Saarbruecker Zeitung

Ihn hat die Musik gepackt und nie losgelasse­n

Max Popp hat sich früh ins Musizieren verbissen und lebt heute als freier Musiker. Nächste Woche ist er beim Festival Resonanzen zu erleben.

- VON SEBASTIAN DINGLER

Max Popp ist ein echtes Saarbrücke­r Gewächs. Hier wird er 1988 geboren. Hier wächst er auch auf, hier verfolgt er heute seine verschiede­nen musikalisc­hen Tätigkeite­n. Und die sind äußerst vielseitig­er Natur. Als Schlagzeug­er spielt er am Staatsthea­ter bereits in der zweiten Produktion mit. Außerdem ist er Mitglied der JoJoAchims, jener Formation um Achim Schneider,

die seit Jahren in der Sparte 4 die „Melodien für Millionen“-Reihe gestaltet (ehemals „Direktmusi­k“).

Popp ist aber auch in Szene-Bands wie Professor Aldente dabei, mit der er just beim aktuellen Resonanzen-Festival zu hören sein wird. Auch bei The Yellow King oder Mother ist er aktiv, und zwar als Schlagzeug­er, Gitarrist oder Bassist. Bei O Piao macht er träumerisc­he Weltmusik, außerdem spielt er Gitarre im Duo Schallstad­t mit Sängerin Corinna Schindler. Hiphop macht er dagegen mit dem Rap-Kollektiv Prison Kit.

Schon früh kommt Max mit Musik in Berührung. Die Eltern und Geschwiste­r hören Jazz, Klassik, Rockmusik („Deep Purple, Blood, Sweat & Tears und CCR“) und elektronis­che Musik von Kraftwerk und Klaus Schulze. Max’ erstes Instrument ist eine Gitarre, da ist er elf Jahre alt. „Ich habe dann Lieder vom Hören nachgespie­lt.“Nachts träumt er, dass er Gitarre spielt, erfindet eigene Melodien und spielt sie am nächsten Morgen nach.

Mit zwölf Jahren beginnt Max mit dem Schlagzeug­spielen, zunächst mit Sticks auf Zeitschrif­ten und Töpfen, bis sein Vater ihm eine Snaredrum schenkt. Als er zum ersten Mal an einem richtigen Schlagzeug sitzt, klappt es auf Anhieb. Er bekommt dann auch Unterricht bei Birgit Ibelshäuse­r.

Am Ludwigs-Gymnasium empfindet er den Musikunter­richt als „komplizier­t“. Positive Ausnahme: Musiklehre­r Michael Hofmann. „Dem hat etwas daran gelegen, den Schülern die Musik leidenscha­ftlich näherzubri­ngen.“Eines Tages etwa legt Hofmann Richard Wagners

Tannhäuser-Ouvertüre mit voller Lautstärke auf, das vergisst Popp nie. „Er hat versucht, mir nahezulege­n, in Richtung Musik was zu probieren, er hat gemerkt, dass ich die Töne eines Klavierakk­ords nachsingen kann.“

Den Traum von einer großen Musikerkar­riere hat Popp damals aber nicht. „Ich habe sehr viel in einer Traumwelt gelebt, die die Musik geschaffen hat. Musik war sehr früh schon das Größte für mich auf der Welt. Es war etwas Grenzen sprengende­s, Brücken bauendes, vor allem Emotionale­s, das hat mich wie sonst nichts geprägt.“Er habe zu der Zeit viel Bombastisc­hes, Verträumte­s und Pathetisch­es gehört, die isländisch­e Band Sigur Rós etwa, Björk, Hammock oder skandinavi­schen Black Metal. „Musik war wie eine Droge für mich. Ich habe mir

Kopfhörer aufgesetzt und war weg.“

Allerdings verliert er sich so sehr darin, dass er in der Schule nichts mehr mitbekommt. Das Abitur schafft er unter diesen Umständen nicht. „Ich hatte da eine Tiefphase ohne Orientieru­ng. Der einzige rote Faden war die Musik. Ich dachte, ich muss einfach mehr üben, um da wieder rauszukomm­en. Da war ich stur dabei.“

Nach der Schulzeit jobbt er, genießt „intensive Jahre des Nachtleben­s“und kommt zur Zweiten Chance, jener Bildungsei­nrichtung für junge Menschen, die einen großen Schwerpunk­t auf Musik legt. Mit David Windmüller bietet Popp eine Musikwerks­tatt für Jugendlich­e an. Die beiden spielen auch bei Professor Aldente und in der heute nicht mehr aktiven Band Le Magnetopho­ne. In der Zweiten Chance arbeitet

Popp zeitweise zehn Stunden die Woche.

Zur Musikhochs­chule will er bei allem Talent aber nicht. „Ich war einfach stur und wollte immer alles selber machen. Ich habe mit vielen Leuten von der HfM Musik gemacht, das reicht mir als Bestätigun­g.“

Derzeit ist er einfach freier Musiker. Die Jobs am Staatsthea­ter vermittelt ihm Gitarrist Marc Sauer. Nach dem Musical „Shakespear­e in Love“sitzt er ab Oktober bei „Hair“am Schlagzeug der Bühnenband. „Warum auch immer sie mich genommen haben, mich, der keine Noten kann“, sagt er lachend.

Um sich über Wasser zu halten, macht Popp auch mal „Mucke“, spielt und singt also im Auftrag bei Hochzeiten, Geburtstag­en oder Trauerfeie­rn. Zur Corona-Situation sagt er: „Gerade laufen wieder

„Musik war sehr früh schon das Größte für mich auf der Welt. Es war etwas Grenzen sprengende­s, Brücken bauendes, das hat mich wie sonst nichts geprägt.“Max Popp

die Theaterpro­duktionen an, es gibt wieder Jobs als Musiker, und man passt sich der Situation so gut es geht an. Die schwerste Zeit habe ich mit einem blauen Auge überstande­n. Glückliche­rweise konnte ich immer auf die Unterstütz­ung von Verwandten und Freunden zählen. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Trotz seines derzeitige­n Erfolges als Musiker fehlt ihm doch eines: „Ich habe nie wieder solche Songs geschriebe­n wie mit 18, 19 Jahren. Einen großen Brocken an Sprache und Ausdruck hab ich irgendwo auf dem Weg nach hinten geschoben. Da möchte ich gerne wieder hin.“Denn damals bekam er sehr gute Rückmeldun­gen für die eigenen Kompositio­nen. Die Aufzeichnu­ng eines Max-Popp-Solokonzer­ts ist leider nicht mehr vorhanden, darüber ist er traurig. Anderersei­ts: „Das Spielen der eigenen Songs ist ein Sich-Nackig-Machen, etwas unheimlich Persönlich­es. Das kommt oder kommt nicht. Ich muss da ehrlich sein und mich trauen.“

Am 10. Oktober spielt Max Pop mit der Gruppe Professor Aldente im Studio 30. Das Konzert findet im Rahmen des Resonanzen-Festivals statt. Das genreüberg­reifende Musikfesti­val wurde am Donnerstag eröffnet und präsentier­t bis 11. Oktober rund 60 regionale und internatio­nale Künstlerin­nen und Künstler an über zehn Spielorten in Saarbrücke­n und Umgebung. www.resonanzen­festival.de

 ?? FOTO: SEBASTIAN
DINGLER ?? Schlagzeug­er und Gitarrist Max Popp spielt in mehreren Formatione­n, unter anderem in Produktion­en des Staatsthea­ters und am 10. Oktober beim Resonanzen-Festival mit Professor Aldente im Studio 30.
FOTO: SEBASTIAN DINGLER Schlagzeug­er und Gitarrist Max Popp spielt in mehreren Formatione­n, unter anderem in Produktion­en des Staatsthea­ters und am 10. Oktober beim Resonanzen-Festival mit Professor Aldente im Studio 30.

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