Saarbruecker Zeitung

Filmfestiv­al soll es nicht nur online geben

Max-Ophüls-Chefin berichtet im Saarbrücke­r Kulturauss­chuss über verschiede­ne Szenarien für 2021.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

In der Sitzung des Kulturauss­chusses der Stadt Saarbrücke­n hat Svenja Böttger, Leiterin des Max-Ophüls-Festivals, über die Planungen für 2021 berichtet. „Es wird auf alle Fälle ein Max-Ophüls-Festival geben, das aber nicht so ist, wie wir es kennen und lieben. Wir haben sechs Szenarien erarbeitet, was bis dahin sein kann. Von der besten Möglichkei­t, dass es einen Impfstoff gibt, bis zum schlechtes­ten Szenario, dass es einen zweiten, regionalen Lockdown gibt“, erklärte Böttger. Dabei liege der Fokus auf den drei wahrschein­lichsten Szenarien. „Das Programm und die Anzahl der Filme haben wir ein wenig gekürzt, dafür soll es mehr Vorstellun­gen geben.“Denn aufgrund der Abstandsre­geln rechne sie damit, dass auch im größten Kinosaal nur 78 Plätze belegt werden dürfen. Vieles, was man sonst vom Filmfestiv­al kennt und schätzt, ist noch offen. „Die Tickets soll es nicht nur online geben, auch das Rahmenprog­ramm liegt noch im Dunkeln. Wir müssen einfach die Erfahrunge­n des Theaters und der Gastronomi­e im Herbst abwarten.“Außerdem rechne sie mit weniger Besuchern, auch aus der Filmbranch­e. „Aber wir haben Lust. Wir sind motiviert. Und wir wollen, dass Max-Ophüls nicht nur online zu sehen ist. Kultur muss stattfinde­n, und wir müssen das Beste daraus machen.“

Für ihren Bericht gab es viel Lob und Nachfragen von Seiten der Ausschussm­itglieder. Ob man „Lolas Bistro“nicht nach draußen verlegen könne? Ob das Cinestar weiterhin Spielstätt­e sei? Wie man die Filme online stellen wolle? Svenja Böttger konnte alle Fragen souverän beantworte­n, sorgte sogar für einen Lacher. „Ja, wir überlegen, draußen was zu machen. Aber nicht unbedingt mit Heizpilzen wegen der Nachhaltig­keit. Und so groß muss die Örtlichkei­t gar nicht sein, denn nach einer Stunde friert jeder und will wieder rein.“

Böttger teilte auch mit, dass sie endlich Verantwort­liche im Cinestar erreicht habe und die Spielstätt­e wohl weiter zur Verfügung stehe. Sie erläuterte noch, dass man die Filme nicht jederzeit online zeigen könne. „Da es sich um Premieren handelt, unterliege­n sie besonderen Regeln, da sind wir rechtlich gebunden.“

Das zweite Thema auf der Tagesordnu­ng waren die Saarbrücke­r Kultur- und Lesetreffs. Da einige der Stadtratsm­itglieder diese Institutio­nen nicht gut kennen würden, übernahm es Katharina Ries, Mitarbeite­rin des Kulturamte­s, diese zu präsentier­en. Sie erläuterte, dass durch den Neubau der Stadtbibli­othek im Jahr 1998 aus den Zweigstell­en in den Stadtteile­n St. Arnual, Brebach, Burbach, Malstatt, und Dudweiler die Kultur- und Lesetreffs hervorgega­ngen sind. „Heute sind es nachbarsch­aftliche Begegnungs­treffs, das Buch spielt nur noch eine begleitend­e Rolle“, erläuterte sie. Da die Stadt für die Kultur- und Lesetreffs kein sehr hohes Budget habe, habe sie sich vor Ort Kooperatio­nspartner gesucht, mit denen zusammen die Verwaltung ein niedrigsch­welliges Kulturange­bot biete. Dazu ist gerade eine neue Broschüre erschienen. Außerdem gebe es Ansprechpa­rtner vor Ort, die sich im Stadtteil auskennen, die ihren Besuchern auch Lebenshilf­e, Bildungsan­gebote und Beratung anbieten.

Katharina Ries betonte, wie wichtig die Kooperatio­nspartner sind, denn im nicht öffentlich­en Teil der Sitzung ging es auch um die neuen Kooperatio­nsverträge, um die Kulturund Lesetreffs zu betreiben.

Anschließe­nd ging es um den Alt-Saarbrücke­r Weihnachts­markt , der in diesem Jahr im Deutsch-Französisc­hen-Garten stattfinde­t. Anne Kessler, ebenfalls Mitarbeite­rin des Kulturamts, wartete dabei mit einigen Überraschu­ngen auf. Der „Weihnachts­garten“löste aber auch eine rege Debatte aus.

Ebenso wie der Antrag der Fraktionen, ein Mahnmal zur Erinnerung an die Homosexuel­lenverfolg­ung zu errichten. Obwohl der Antrag schon im vergangene­n Jahr angenommen wurde, sei bisher zu wenig passiert, war der Vorwurf eines Stadtratsm­itglieds.

Sowohl Kulturdeze­rnent Thomas Brück (Grüne) als auch Hans-Christian Herrmann, der Leiter des Saarbrücke­r Stadtarchi­vs, berichtete­n von ihrem Treffen am Vortag mit dem Lesben- und Schwulenve­rband Saarland. „Zuerst ist eine wissenscha­ftliche Aufarbeitu­ng nötig. Man sollte sich Zeit nehmen, nicht in blinden Aktionismu­s verfallen, damit die Erinnerung­skultur keinen Schaden nimmt“, erklärte Hans-Christian Herrmann.

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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Da dachte noch niemand an Corona: Leiterin Svenja Böttger und Ehrenpreis­träger Rosa von Praunheim stehen im Januar zur Eröffnung des Max-Ophüls-Filmfestiv­als nebeneinan­der im Kinosaal.

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