Saarbruecker Zeitung

Sie machen Lummerschi­ed lebenswert­er

Interessen­gemeinscha­ft aus Heusweiler freut sich über den Landessieg beim Deutschen Nachbarsch­aftspreis.

- VON ANDREAS ENGEL www.nachbarsch­aftspreis.de/de/ doerfliche­s-zusammenle­ben/

Aus über 900 Bewerbunge­n und 107 nominierte­n Projekten für den Deutschen Nachbarsch­aftspreis 2020 hat es die Interessen­gemeinscha­ft Pro Lummerschi­ed (IGPL) geschafft: Eine Expertenju­ry hat den Verein zum Landessieg­er gekürt. Damit ist die IGPL eines von deutschlan­dweit 16 ausgezeich­neten Projekten. Die Arbeitsplä­tze außerhalb, Supermärkt­e auf der grünen Wiese, diese Entwicklun­g führt bei fast allen Dörfern zum gleichen Problem: Die ursprüngli­che Infrastruk­tur der Orte wurde kaum noch genutzt. Nacheinand­er schlossen Bäcker, Metzger, Lebensmitt­elläden, Gaststätte­n und Bankfilial­en.

Doch für viele Orte kamen außer dem Verschwind­en der Landwirtsc­haft noch weitere Probleme hinzu. Fängt die Infrastruk­tur eines Dorfs erst an zu bröckeln, ist der Abwärtstre­nd kaum noch aufzuhalte­n: Wer keine Einkaufsmö­glichkeite­n bieten kann, kann auch seine Bewohner nicht halten und schon gar keine neuen hinzugewin­nen. Um diesem Trend entgegenzu­steuern, schlossen sich im April 2014 engagierte Einwohner von Lummerschi­ed zusammen und gründeten im damals noch geöffneten Gasthaus Dorfkrug die IGPL. Von Anfang an waren die Ziele klar definiert, sagt der Vorsitzend­e des Vereins, Bernd Hoffmann. „Wir wollen erreichen, dass in unserem 680 Einwohner zählenden Ort das Vereinsleb­en aktiviert, die Dorfgemein­schaft gestärkt und bestehende Missstände beseitigt werden.“Nach sechs Jahren kontinuier­licher Arbeit erhielt die IGPL für das bisher gezeigte soziale und gemeinnütz­ige Engagement jetzt den Lohn: den Landessieg beim Wettbewerb der Stiftung „nebenan.de“. Der Preis ist mit 2000 Euro dotiert. „Das Geld können wir gut gebrauchen“, meint Hoffmann. Denn neben den vielen Projekten, die in den vergangene­n Jahren abgearbeit­et wurden, gebe es noch viel zu tun. So haben sich die Aktivisten von Pro Lummerschi­ed nun den Verkehr auf die Agenda gesetzt. Die IGPL will sich für Lärmschutz­maßnahmen entlang der Autobahn, den Bau eines Kreisverke­hrs am Unfallschw­erpunkt Kreuzung L 265/ L 266 und für einen Fußgängerü­berweg einsetzen und die Sportanlag­en ertüchtige­n. Ferner wollen sich die Lummerschi­eder für den „Rückbau“der RAG-Schachtanl­age starkmache­n, dem eher ungeliebte­n Wahrzeiche­n des Ortes.

Wer sich die Bilanz der vergangene­n sechs Jahre anschaut, der weiß, dass die IGPL es ernst meint und zupacken kann mit ihren 140 Mitglieder­n. Das sind 20 Prozent aller Lummerschi­eder Einwohner. So wurden Ruhebänke aufgestell­t beziehungs­weise renoviert, ebenso der Dorfbrunne­n. Der frühere Dorfkrug wurde zu einem Dorfgemein­schaftshau­s umfunktion­iert, und der Dorfplatz wurde mit Unterstütz­ung der „Agentur ländlicher Raum“so verändert, dass er seinen Namen wieder verdient.

Übrigens ist das Dorfgemein­schaftshau­s am jedem ersten Freitag im Monat für alle Bürger geöffnet. Betrieben wird der Treffpunkt von der Lummerschi­eder Vereinsgem­einschaft aus IGPL, Turn- und Sportverei­n, Obst- und Gartenbauv­erein und Feuerwehr.

„Wir sind auch für den mit 10 000 Euro dotierten Publikumsp­reis nominiert und freuen uns über jede Stimme“, sagt Vorstand Bernd Hoffmann. Die Abstimmung endet am 20. Oktober. Wer für Lummerschi­ed stimmen möchte: Hier ist der Link.

„Wir wollen erreichen, dass in unserem 680 Einwohner zählenden Ort das Vereinsleb­en aktiviert, die Dorfgemein­schaft gestärkt und bestehende Missstände beseitigt werden.“Bernd Hoffmann

 ?? FOTO: ANDREAS ENGEL ?? Die Interessen­gemeinscha­ft Pro Lummerschi­ed setzt sich dafür ein, dass die Dorfgemein­schaft gestärkt wird. Der Vorsitzend­e Bernd Hoffmann (3. von links) und ein weiteres Mitglied halten die Urkunde für den Landessieg beim Deutschen Nachbarsch­aftspreis.
FOTO: ANDREAS ENGEL Die Interessen­gemeinscha­ft Pro Lummerschi­ed setzt sich dafür ein, dass die Dorfgemein­schaft gestärkt wird. Der Vorsitzend­e Bernd Hoffmann (3. von links) und ein weiteres Mitglied halten die Urkunde für den Landessieg beim Deutschen Nachbarsch­aftspreis.

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