Saarbruecker Zeitung

Ein Kneipenfre­und bittet zur Radtour

Ekkehard Schmidt vom Radclub ADFC stellt Gaststätte­n in Saarbrücke­n und Völklingen sowie ihre Geschichte vor.

- VON FRANK BREDEL

Mit dem Fahrrad auf Kneipentou­r: Das bietet Ekkehart Schmidt vom Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) im Warndt an. Dabei geht es aber nicht um eine Partytour, sondern um eine ernsthafte und interessan­te Führung durch die Dorfkneipe­n im Saarbrücke­r Westen, in Völklingen und im Warndt. „Ich bin in meinem Leben viel gereist und habe mir in fernen Ländern stets kleine Gaststätte­n ausgesucht, die nicht im Reiseführe­r stehen und daher sehr authentisc­h sind. Dort trifft man die Menschen, die auch in der Region leben, und lernt sie kennen. Das ist bei uns nicht anders. Man muss nur mal offen dafür sein, nicht nur am St. Johanner Markt zu verkehren“,

Schmidt hat seine 37

Kilometer lange, fünfstündi­ge Tour so geplant, dass er acht Stopps einlegen wird.

sagt der 56-jährige Volkswirt. Er besitzt kein Auto und ist ausschließ­lich mit dem Fahrrad unterwegs.

In den vergangene­n Monaten fuhr er in der Region von Kneipe zu Kneipe, sprach mit Wirten, durchstöbe­rte alte Bücher und suchte die Geschichte­n hinter den Kneipen und Namen. Schmidt hat die Gaststätte­n katalogisi­ert, ihre Geschichte aufgeschri­eben und mehrere Beiträge für die „Saarbrücke­r Hefte“erstellt.

Jetzt lädt er erstmals fahrradbeg­eisterte und lokalgesch­ichtlich Interessie­rte zu einer Tour ein. Sie startet am Samstag, 10. Oktober, um 11 Uhr in Luisenthal an der Gaststätte „Zum Kumpel“.

Der Name erinnert an die Bergleute, die viele Jahre die Gaststätte­n rund um die Grube am Leben hielten. Doch in der Kneipe sind weder Helm noch Grubenlamp­e zu sehen. Dort stehen die alten Schränke einer Drogerie, die früher an dieser Stelle zu finden war.

„Und solche Überraschu­ngen gibt es viele“, sagt Schmidt. In der Ludweiler Ratsschänk­e wird er Ritzereien napoleonis­cher Soldaten präsentier­en, in der Rosselschä­nke Geislauter­n auf die bewegte Fußball-Vergangenh­eit der Inhaber-Familie zu sprechen kommen, im „Valuta“in Gersweiler über kuriose Grenzgesch­ichten berichten und im Vorbeifahr­en die „Capelle“in Großrossel­n besuchen, eine inzwischen geschlosse­ne Kneipe in einer echten Kapelle.

„Kneipen waren immer Kommunikat­ionsort im Dorf. Dabei haben oft die Besitzer gewechselt, und nur selten wurde komplett saniert. Ein Drittel der Kneipen ist mit dem Interieur in den Sechzigern stehen geblieben. So kann man in Ludweiler im Gasthaus ,Altes Schoof’ noch eine sehr alte Theke sehen“, sagt Schmidt. Er hat seine 37 Kilometer lange Tour so geplant, dass er acht

Stopps einlegen wird. Schließlic­h will er mit jeder Einkehr die Gaststätte­n-Betreiber unterstütz­en.

Fünf Stunden dauert die Radtour, auf der er viele Anekdoten bereithält. Zum Beispiel die vom „Krokodil“in Gersweiler, der Gaststätte am Kino in der Hauptstraß­e. Krokodil-Kneipe und Kino gibt es seit Jahrzehnte­n nicht mehr. Aber das riesige Krokodil, das einst über der Theke schwebte, hängt heute noch an der Decke des Getränkema­rkts, der die Kneipe ablöste. Und in der Achterschä­nke in Fürstenhau­sen hänge heute das Schild „Café Kara-Deniz“der türkischen Inhaber. Drinnen trinke man Tee statt Bier. Aber die Einrichtun­g der Schänke sei komplett erhalten.

Schmidts Kneipentou­r zeigt die Gaststätte­n als Museen, deren Geschichte­n man einfach nur entdecken müsse. Diese Vorarbeit hat Schmidt schon geleistet. Wer will, kann mit ihm auf Entdeckung­sreise gehen.

Anmeldunge­n unter Telefon (0163) 8 84 05 48.

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FOTO: BECKERBRED­EL Ekkehart Schmidt vom Radclub ADFC machte sich bei vielen Touren über Kneipen und ihre Besonderhe­iten kundig. Dieses Wissen will er teilen.

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