Auch Tanzen steigert die Kreativität
Wissenschaftliche Studien lassen keinen Zweifel: Gehen lässt die Ideen frei fließen.
SAARBRÜCKEN (ml) Studien an der Universität Stanford in Kalifornien haben gezeigt, dass Gehen die Kreativität fördert und das Lösen von Problemen erleichtert. Die Forscher stellten den 48 teilnehmenden Studenten verschiedene Denkaufgaben. Entweder saßen die Teilnehmer auf einem Stuhl oder gingen auf einem Laufband oder im Freien spazieren.
Bei allen Denkaufgaben führte das Gehen zu einer höheren Punktzahl. Am kreativsten waren die Studenten, wenn sie im Freien gehen konnten. „Gehen eröffnet den freien Fluss der Ideen“, schreibt die Studienleiterin Dr. Marily Oppezzo. Die Studenten, die gehen durften, waren um ein Mehrfaches kreativer als die Teilnehmer, die sitzen mussten.
Forscher von Universitäten in London und Plymouth haben untersucht, ob kreatives Denken auch von der persönlichen Stimmung abhängt. Die 63 Teilnehmer der Studie im Alter von 19 bis 59 Jahre wurden in zwei Gruppen geteilt. Die erste trieb Sport (Aerobic oder Tanzen), die zweite musste sich ein langweiliges Video ansehen. Während sich bei der Sportgruppe die Stimmung deutlich verbesserte, sank die Stimmung in der Filmgruppe.
Es zeigte sich allerdings, dass die verbesserte Stimmung die Kreativität allenfalls leicht und nur in bestimmten Bereichen steigerte. Die durch das Video verschlechterte Stimmung hatte keine negativen Auswirkungen auf das kreative Denken. Allerdings steigerten Aerobic uns Tanzen die Kreativität. Die Forscher erklären: „Die Ergebnisse legen nahe, dass Stimmung und Kreativität durch körperliche Betätigung unabhängig voneinander verbessert werden.“
Körperliche Aktivität beflügelt also den Geist, eine bessere Stimmung hingegen garantiert keine gesteigerte Kreativität. Dieses Ergebnis ist dem Forscherteam selbst rätselhaft. „Es kann sein, dass die Stimmungsverbesserungen in dieser Untersuchung nicht groß genug waren, um kreatives Denken deutlich zu fördern“, vermuten die Wissenschaftler. Es könne auch sein, dass nur freiwillige, nicht aber vorgeschriebene körperliche Übungen, wie das in der Studie der Fall war, „den Bewusstseinsstrom freisetzen“.
Als gesichert gilt heute jedoch, dass regelmäßige körperliche Bewegung dem Gehirn und dem Denken zugute kommen. Forscher der Universität Parthenope in Neapel haben alle verfügbaren Studien zu diesem Thema unter die Lupe genommen. „Ein regelmäßiges Ausdauertraining verbessert die Struktur und Funktion des Gehirns und die geistige Leistungsfähigkeit“, berichten die Wissenschaftler.
Ein Training mit mäßiger Intensität reicht aus, um das Arbeitsgedächtnis, das für die Speicherung von Erinnerungen wichtig ist, und die geistige Flexibilität zu verbessern. Ein Training mit hoher Intensität verbessert hingegen die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung und die Produktion des „Gehirndüngers“BDNF. Bei älteren Menschen bringt ein intensiveres Training – Puls und Atmung müssen beschleunigt sein – einen größeren Nutzen für die geistige Leistungsfähigkeit als ein leichtes Training.