabei spiele auch der gebundene Ganztag eine Rolle, betont Renner. Dass die SPD diesen ins Spiel gebracht hat, hatte Wagner als „ideologische Träumerei“bezeichnet. Was der echte Ganztag aber nun einmal biete, seien „die Erfahrungen mit individueller Förderung“, entgegnet Renner. „Und vielleicht kann er auch in der Frage nach acht oder neun Jahren Schulzeit helfen. Das muss man jetzt diskutieren.“Immerhin habe die große Koalition die „historische Chance, ein neues Kapitel für das Bildungssystem im Saarland aufzuschlagen“.