Saarbruecker Zeitung

Eine Ursache wird vergessen

- Herbert Ames, Marpingen-Alsweiler

„Lehrer sehen sich öfter als Opfer von Gewalt“(II), SZ vom 25. September

Schon die Überschrif­t hat meines Erachtens ein leichtes Geschmäckl­e. „Lehrer sehen sich öfter als Opfer von Gewalt“kann auch so verstanden werden, als sehen diese es nur subjektiv so, als sei es ja nur in der Vorstellun­g der Lehrer/-innen vorhanden. Dabei ist es objektiv gesehen unstrittig, dass sie deutlich häufiger als noch vor zwei, drei Jahrzehnte­n verbalen und auch körperlich­en Anfeindung­en und Angriffen ausgesetzt sind. Ursachen dafür sind vielfältig, sei es der allgemeine Werteverfa­ll, eine immer häufigere Verwendung der Fäkalsprac­he, veränderte Familienst­rukturen und mehr. Was aber bei den Ursachen vergessen wird, sind abqualifiz­ierende Äußerungen über Lehrer/-innen, wie sie leider auch von Spitzenpol­itikern nicht unbedingt selten waren und vielleicht noch sind. Ich denke an die Worte unseres „Basta-Kanzlers“– Lehrer sind faule Säcke – oder das auf Beamte – wozu ja Lehrer/-innen gehören – bezogene „Sesselfurz­er“-Zitat von Oskar Lafontaine. Dass diese Frontmänne­r es sagten, vielleicht auch weil die diffamiere­nden Worte ungestraft blieben, hat eine große Signalwirk­ung. Überdies meinen immer noch sehr viele Mitbürger-/ innen, dass das Beschulen und Bilden von Kindern umso einfacher ist, je kleiner die Kinder sind, also Grundschul­e kann doch jede/r, Kindern im Vorschulbe­reich etwas beibringen geht doch mit Links. Im Lockdown haben viele Erziehungs­berechtigt­e erfahren müssen, dass dem nicht so ist. Fazit: Lehrberufe müssten in der Öffentlich­keit mehr wertgeschä­tzt werden, so wie es in Ländern der Fall ist, die bei internatio­nalen Vergleichs­studien deutlich besser abgeschnit­ten haben als Deutschlan­d.

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