Ihn hat die Musik gepackt und nie losgelassen
Max Popp hat sich früh ins Musizieren verbissen und lebt heute als freier Musiker. Nächste Woche ist er beim Festival Resonanzen zu erleben.
Max Popp ist ein echtes Saarbrücker Gewächs. Hier wird er 1988 geboren. Hier wächst er auch auf, hier verfolgt er heute seine verschiedenen musikalischen Tätigkeiten. Und die sind äußerst vielseitiger Natur. Als Schlagzeuger spielt er am Staatstheater bereits in der zweiten Produktion mit. Außerdem ist er Mitglied der JoJoAchims, jener Formation um Achim Schneider,
die seit Jahren in der Sparte 4 die „Melodien für Millionen“-Reihe gestaltet (ehemals „Direktmusik“).
Popp ist aber auch in Szene-Bands wie Professor Aldente dabei, mit der er just beim aktuellen Resonanzen-Festival zu hören sein wird. Auch bei The Yellow King oder Mother ist er aktiv, und zwar als Schlagzeuger, Gitarrist oder Bassist. Bei O Piao macht er träumerische Weltmusik, außerdem spielt er Gitarre im Duo Schallstadt mit Sängerin Corinna Schindler. Hiphop macht er dagegen mit dem Rap-Kollektiv Prison Kit.
Schon früh kommt Max mit Musik in Berührung. Die Eltern und Geschwister hören Jazz, Klassik, Rockmusik („Deep Purple, Blood, Sweat & Tears und CCR“) und elektronische Musik von Kraftwerk und Klaus Schulze. Max’ erstes Instrument ist eine Gitarre, da ist er elf Jahre alt. „Ich habe dann Lieder vom Hören nachgespielt.“Nachts träumt er, dass er Gitarre spielt, erfindet eigene Melodien und spielt sie am nächsten Morgen nach.
Mit zwölf Jahren beginnt Max mit dem Schlagzeugspielen, zunächst mit Sticks auf Zeitschriften und Töpfen, bis sein Vater ihm eine Snaredrum schenkt. Als er zum ersten Mal an einem richtigen Schlagzeug sitzt, klappt es auf Anhieb. Er bekommt dann auch Unterricht bei Birgit Ibelshäuser.
Am Ludwigs-Gymnasium empfindet er den Musikunterricht als „kompliziert“. Positive Ausnahme: Musiklehrer Michael Hofmann. „Dem hat etwas daran gelegen, den Schülern die Musik leidenschaftlich näherzubringen.“Eines Tages etwa legt Hofmann Richard Wagners
Tannhäuser-Ouvertüre mit voller Lautstärke auf, das vergisst Popp nie. „Er hat versucht, mir nahezulegen, in Richtung Musik was zu probieren, er hat gemerkt, dass ich die Töne eines Klavierakkords nachsingen kann.“
Den Traum von einer großen Musikerkarriere hat Popp damals aber nicht. „Ich habe sehr viel in einer Traumwelt gelebt, die die Musik geschaffen hat. Musik war sehr früh schon das Größte für mich auf der Welt. Es war etwas Grenzen sprengendes, Brücken bauendes, vor allem Emotionales, das hat mich wie sonst nichts geprägt.“Er habe zu der Zeit viel Bombastisches, Verträumtes und Pathetisches gehört, die isländische Band Sigur Rós etwa, Björk, Hammock oder skandinavischen Black Metal. „Musik war wie eine Droge für mich. Ich habe mir
Kopfhörer aufgesetzt und war weg.“
Allerdings verliert er sich so sehr darin, dass er in der Schule nichts mehr mitbekommt. Das Abitur schafft er unter diesen Umständen nicht. „Ich hatte da eine Tiefphase ohne Orientierung. Der einzige rote Faden war die Musik. Ich dachte, ich muss einfach mehr üben, um da wieder rauszukommen. Da war ich stur dabei.“
Nach der Schulzeit jobbt er, genießt „intensive Jahre des Nachtlebens“und kommt zur Zweiten Chance, jener Bildungseinrichtung für junge Menschen, die einen großen Schwerpunkt auf Musik legt. Mit David Windmüller bietet Popp eine Musikwerkstatt für Jugendliche an. Die beiden spielen auch bei Professor Aldente und in der heute nicht mehr aktiven Band Le Magnetophone. In der Zweiten Chance arbeitet
Popp zeitweise zehn Stunden die Woche.
Zur Musikhochschule will er bei allem Talent aber nicht. „Ich war einfach stur und wollte immer alles selber machen. Ich habe mit vielen Leuten von der HfM Musik gemacht, das reicht mir als Bestätigung.“
Derzeit ist er einfach freier Musiker. Die Jobs am Staatstheater vermittelt ihm Gitarrist Marc Sauer. Nach dem Musical „Shakespeare in Love“sitzt er ab Oktober bei „Hair“am Schlagzeug der Bühnenband. „Warum auch immer sie mich genommen haben, mich, der keine Noten kann“, sagt er lachend.
Um sich über Wasser zu halten, macht Popp auch mal „Mucke“, spielt und singt also im Auftrag bei Hochzeiten, Geburtstagen oder Trauerfeiern. Zur Corona-Situation sagt er: „Gerade laufen wieder
„Musik war sehr früh schon das Größte für mich auf der Welt. Es war etwas Grenzen sprengendes, Brücken bauendes, das hat mich wie sonst nichts geprägt.“Max Popp
die Theaterproduktionen an, es gibt wieder Jobs als Musiker, und man passt sich der Situation so gut es geht an. Die schwerste Zeit habe ich mit einem blauen Auge überstanden. Glücklicherweise konnte ich immer auf die Unterstützung von Verwandten und Freunden zählen. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Trotz seines derzeitigen Erfolges als Musiker fehlt ihm doch eines: „Ich habe nie wieder solche Songs geschrieben wie mit 18, 19 Jahren. Einen großen Brocken an Sprache und Ausdruck hab ich irgendwo auf dem Weg nach hinten geschoben. Da möchte ich gerne wieder hin.“Denn damals bekam er sehr gute Rückmeldungen für die eigenen Kompositionen. Die Aufzeichnung eines Max-Popp-Solokonzerts ist leider nicht mehr vorhanden, darüber ist er traurig. Andererseits: „Das Spielen der eigenen Songs ist ein Sich-Nackig-Machen, etwas unheimlich Persönliches. Das kommt oder kommt nicht. Ich muss da ehrlich sein und mich trauen.“
Am 10. Oktober spielt Max Pop mit der Gruppe Professor Aldente im Studio 30. Das Konzert findet im Rahmen des Resonanzen-Festivals statt. Das genreübergreifende Musikfestival wurde am Donnerstag eröffnet und präsentiert bis 11. Oktober rund 60 regionale und internationale Künstlerinnen und Künstler an über zehn Spielorten in Saarbrücken und Umgebung. www.resonanzenfestival.de