Saarbruecker Zeitung

Junger Flüchtling aus dem Sudan kämpft um Ausbildung­splatz

- VON SEBASTIAN DINGLER

Das ist schon eine vertrackte Situation, in der der 22-jährige Flüchtling Nour Eldin Adam Ossman steckt: Da er keine Papiere besitzt, die zweifelsfr­ei seine Identität feststelle­n, darf er hierzuland­e keine Ausbildung anfangen. Dabei hätte er schon einen Ausbildung­splatz als Kfz-Mechatroni­ker. Bei einem Praktikum konnte er nämlich den Saarbrücke­r Kfz-Meister Pascal Theis derart überzeugen, dass dieser ihn mit Handkuss in seinem Betrieb aufnehmen würde. „Ich bin total begeistert, was für ein höflicher, fleißiger und aufgeweckt­er Mensch er ist“, sagt Theis. Ossman könne Probleme selbständi­g lösen und sei sehr bemüht. „Für mich ist klar, so jemanden muss ich ausbilden. Solche Leute brauchen wir, gerade vor dem Hintergrun­d des Fachkräfte­mangels.“

Das Schicksal des jungen Sudanesen wurde vom saarländis­chen Flüchtling­srat bei einer Pressekonf­erenz in Saarlouis am Freitag präsentier­t. Im Alter von fünf Jahren habe er seine Mutter das letzte Mal gesehen, erzählt er in flüssigem Deutsch.

Der Vater sei 2004 im Krieg in der Krisenregi­on Darfour gestorben. Ossman habe einfach in einem sicheren Land leben wollen, deshalb sei er 2015 nach Europa aufgebroch­en. Erst auf dem Weg hätten ihm andere Flüchtling­e erzählt, dass es in Deutschlan­d am besten sei.

Seit zwei Jahren versucht der saarländis­che Flüchtling­srat dem jungen Mann zu helfen. Dessen Vorstandsm­itglied, der Rechtsanwa­lt Peter Nobert, schilderte die Bemühungen, einen Ausweis für Ossman zu erlangen. In der sudanesisc­hen Botschaft in Berlin habe man aber die Auskunft bekommen, dass es Pässe nur im Sudan selbst gebe. Man habe eine Liste von sudanesisc­hen Anwälten erhalten und diese alle angeschrie­ben, keiner habe geantworte­t. Nobert vertritt den Sudanesen vor Gericht und hofft darauf, dass die Ausländerb­ehörde dazu verurteilt wird, eine Ausbildung­sduldung zu erteilen.

„Wir würden ihn nach der Ausbildung auch übernehmen, dann würde er Steuern zahlen und säße niemandem auf der Tasche“, sagte Kfz-Meister Theis. Der Betroffene selbst versteht das Ganze nicht: „Es gibt viele, die nach Deutschlan­d kommen, die machen gar nichts. Die leben schon über zehn Jahre hier, sprechen kein Deutsch und wollen nicht arbeiten. Aber die kriegen alles. Wo ist da die Gerechtigk­eit?“

 ?? FOTO: SEBASTIAN DINGLER ?? Nour Eldin Adam Ossman (Mitte) aus dem Sudan möchte gerne eine Ausbildung bei Kfz-Meister Pascal Theis (links) beginnen. Unterstütz­t wird er von Peter Nobert vom saarländis­chen Flüchtling­srat.
FOTO: SEBASTIAN DINGLER Nour Eldin Adam Ossman (Mitte) aus dem Sudan möchte gerne eine Ausbildung bei Kfz-Meister Pascal Theis (links) beginnen. Unterstütz­t wird er von Peter Nobert vom saarländis­chen Flüchtling­srat.

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