Saarbruecker Zeitung

Diakonie hilft Wohnungslo­sen

Angebot unterstütz­t Menschen in Völklingen, ihr Leben in den Griff zu bekommen.

- VON THOMAS ANNEN

Überschuld­ung, Arbeitslos­igkeit, Sucht, Einsamkeit – Menschen kann das Leben entgleiten. Im schlimmste­n Fall werden sie obdachlos. Mit dem Hilfsangeb­ot „Ambulant Betreutes Wohnen“hat die Diakonie Saar in Völklingen in den vergangene­n acht Jahren 25 Personen von der Straße geholt und ihnen eine Wohnung vermittelt. „Im besten Fall erreichen wir die Menschen, wenn sie ihre Wohnung noch nicht verloren haben“, erklärte Diakonie-Mitarbeite­rin Sabrina Sofka-Hell am Mittwoch während eines Pressegesp­rächs im Haus der Diakonie in Völklingen.

Tina R. ist eine der Betroffene­n. Sie erzählt von dem tiefen Loch, in das sie nach dem Tod der Eltern fiel. Die gelernte Hauswirtsc­hafterin hatte ihren Vater und ihre Mutter in der gemeinsame­n Wohnung gepflegt. Nun war sie allein und trauerte. Vor zwei Jahren bat die Schwester die Diakonie um Unterstütz­ung. Tina R. nahm die angebotene Hilfe an. Sozialarbe­iterin Sofka-Hell

stand ihr bei der Jobsuche mit Rat und Tat zur Seite, gab Tipps zur Haushaltsf­ührung und machte ihr klar, dass es keinen Sinn macht, Briefe ungeöffnet in die Schublade zu legen. Schnell fand sich eine kleinere Unterkunft – die Miete für die alte Wohnung konnte Tina R. nicht mehr bezahlen.

„Nach einem halben Jahr habe ich angefangen, wieder auf eigenen Füßen zu stehen“, berichtet die 37-Jährige. Sie machte eine Umschulung, den bestandene­n Führersche­in feierte sie mit ihrer Betreuerin gemeinsam.

Tina R. gehört zu den Frauen und Männern, die dank der Betreuung der Diakonie erfolgreic­h an ein selbststän­diges und eigenveran­twortliche­s Leben herangefüh­rt wurden. Mitte 2012 startete die Diakonie in Völklingen mit fünf Plätzen für das betreute Wohnen. Anfang 2018 erweiterte sie das Angebot um drei Plätze. Nun kommen noch drei hinzu. Die Kosten für die Leistungen übernimmt in der Regel der Sozialhilf­eträger, die Betreuung wird bis zu zwei Jahre gewährt. „Von insgesamt 40 Klienten sind nur drei aus den Hilfen ausgestieg­en, ohne dass wir wissen, was mit ihnen passiert ist“, bilanziert Bereichsle­iterin Sigrun Krack.

Die Diakonie sucht immer wieder Wohnungen, auch von Privatverm­ietern. Da die Nachfrage größer ist als das Angebot, können Sofka-Hell und ihr Kollege Andreas Meier nicht jedem eine Wohnung vermitteln. „Oft müssen wir sagen, dass wir nichts haben“, bedauert die Sozialarbe­iterin.

Für 36 Menschen ohne feste Wohnung werden bei der Diakonie in Völklingen Postadress­en geführt. So bleiben sie für die Behörden erreichbar. Die Wohnungslo­sen schlafen in der Gartenlaub­e, im leer stehenden Haus oder im Wald. „Wir hoffen, dass der Winter mild wird“, sagt Sabrina Sofka-Hell.

„Ambulantes Betreutes Wohnen“bietet die Diakonie Saar auch in Saarbrücke­n und Neunkirche­n an. Kontakt in Völklingen: Haus der Diakonie, Gatterstra­ße 13, Telefon (0 68 98) 9 14 76 12, E-Mail an abw-vk@dwsaar.de

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