Muskelmasse schwindet blitzschnell
Schon nach drei Tagen Bettruhe verlieren auch junge Menschen deutlich an Kraft.
(ml) Verbringt man viel Zeit im Sitzen, lagert sich in den untätigen Muskeln Fett ab. Solche Ablagerungen hat man bei übergewichtigen und älteren Menschen nachgewiesen, die ihre Muskeln nicht mehr belasten.
Ein französisches Forscherteam der Universitäten Montpellier, Lyon, Toulouse und Straßburg hat in einer Studie mit zwölf Freiwilligen im Durchschnittsalter von 32 Jahren gezeigt, dass sich schon nach drei Tagen, in denen gesunde Erwachsene ihre Muskeln nicht benutzen, die Muskelmasse, die Spannung und die Kraft deutlich und schnell verringern.
Die Sauerstoffversorgung der Muskulatur und ihre Ansteuerung über das Nervensystem leiden in erheblichem Maß. Das schadet der Motorik. Nicht nur Bettruhe, die bei einem Klinikaufenthalt oft unvermeidlich sei, sondern auch unser sitzender Lebensstil führe zu einem Verlust der Muskulatur und einer körperlichen Schwächung, sagen die französischen Wissenschaftler.
Die Versuchsteilnehmer mussten drei Tage und Nächte in Wasserbetten verbringen, wobei gewärmtes Wasser ihre Körpertemperatur gleich hielt. Danach hatte die Oberschenkelmuskulatur am Ende an Geschmeidigkeit und somit Funktionsfähigkeit eingebüßt, im Schnitt um neun Prozent. Gemessen wurde zudem ein Leistungsrückgang. Die Entnahme kleiner Gewebeproben mittels Biopsie zeigte, dass die Muskeln bereits geschrumpft waren. Das bestätigten auch Aufnahmen im Magnetresonanz-Tompgraphen.
Auch wer noch jung ist, leidet unter einer sitzenden Lebensweise. Die Muskeln verlieren schnell und dauerhaft an Volumen. Bei körperlich trägen Kindern baut sich sogar nie ein ausreichende Muskelmasse auf. Doch nur starke Muskeln üben über die Sehnen auf die Knochen mechanischen Reize aus, die ausreichen, um den Knochenaufbau anzuregen.
Eine geringe und unbewegte Muskelmasse produziert nur wenige der Wachtstumsmoleküle, die das Gehirn zur Regeneration und zum Aufbau neuer Neuronen braucht. „Wenn Ihre Muskeln abbauen, baut auch Ihr Gehirn ab“, sagt der Neurowissenschaftler Professor Dr. Shane O`Mara von der Universität Dublin.