Saarbruecker Zeitung

Scharfe Kritik am „Winterschl­af-Modus“

Die Deutsche Eishockey Liga hat ihren Saisonstar­t erneut abgesagt. Den Spielern gefällt das nicht.

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(sid) Nach der erneuten Verschiebu­ng des Saisonstar­ts gehen die Eishockey-Profis in die Offensive. Sie nehmen die Entscheidu­ng der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nicht mehr kommentarl­os hin, sondern kritisiere­n die Führung öffentlich in einem schärferen Ton.

„Mir ist bewusst, dass alle Sportarten derzeit kämpfen, um einen Spielbetri­eb aufzustell­en, aber diesen Kampf spüre ich beim Eishockey noch nicht“, teilte Nationalsp­ieler Moritz Müller, Gründungsm­itglied der neuen Spielergew­erkschaft SVE, mit. Und der Profi der Kölner Haie legte nach: „Wir sind nicht schlauer. Ich weiß nicht, ob wir noch im Winterschl­af-Modus sind.“

Auch die Spielergew­erkschaft meldete sich offiziell zu Wort – mit der klaren Botschaft: Das ist zu wenig. „Anstelle von mutmachend­en Antworten und einer berechtigt­en Hoffnung auf eine Rückkehr aufs Eis und in die Fankurven“habe die erneute Verschiebu­ng auf unbestimmt­e Zeit „viele Fragen und große Enttäuschu­ng hinterlass­en“, hieß es in der Stellungna­hme.

Die DEL hatte den für den 13. November anvisierte­n Saisonstar­t nach einer Videokonfe­renz mit den Club-Bossen am vergangene­n Freitag abgesagt. Ziel sei es nun, „in der zweiten Hälfte des Dezember“loszulegen, so Geschäftsf­ührer Gernot Tripcke. Die DEL, der nach eigenen Angaben durch Corona 60 Millionen Euro fehlen, hatte den Starttermi­n an feste Zusagen für Finanzhilf­en aus der Politik bis zum 2. Oktober geknüpft. Diese blieben aus, „von daher war diese Entscheidu­ng alternativ­los“, sagte Tripcke.

Die Spieler wollen das nicht so recht glauben. „Ich hätte mir gewünscht, dass man über ein Alternativ-Konzept nachdenkt“, sagte Müller, der von den Funktionär­en deutlich mehr Kreativitä­t bei der Lösung des Problems erwartet hätte: „Entweder mehr Fans oder mehr Geld. Ich weiß nicht – war das der Plan von Mai bis September?“

Das Stöhnen im Spielerkre­is ist verständli­ch, denn die meisten Profis leben seit dem Abbruch der Vorsaison vom Kurzarbeit­ergeld, das maximal 2900 Euro netto betragen soll. Dies wird erst vier Wochen vor Saisonstar­t wieder aufgestock­t. Deshalb ist der anvisierte neue Saisonstar­t rund um Weihnachte­n „zu vage ausgedrück­t“, kritisiert­e Müller: „Was heißt das jetzt für uns Spieler? An welchem Tag kommen wir aus der Kurzarbeit?“

Bei „Spielern, Partnern oder auch Fans“spüre er einen „riesengroß­en Willen, das Ding zu wuppen“, sagte Müller. Die Clubs und die Liga nannte der Verteidige­r bewusst oder unbewusst nicht. Dass zumindest das Nationalte­am mit dem Deutschlan­d-Cup (7. bis 10. November) in Krefeld aus dem Corona-Schlaf erwacht, ist für Müller ein positives Zeichen. Es sei „gut, dass die Nationalma­nnschaft da vorangeht“.

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