Saarbruecker Zeitung

Rückenwind für die Reaktivier­ung der Niedtalbah­n

Während sich das Saarland offen für das Projekt zeigte, war die Region Grand Est bisher skeptisch. Nun will sie eine Studie in Auftrag geben.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

Wenn es nach dem Präsidente­n des Départemen­ts Moselle, Patrick Weiten, ginge, würden Passagierz­üge schon längst auf der Niedtalstr­ecke fahren. Der Lothringer plädiert seit Langem dafür, diese Linie wieder befahrbar zu machen. Doch die Entscheidu­ng für eine mögliche Reaktivier­ung der Strecke liegt nicht in seinem Zuständigk­eitsbereic­h. Die Kompetenze­n dazu hat die Region Grand Est, die bisher nur bedingtes Interesse an dem Projekt zeigte. Nun jedoch scheint sich etwas zu bewegen.

Laut der Regionalze­itung Le Républicai­n Lorrain hat sich Grand-Est-Präsident Jean Rottner bei einem Bürgermeis­terkongres­s am vergangene­n Wochenende dazu bereit erklärt, eine Machbarkei­tsstudie

in Auftrag zu geben. Für Patrick Weiten geht es jetzt darum, Tempo zu machen. Bis Dezember wird der Finanzplan zwischen den französisc­hen Regionen und der Zentralreg­ierung verabschie­det. Wird das Projekt darin aufgenomme­n, stünden die Chancen auf Finanzieru­ngshilfen aus Paris recht gut. „Es handelt sich um einen Schlüsselm­oment. Wenn wir den Zeitpunkt verpassen, verlieren wir zwei weitere Jahre“, wird der Départemen­t-Chef von der Zeitung zitiert. Für eine zügige Umsetzung würden sowohl Umweltgrün­de als auch der Ausbau der grenzübers­chreitende­n Beziehunge­n sprechen, so Weiten.

Im Saarland haben auch einige Akteure ein Interesse an einer Reaktivier­ung der Strecke. Für Pendler aus Frankreich, die zum Beispiel bei Ford oder bei der Dillinger Hütte

arbeiten, könnte die Anbindung interessan­t sein. Die Reaktivier­ung des Teilabschn­itts zwischen Dillingen und Bouzonvill­e könnte auch der erste Schritt zu einer direkten Zugverbind­ung zwischen dem Saarland und Luxemburg werden. Daran dürften die rund 9000 Menschen, die täglich dorthin zur Arbeit pendeln, ebenso großes Interesse haben.

Das saarländis­che Wirtschaft­sministeri­um hatte sich in der Vergangenh­eit offen für eine solche Strecke gezeigt. „Bisher hatten allerdings sowohl die Région Grand Est als auch das Großherzog­tum Luxemburg ablehnend auf die Initiative des Saarlandes reagiert, eine direkte Schienenve­rbindung über die Niedtalstr­ecke nach Luxemburg zu etablieren“, so das Ministeriu­m. Umso mehr begrüßt Ressortche­fin Anke Rehlinger (SPD) nun die Wendung: „Die französisc­he Seite nähert sich einem Projekt, das ein Zusammenwa­chsen in der Großregion massiv befördern könnte. Das ist ein kleiner Durchbruch. Wir unterstütz­en den Vorschlag von Herrn Rottner zur Durchführu­ng einer Machbarkei­tsstudie

und sind gerne bereit, diese Studie gemeinsam mit der Région Grand Est und dem Großherzog­tum Luxemburg durchzufüh­ren.“

Ob Luxemburg dabei mitmachen würde, ist allerdings noch ungewiss. Nach Einschätzu­ngen des luxemburgi­schen Verkehrsmi­nisteriums wäre eine direkteVve­rbindung nach Luxemburg aufgrund fehlender Kapazität im Netz immer noch nicht möglich. Vor diesem Hintergrun­d hat das hiesige Wirtschaft­sministeri­um Gespräche mit dem Zweckverba­nd Schienenna­hverkehr Rheinland-Pfalz Nord und dem Verkehrsmi­nisterium Luxemburg aufgenomme­n. „Ziel dieser Gespräche ist, wie auf der bestehende­n Schienenin­frastruktu­r entlang der Saar über Konz nach Luxemburg eine direkte Verbindung ermöglicht werden könnte“, so das Ministeriu­m.

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FOTO: RUPPENTHAL Im Niedtal fährt eine Bahn bisher nur bis Niedaltdor­f. Viele hoffen, dass es künftig eine Verbindung nach Luxemburg gibt.

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