Ein Kneipenfreund bittet zur Radtour
Ekkehard Schmidt vom Radclub ADFC stellt Gaststätten in Saarbrücken und Völklingen sowie ihre Geschichte vor.
Mit dem Fahrrad auf Kneipentour: Das bietet Ekkehart Schmidt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) im Warndt an. Dabei geht es aber nicht um eine Partytour, sondern um eine ernsthafte und interessante Führung durch die Dorfkneipen im Saarbrücker Westen, in Völklingen und im Warndt. „Ich bin in meinem Leben viel gereist und habe mir in fernen Ländern stets kleine Gaststätten ausgesucht, die nicht im Reiseführer stehen und daher sehr authentisch sind. Dort trifft man die Menschen, die auch in der Region leben, und lernt sie kennen. Das ist bei uns nicht anders. Man muss nur mal offen dafür sein, nicht nur am St. Johanner Markt zu verkehren“,
Schmidt hat seine 37
Kilometer lange, fünfstündige Tour so geplant, dass er acht Stopps einlegen wird.
sagt der 56-jährige Volkswirt. Er besitzt kein Auto und ist ausschließlich mit dem Fahrrad unterwegs.
In den vergangenen Monaten fuhr er in der Region von Kneipe zu Kneipe, sprach mit Wirten, durchstöberte alte Bücher und suchte die Geschichten hinter den Kneipen und Namen. Schmidt hat die Gaststätten katalogisiert, ihre Geschichte aufgeschrieben und mehrere Beiträge für die „Saarbrücker Hefte“erstellt.
Jetzt lädt er erstmals fahrradbegeisterte und lokalgeschichtlich Interessierte zu einer Tour ein. Sie startet am Samstag, 10. Oktober, um 11 Uhr in Luisenthal an der Gaststätte „Zum Kumpel“.
Der Name erinnert an die Bergleute, die viele Jahre die Gaststätten rund um die Grube am Leben hielten. Doch in der Kneipe sind weder Helm noch Grubenlampe zu sehen. Dort stehen die alten Schränke einer Drogerie, die früher an dieser Stelle zu finden war.
„Und solche Überraschungen gibt es viele“, sagt Schmidt. In der Ludweiler Ratsschänke wird er Ritzereien napoleonischer Soldaten präsentieren, in der Rosselschänke Geislautern auf die bewegte Fußball-Vergangenheit der Inhaber-Familie zu sprechen kommen, im „Valuta“in Gersweiler über kuriose Grenzgeschichten berichten und im Vorbeifahren die „Capelle“in Großrosseln besuchen, eine inzwischen geschlossene Kneipe in einer echten Kapelle.
„Kneipen waren immer Kommunikationsort im Dorf. Dabei haben oft die Besitzer gewechselt, und nur selten wurde komplett saniert. Ein Drittel der Kneipen ist mit dem Interieur in den Sechzigern stehen geblieben. So kann man in Ludweiler im Gasthaus ,Altes Schoof’ noch eine sehr alte Theke sehen“, sagt Schmidt. Er hat seine 37 Kilometer lange Tour so geplant, dass er acht
Stopps einlegen wird. Schließlich will er mit jeder Einkehr die Gaststätten-Betreiber unterstützen.
Fünf Stunden dauert die Radtour, auf der er viele Anekdoten bereithält. Zum Beispiel die vom „Krokodil“in Gersweiler, der Gaststätte am Kino in der Hauptstraße. Krokodil-Kneipe und Kino gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr. Aber das riesige Krokodil, das einst über der Theke schwebte, hängt heute noch an der Decke des Getränkemarkts, der die Kneipe ablöste. Und in der Achterschänke in Fürstenhausen hänge heute das Schild „Café Kara-Deniz“der türkischen Inhaber. Drinnen trinke man Tee statt Bier. Aber die Einrichtung der Schänke sei komplett erhalten.
Schmidts Kneipentour zeigt die Gaststätten als Museen, deren Geschichten man einfach nur entdecken müsse. Diese Vorarbeit hat Schmidt schon geleistet. Wer will, kann mit ihm auf Entdeckungsreise gehen.
Anmeldungen unter Telefon (0163) 8 84 05 48.