Massenhaft Minijobs wegen Corona weg
Minijobber sind oft die ersten, die von einer Krise betroffen sind. Die Linke hat einen Vorschlag, wie diese Arbeitnehmer besser geschützt werden können.
(dpa) Der Zapfer ist tapfer, heißt es in einem alten Kneipenspruch. Und das muss er in Corona-Zeiten auch sein. Gerade im Gastgewerbe sind im ersten Halbjahr Hunderttausende Minijobs weggebrochen, weil Gaststätten, vor allem Schankwirtschaften ihrem Geschäft zumindest nicht in gewohntem Umfang und einige gar nicht nachgehen konnten. 325 000 Minijobs allein im Gastgewerbe seien bis Ende Juni weggefallen, ein Minus von 36 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, wie aus Daten der Minijobzentrale hervorgeht, die von der Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann abgefragt und ausgewertet wurden.
Die Bundesagentur für Arbeit sieht inzwischen wieder Licht am Ende des Tunnels. Im Juli sei die Zahl der Minijobs zu Juni um 54 000 gestiegen – vor allem wohl auch, weil Biergärten, Terrassencafés und die Außenbereiche von Schankkneipen wieder Fuß gefasst hatten. Insgesamt waren in Deutschland im Juli 7,166 Millionen Menschen in einem Minijob tätig. Das waren 254 000 weniger als im Februar und 423 000 weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
„Im Gastgewerbe gab es in Folge der Pandemie und der Schließungen deutliche Rückgänge. Wir sehen aber jetzt, dass es sich insbesondere im Gastgewerbe wieder leicht stabilisiert“, sagt Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit. „Insbesondere das Gastgewerbe hat damit einen Großteil der Erholung der Minijobs mit ausgelöst“, sagt er. Die Bundesagentur errechnete, dass im Juni und Juli sogar deutlich mehr Minijobs wieder neu hinzugekommen sind, als dies noch im Sommer 2019 der Fall war.
Das Gastgewerbe war von den Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie vor allem im Frühjahr besonders betroffen. Allein zwischen März und Juni verzeichnete das Gastrogewerbe im Vergleich zu Vorjahr nach Angaben des Branchenverbandes Dehoga Umsatzeinbußen von 17,6 Milliarden Euro. In den Sommerwochen ist mit der Öffnung vieler Gastro-Betriebe zwar wieder etwas Normalität zurückgekehrt. Trotz der Lockerungen gibt es für die Branche jedoch keine Entwarnung. Mit dem Herbst, kälteren Temperaturen und steigenden Infektionszahlen wächst dort die Sorge.
„Die Corona-Pandemie hat drastisch erwiesen, dass Minijobs keine sichere Beschäftigungsform sind“, sagte Zimmermann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Sie sind die ersten, die in der Krise wegbrechen.“Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion fügte hinzu, durch einen Minijob entstehe weder ein Anspruch auf Kurzarbeitergeld noch auf Arbeitslosengeld:
„Das betrifft jetzt Hunderttausende Menschen.“Eine solche Situation dürfe sich nicht wiederholen. „Deshalb müssen Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung umgewandelt werden“, forderte Zimmermann.
Auch vom Deutschen Gewerkschaftsbund kamen warnende Worte. „In der aktuellen Corona-Krise wird besonders deutlich, dass Minijobber auf dem Arbeitsmarkt in keiner Weise geschützt sind“, sagte Vorstandsmitglied Anja Piel, die auch als Vize-Vorsitzende im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit sitzt.
Minijobs, offiziell „geringfügig entlohnte Beschäftigung“und im Volksmund heute auch als 450-Euro-Jobs bekannt, sind in der heute bekannten Form seit 1999 möglich. Erlaubt ist damit eine stundenweise Anstellung von Mitarbeitern mit stark verringerter Verpflichtung, Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen. Minijobs gelten als ein Mittel gegen Schwarzarbeit.