Ein Meister der Karate-Kampfkunst
Volker Schwinn war mehrfach Saarlandmeister. In der Karate-Abteilung des TV Völklingen schätzen die Kämpfer die Erfahrung des 67-jährigen Trainers.
Obwohl die Schläge und Tritte meist kurz vorm Gegner abgestoppt werden, geht es beim Training der Karate-Abteilung des Turnvereins Völklingen ordentlich zur Sache. Etwa beim Wegstoßen des Partners. „Nicht aus den Armen, sondern aus der Bewegung. Sonst ist es Drücken“, ruft Trainer Volker Schwinn. Seine Schützlinge sind fortgeschrittene Kämpfer, sie tragen braune und schwarze Gürtel. Der Gürtel des Übungsleiters war auch mal schwarz. Beim häufigen Waschen ging die Farbe raus, jetzt ist er weiß. Schwinn ist Träger des 8. Dan. Das ist einer der höchsten Grade, den ein Karateka in Deutschland erreichen kann. In seiner aktiven Wettkampfzeit war er mehrfach Saarlandmeister.
Der 67-Jährige sagt die Übungen an, demonstriert die Techniken, erklärt, korrigiert. Seine Schüler hören aufmerksam zu – es wird nicht gescherzt oder geplaudert. Die Verbeugung
hingegen ist fester Bestandteil der Übungsstunde. „Ich lege sehr großen Wert auf die Etikette und den gegenseitigen Respekt“, betont der Trainer. Nur so lassen sich Verletzungen vermeiden. Ist jemand unkonzentriert, droht eine blutige Nase oder ein blaues Auge.
1968 begann Volker Schwinn mit dem Karatesport. „Ich wollte mich zur Wehr setzen können“, erinnert er sich. Zweimal in der Woche fuhr der 17-Jährige mit dem Zug von Überherrn nach Saarbrücken zum Training. Bis heute ist er der Kampfkunst treu geblieben. „Es ist unheimlich abwechslungsreich, ich trainiere jeden Teil meines Körpers.“
Schwinns Schwerpunkt ist die Karate-Stilrichtung Koshinkan. Außerdem unterrichtet er Qi Gong, eine chinesische Meditations- und Konzentrationsform: Die sanften fließenden Bewegungen gelten als schonendes Training für Parkinson-Betroffene.
Für sein großes Engagement erhielt Schwinn im Sommer die höchste Auszeichnung des Deutschen Karate-Verbandes, die Ehrennadel in
Platin. Beim Saarländischen Karate-Verband ist er Stilrichtungs- und Prüfungsreferent in Koshinkan. Und als A-Prüfer auf Bundesebene entscheidet er, ob jemand den schwarzen Gürtel bekommt.
Der Trainer ist nicht nur in Deutschland unterwegs. 15 Jahre hat er in der Türkei Karate-Lehrgänge geleitet, noch heute unterrichtet der Rentner alle zwei Jahre auf Mallorca. Neben dem Karatesport bleibt dem früheren Geschäftsstellenleiter einer Krankenkasse noch Zeit für ein weiteres Hobby – seine drei Enkel. „Und hin und wieder angele ich“, erzählt Volker Schwinn.
Wann sollte man ins Karate einsteigen? Mit sechs Jahren können Kinder beginnen, rät der Experte. Wer sich für den Kampfsport entscheidet, braucht allerdings Geduld. „So mancher Anfänger ist schon verzweifelt“, erzählt Schwinn. „Der Knoten muss platzen, dann macht es Spaß.“Nur wenn die Techniken in Fleisch und Blut übergehen, könne man sich erfolgreich verteidigen. Im Ernstfall bleibe keine Zeit zum Nachdenken.
Auf der Straße geht Schwinn brenzligen Situationen aus dem Weg. Seine Kampfkunst musste er nur ein einziges Mal anwenden. Er erinnert sich noch gut: Das war 1976. In einer Kneipe verprügelte ein Gast die Bedienung. Schwinn ging dazwischen. „Es war Nothilfe“, versichert der Karateka.
„Es ist unheimlich abwechslungsreich, ich trainiere jeden Teil meines Körpers.“Volker Schwinn, Karate-Trainer