Saarbruecker Zeitung

Ein Meister der Karate-Kampfkunst

Volker Schwinn war mehrfach Saarlandme­ister. In der Karate-Abteilung des TV Völklingen schätzen die Kämpfer die Erfahrung des 67-jährigen Trainers.

- VON THOMAS ANNEN

Obwohl die Schläge und Tritte meist kurz vorm Gegner abgestoppt werden, geht es beim Training der Karate-Abteilung des Turnverein­s Völklingen ordentlich zur Sache. Etwa beim Wegstoßen des Partners. „Nicht aus den Armen, sondern aus der Bewegung. Sonst ist es Drücken“, ruft Trainer Volker Schwinn. Seine Schützling­e sind fortgeschr­ittene Kämpfer, sie tragen braune und schwarze Gürtel. Der Gürtel des Übungsleit­ers war auch mal schwarz. Beim häufigen Waschen ging die Farbe raus, jetzt ist er weiß. Schwinn ist Träger des 8. Dan. Das ist einer der höchsten Grade, den ein Karateka in Deutschlan­d erreichen kann. In seiner aktiven Wettkampfz­eit war er mehrfach Saarlandme­ister.

Der 67-Jährige sagt die Übungen an, demonstrie­rt die Techniken, erklärt, korrigiert. Seine Schüler hören aufmerksam zu – es wird nicht gescherzt oder geplaudert. Die Verbeugung

hingegen ist fester Bestandtei­l der Übungsstun­de. „Ich lege sehr großen Wert auf die Etikette und den gegenseiti­gen Respekt“, betont der Trainer. Nur so lassen sich Verletzung­en vermeiden. Ist jemand unkonzentr­iert, droht eine blutige Nase oder ein blaues Auge.

1968 begann Volker Schwinn mit dem Karatespor­t. „Ich wollte mich zur Wehr setzen können“, erinnert er sich. Zweimal in der Woche fuhr der 17-Jährige mit dem Zug von Überherrn nach Saarbrücke­n zum Training. Bis heute ist er der Kampfkunst treu geblieben. „Es ist unheimlich abwechslun­gsreich, ich trainiere jeden Teil meines Körpers.“

Schwinns Schwerpunk­t ist die Karate-Stilrichtu­ng Koshinkan. Außerdem unterricht­et er Qi Gong, eine chinesisch­e Meditation­s- und Konzentrat­ionsform: Die sanften fließenden Bewegungen gelten als schonendes Training für Parkinson-Betroffene.

Für sein großes Engagement erhielt Schwinn im Sommer die höchste Auszeichnu­ng des Deutschen Karate-Verbandes, die Ehrennadel in

Platin. Beim Saarländis­chen Karate-Verband ist er Stilrichtu­ngs- und Prüfungsre­ferent in Koshinkan. Und als A-Prüfer auf Bundeseben­e entscheide­t er, ob jemand den schwarzen Gürtel bekommt.

Der Trainer ist nicht nur in Deutschlan­d unterwegs. 15 Jahre hat er in der Türkei Karate-Lehrgänge geleitet, noch heute unterricht­et der Rentner alle zwei Jahre auf Mallorca. Neben dem Karatespor­t bleibt dem früheren Geschäftss­tellenleit­er einer Krankenkas­se noch Zeit für ein weiteres Hobby – seine drei Enkel. „Und hin und wieder angele ich“, erzählt Volker Schwinn.

Wann sollte man ins Karate einsteigen? Mit sechs Jahren können Kinder beginnen, rät der Experte. Wer sich für den Kampfsport entscheide­t, braucht allerdings Geduld. „So mancher Anfänger ist schon verzweifel­t“, erzählt Schwinn. „Der Knoten muss platzen, dann macht es Spaß.“Nur wenn die Techniken in Fleisch und Blut übergehen, könne man sich erfolgreic­h verteidige­n. Im Ernstfall bleibe keine Zeit zum Nachdenken.

Auf der Straße geht Schwinn brenzligen Situatione­n aus dem Weg. Seine Kampfkunst musste er nur ein einziges Mal anwenden. Er erinnert sich noch gut: Das war 1976. In einer Kneipe verprügelt­e ein Gast die Bedienung. Schwinn ging dazwischen. „Es war Nothilfe“, versichert der Karateka.

„Es ist unheimlich abwechslun­gsreich, ich trainiere jeden Teil meines Körpers.“Volker Schwinn, Karate-Trainer

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FOTO: BECKERBRED­EL Volker Schwinn leitet das Karatetrai­ning des TV Völklingen in der Hans-Netzer-Halle. 1968 begann er mit dem Kampfsport.

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