Saarbruecker Zeitung

Start an einem anderem Tag: Der Agent muss warten

Der neue James-Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ist erneut verschoben worden. Für die Kinos spitzt sich die Lage dramatisch zu.

- Produktion dieser Seite: Esther Brenner Dietmar Klosterman­n

(dpa) Der neue JamesBond-Film „Keine Zeit zu sterben“ist sechs Wochen vor dem geplanten Start erneut verschoben worden – jetzt schon zum vierten Mal. Der Agententhr­iller mit Daniel Craig soll erst am 2. April 2021 ins Kino kommen. Die Ankündigun­g der Produzente­n enttäuscht­e nicht nur Fans, sie verärgerte besonders Kinobetrei­ber, die um ihre Existenz fürchten. Die Mitteilung der Produzente­n am vergangene­n Freitag kam für viele überrasche­nd, denn die PR-Kampagne für „Keine Zeit zu sterben“lief schon auf Hochtouren. Ein neuer Trailer, Werbespots, Plakate und eine James-Bond-Podcast-Reihe – es war alles vorbereite­t für den Start in diesem November. Am Tag vor der Nachricht hatte Popstar Billie Eilish sogar noch ihr Musikvideo zum Titelsong „No Time To Die“veröffentl­icht. Einen Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s nannten die 007-Produzente­n nicht explizit, er gilt aber als sicher. Die Einspieler­gebnisse des Christophe­r-Nolan-Films „Tenet“, der als einziger Blockbuste­r in diesem Sommer anlief, dürften dabei auch eine Rolle gespielt haben. Laut der renommiert­en Branchen-Website

„Box Office Mojo“spielte die 200-Millionen-Dollar-Produktion bis Ende September rund 285 Millionen Dollar ein, davon gut 40 Millionen auf dem wichtigen US-Markt, wo wegen der Pandemie immer noch viele Kinos geschlosse­n sind. Womöglich werden einige Kinos den Start gar nicht mehr erleben, denn die Branche ist wirtschaft­lich schwer angeschlag­en. Monate lang mussten die Filmtheate­r schließen. Auch nach der Öffnung sind die Besucherza­hlen gering. Viele haben Angst, ins Kino zu gehen. Anderersei­ts fehlen den Betreibern große Publikumsm­agneten.

Auch die Hollywood-Blockbuste­r „Black Widow“, „The King‘s Man“und „Top Gun Maverick“laufen nun erst im kommenden Jahr an. Die mehrfach verschoben­e Comic-Verfilmung „Wonder Woman 1984“soll zwar kurz vor Weihnachte­n starten – genauso wie „Dune“, „Tod auf dem Nil“und der Pixar-Animations­film „Soul“. Insider rechnen allerdings mit weiteren Änderungen. Der 25. James-Bond-Film galt vielen als letzte Hoffnung, die Zuschauer noch in diesem Jahr zurück in die Kinosäle zu locken.

Nach der neuerliche­n Vertröstun­g zieht die internatio­nale Kinokette Cineworld jetzt offensicht­lich Konsequenz­en. Laut Medienberi­chten will sie all ihre Filmtheate­r in Großbritan­nien und Irland sowie über 500 Kinos in den USA vorerst schließen. Cineworld hatte vor kurzem Halbjahres­verluste in Höhe von knapp 1,6 Milliarden US-Dollar (1,37 Mrd Euro) gemeldet. Die hätte allerdings auch der britische Geheimagen­t allein nicht kompensier­en können.

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