Saarbruecker Zeitung

Eine Chance für den Nachwuchs

KV Riegelsber­g und ASV Hüttigweil­er lassen im Derby viele Talente auf die Matte. Köllerbach siegt klar beim ASV Urloffen.

- VON PATRIC CORDIER

Der Saisonauft­akt der Ringer-Bundesliga an diesem Wochenende wurde überschatt­et vom Rückzug des KSV Witten. Nach einem bestätigte­n Corona-Fall und damit verbundene­r, weitreiche­nder Quarantäne hat der Verein am Freitag seine Mannschaft komplett vom Wettbewerb abgemeldet.

Auch beim Saarderby zwischen dem ASV Hüttigweil­er und dem KV Riegelsber­g überstrahl­te der Eindruck der Anti-Pandemie-Maßnahmen über weite Strecken das Geschehen.

Christoph Gall

Nur 120 Fans durften in der frisch renovierte­n Illtalhall­e dabei sein. Einbahnstr­aßenregelu­ng, Mundschutz bis zum Erreichen des Platzes. „Ich bin mit dem Ablauf und der Disziplin der Leute sehr zufrieden“, erklärte der ASV-Vorsitzend­e Frank Reinshagen, „die Gemeinde Illingen hat uns beim Hygienekon­zept unterstütz­t, sodass wir sogar mehr Zuschauer reinlassen durften als ursprüngli­ch angedacht.“

Auch die Auflage des Deutschen Ringer-Bundes, nach jedem Kampf die Matte zu desinfizie­ren, wurde eingehalte­n. Die dadurch längeren Pausen verhindert­en aber über weite Strecken, dass Derby-Atmosphäre aufkam. Dabei war der sportliche

Verlauf durchaus spannend, fiel die Entscheidu­ng doch im allerletzt­en Kampf. Hüttigweil­er führte vor den 75 Kilo im griechisch-römischen Stil mit 12:11. Bezeichnen­d für die „Corona-Saison“, dass sich mit Luca Taibi

( Jahrgang 2002) und Dilhan-Semi Harmandali (2003) zwei Nachwuchsr­inger gegenübers­tanden.

Hüttigweil­ers Taibi begann zurückhalt­end, Harmandali buchstäbli­ch mit dem Kopf. Für Kopfstoßen bekam der Riegelsber­ger eine Verwarnung, wegen Passivität musste der Hüttigweil­er in die Bodenlage. Harmandali hob Taibi aus und legte einen Überwurf nach – die 5:2-Pausenführ­ung. In den zweiten drei Minuten

gingen beide Sportler in den roten Bereich. Taibi, eigentlich ein Mann für die 71 Kilogramm, fehlte die Kraft, Harmandali konnte den Gewichtsvo­rteil nicht entscheide­nd in die Waagschale werfen, behielt am Ende aber mit 6:3 die Oberhand.

Der Sieg im ersten Bundesliga-Einsatz brachte dem KVR den Derby-Erfolg mit 13:12 –die Freude fiel Corona-konform zurückhalt­end aus. „Bei einer vollen Halle wäre sicher viel krasser gefeiert worden, so aber werde ich den Abend ganz ruhig ausklingen lassen“, sagte der 16-jährige Schüler, „ich hatte 2019 bei der deutschen Meistersch­aft gegen Luca verloren und damit noch eine Rechnung offen.“

Hüttigweil­er kam auf ein Durchschni­ttsalter von 20,9 Jahren und acht Mannschaft­spunkte – jedem Sportler werden aufgrund seiner Herkunft und Erfolge eine gewisse Anzahl von Punkten zugeschrie­ben, die in der Addition 28 nicht übersteige­n dürfen. Riegelsber­g hatte einen Schnitt von 25,9 bei sechs Punkten.

„Mir war wichtig, dass wir ringen konnten – gerade wenn man sieht, was in Witten passiert ist“, sagte Hüttigweil­ers Trainer Christoph Gall, der mit dem Moldauer Denis Balaur (98 Kilo Freistil, Schultersi­eg gegen Robin Paulus) nur einen Ausländer im Kader hatte. Sein Riegelsber­ger Kollege Edgar Paulus bot mit dem Bulgaren Georgij Zlatov (75 Kilo Freistil, Punktsieg gegen Mathias Schwarz) und Anthony Tantini (86 Kilo Greco, Aufgabe gegen Kevin Gremm) auch nur zwei auf. „Beide Teams hatten talentiert­e saarländis­che Spitzenath­leten auf der Matte, die teilweise fantastisc­h gerungen haben“, zog Paulus Bilanz, „wir haben sieben Kämpfe für uns entschiede­n und damit nicht unverdient gewonnen.“Der KSV Köllerbach setzte sich zeitgleich beim ASV Urloffen klar mit 19:5 durch.

„Mir war wichtig, dass wir ringen konnten – gerade wenn man sieht, was in Witten passiert ist.“

Trainer ASV Hüttigweil­er

 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? Riegelsber­gs Dilhan-Semi Harmandali (blaues Trikot) wirft seinen Hüttigweil­er Gegner Luca Taibi über – der entscheide­nde Moment im Saarderby.
FOTO: SCHLICHTER Riegelsber­gs Dilhan-Semi Harmandali (blaues Trikot) wirft seinen Hüttigweil­er Gegner Luca Taibi über – der entscheide­nde Moment im Saarderby.

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