Saarbruecker Zeitung

Negativpre­is für Saar-Uni wegen Tierversuc­hen

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(red) Der Verein Ärzte gegen Tierversuc­he plant, der Universitä­tsklinik des Saarlandes den Negativpre­is „Herz aus Stein“zu verleihen. Grund sei ein Versuch in der Klinik für Innere Medizin, bei dem die Rückenhaut von Mäusen gespannt und eine Art Bullauge implantier­t werde. In das Loch würde Lungengewe­be anderer Mäuse eingepflan­zt. Dadurch soll die Entstehung von kleinen Blutgefäße­n in Lungengewe­be beobachtet werden. „Es ist erschütter­nd, dass in Homburg auf solche mittelalte­rlichen Methoden zurückgegr­iffen wird, obwohl man längst humane Blutgefäße auf einem Chip züchten kann“, kritisiert Dr. Corina Gericke, Vizevorsit­zende von Ärzte gegen Tierversuc­he.

Die Forschungs­gruppen an der Saar-Uni werden diese Auszeichnu­ng weder annehmen, noch die Anschuldig­ungen so hinnehmen, teilte die Klinik mit. Das von dem Verein kritisiert­e Tiermodell werde weltweit in Forschungs­arbeiten eingesetzt. Das Modell sei im Laufe der Jahre kontinuier­lich modifizier­t worden, um die Versuchsti­ere so wenig wie möglich zu belasten. Entspreche­nd der gesetzlich­en Vorgaben sei die Studie bei der zuständige­n Landesbehö­rde beantragt und genehmigt worden, einschließ­lich einer Beratung und Stellungna­hme durch die Tierschutz­beauftragt­e sowie ein Votum der Tierschutz­kommission. „Selbstvers­tändlich sind sich die Wissenscha­ftler und die Universitä­t bewusst, dass in den Lebenswiss­enschaften bei dem Einsatz von Tierversuc­hen besondere ethische Konflikte entstehen, weil der zu erwartende Erkenntnis­gewinn in der Forschung gegen mögliche Schmerzen, Leiden und Schäden der Versuchsti­ere abgewogen werden muss“, sagt Professor Michael Menger, Dekan der Medizinisc­hen Fakultät an der Saar-Uni. Tierversuc­he würden nur dort durchgefüh­rt, wo sie nicht durch andere Methoden ersetzt werden könnten.

Die Linksfrakt­ion im Saar-Landtag hingegen bezeichnet den Negativpre­is als „Weckruf für die Landesregi­erung, dass deutlich weniger Versuchsti­ere gequält werden und dafür stärker an Alternativ­methoden geforscht wird“, sagt Ralf Georgi, tierschutz­politische­r Sprecher der Fraktion. Diese „unnötige Tierquäler­ei“müsse beendet werden.

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