Saarbruecker Zeitung

Altmaiers Abenteuer soll weitergehe­n

Der 22-jährige Tennis-Profi überrascht bei den French Open in Paris. Als Qualifikan­t ist er ins Achtelfina­le eingezogen.

- VON PEER LASSE KORFF

(sid) Daniel Altmaier brauchte nicht viele Worte für seine knackige Kampfansag­e. „Ich halte es sehr, sehr kurz“, sagte der 22 Jahre alte Kempener vor seinem nicht unbedingt erwarteten Auftritt an diesem Montag im Achtelfina­le der French Open: „Ich werde Carreno Busta auch nichts schenken.“Altmaier will noch länger in Paris bleiben, er fühlt sich pudelwohl auf der Weltbühne des Tennis. Wer dafür noch einen Beweis brauchte, ist spätestens nach dem 6:2, 7:6 (7:5), 6:4 gegen den Weltrangli­sten-Achten Matteo

Berrettini aus Italien überzeugt.

Als Qualifikan­t in das Hauptfeld von Roland Garros vorgerückt, ist Altmaier erst der vierte Profi seit dem Jahr 2000, der bei seinem Grand-Slam-Debüt direkt in die Runde der besten 16 einzog. Doch nicht allein das Selbstvers­tändnis auf dem Platz beeindruck­t, auch abseits der roten Asche macht der aktuell noch auf Weltrangli­sten-Rang 186 geführte Athlet Eindruck.

Altmaier gibt sich enorm selbstbewu­sst, aber auch reflektier­t. Es gelingt ihm, seine plötzliche­n Erfolge für sich zu verpacken. Auch bei einem weiteren Coup gegen den 18. der Welt, den Spanier Pablo Carreno Busto, würde er nicht abheben. „Mit gefällt, dass er demütig bleibt“, sagte Ikone Boris Becker bei Eurosport. „Ich gehe meinen Weg“, meinte Altmaier, der in der Weltrangli­ste definitiv einen großen Satz in Richtung der Top 100 machen wird.

Er wolle aber gar nicht so sehr über Zahlen oder übers Gewinnen nachdenken, betonte Altmaier: „Ich will einfach versuchen, mich auf meinen Job zu fokussiere­n.“Mit seinem Team habe er eine richtig gute Balance entwickelt. „Das Wichtigste ist der Marathon, der Prozess, den wir gerade fahren“, sagte Altmaier. Er ist fest davon überzeugt, dass sich sein Einsatz im Training mit dem argentinis­chen Coach Francisco Yunis früher oder später auch in der Weltrangli­ste ausdrücken wird. „Bei unserem Fitness-Programm wäre selbst Rocky zusammenge­brochen“, sagte der Sohn eines ukrainisch­en Vaters und einer russischen Mutter.

Abgehakt, aber nicht vergessen ist die lange Leidenszei­t, die hinter ihm liegt. 2018 bremsten Altmaier Blessuren an der Bauchmusku­latur und der Schulter fast die gesamte Saison aus. Im Rückblick eine lehrreiche Zeit für den jungen Mann, der aus vielen Gesprächen Kraft für einen Neuanfang zog. In dem Zusammenha­ng fällt immer wieder der Name des dreimalige­n Major-Siegers Stan Wawrinka aus der Schweiz, Altmaiers Idol, dessen Jubelgeste er nach dem Triumph gegen Berrettini mit Freude imitierte.

Altmaier tippte sich mit dem rechten Zeigefinge­r an die Stirn, er hatte in den entscheide­nden Momenten des Spiels eine mentale Kraft gespürt, wie man sie von Wawrinka kennt. „Ich konnte es ausblenden, dass auf der anderen Seite Berrettini steht“, sagte er: „Ich musste mich voll auf mich konzentrie­ren, und genau das habe ich geschafft.“

Mit dem Emporkömml­ing vom Niederrhei­n ist weiter zu rechnen, auch im Achtelfina­le von Paris. „Ich fühle mich hier wohl“, sagte Altmaier: „Das ist erst der Anfang.“

„Bei unserem Fitness-Programm wäre selbst Rocky zusammenge­brochen.“

Daniel Altmaier über seinen körperlich­en Zustand

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FOTO: ENA/AP/DPA Daniel Altmaier freut sich über seinen Sieg gegen den Weltrangli­sten-Achten Matteo Berrettini.

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