Eine Chance für den Nachwuchs
KV Riegelsberg und ASV Hüttigweiler lassen im Derby viele Talente auf die Matte. Köllerbach siegt klar beim ASV Urloffen.
Der Saisonauftakt der Ringer-Bundesliga an diesem Wochenende wurde überschattet vom Rückzug des KSV Witten. Nach einem bestätigten Corona-Fall und damit verbundener, weitreichender Quarantäne hat der Verein am Freitag seine Mannschaft komplett vom Wettbewerb abgemeldet.
Auch beim Saarderby zwischen dem ASV Hüttigweiler und dem KV Riegelsberg überstrahlte der Eindruck der Anti-Pandemie-Maßnahmen über weite Strecken das Geschehen.
Christoph Gall
Nur 120 Fans durften in der frisch renovierten Illtalhalle dabei sein. Einbahnstraßenregelung, Mundschutz bis zum Erreichen des Platzes. „Ich bin mit dem Ablauf und der Disziplin der Leute sehr zufrieden“, erklärte der ASV-Vorsitzende Frank Reinshagen, „die Gemeinde Illingen hat uns beim Hygienekonzept unterstützt, sodass wir sogar mehr Zuschauer reinlassen durften als ursprünglich angedacht.“
Auch die Auflage des Deutschen Ringer-Bundes, nach jedem Kampf die Matte zu desinfizieren, wurde eingehalten. Die dadurch längeren Pausen verhinderten aber über weite Strecken, dass Derby-Atmosphäre aufkam. Dabei war der sportliche
Verlauf durchaus spannend, fiel die Entscheidung doch im allerletzten Kampf. Hüttigweiler führte vor den 75 Kilo im griechisch-römischen Stil mit 12:11. Bezeichnend für die „Corona-Saison“, dass sich mit Luca Taibi
( Jahrgang 2002) und Dilhan-Semi Harmandali (2003) zwei Nachwuchsringer gegenüberstanden.
Hüttigweilers Taibi begann zurückhaltend, Harmandali buchstäblich mit dem Kopf. Für Kopfstoßen bekam der Riegelsberger eine Verwarnung, wegen Passivität musste der Hüttigweiler in die Bodenlage. Harmandali hob Taibi aus und legte einen Überwurf nach – die 5:2-Pausenführung. In den zweiten drei Minuten
gingen beide Sportler in den roten Bereich. Taibi, eigentlich ein Mann für die 71 Kilogramm, fehlte die Kraft, Harmandali konnte den Gewichtsvorteil nicht entscheidend in die Waagschale werfen, behielt am Ende aber mit 6:3 die Oberhand.
Der Sieg im ersten Bundesliga-Einsatz brachte dem KVR den Derby-Erfolg mit 13:12 –die Freude fiel Corona-konform zurückhaltend aus. „Bei einer vollen Halle wäre sicher viel krasser gefeiert worden, so aber werde ich den Abend ganz ruhig ausklingen lassen“, sagte der 16-jährige Schüler, „ich hatte 2019 bei der deutschen Meisterschaft gegen Luca verloren und damit noch eine Rechnung offen.“
Hüttigweiler kam auf ein Durchschnittsalter von 20,9 Jahren und acht Mannschaftspunkte – jedem Sportler werden aufgrund seiner Herkunft und Erfolge eine gewisse Anzahl von Punkten zugeschrieben, die in der Addition 28 nicht übersteigen dürfen. Riegelsberg hatte einen Schnitt von 25,9 bei sechs Punkten.
„Mir war wichtig, dass wir ringen konnten – gerade wenn man sieht, was in Witten passiert ist“, sagte Hüttigweilers Trainer Christoph Gall, der mit dem Moldauer Denis Balaur (98 Kilo Freistil, Schultersieg gegen Robin Paulus) nur einen Ausländer im Kader hatte. Sein Riegelsberger Kollege Edgar Paulus bot mit dem Bulgaren Georgij Zlatov (75 Kilo Freistil, Punktsieg gegen Mathias Schwarz) und Anthony Tantini (86 Kilo Greco, Aufgabe gegen Kevin Gremm) auch nur zwei auf. „Beide Teams hatten talentierte saarländische Spitzenathleten auf der Matte, die teilweise fantastisch gerungen haben“, zog Paulus Bilanz, „wir haben sieben Kämpfe für uns entschieden und damit nicht unverdient gewonnen.“Der KSV Köllerbach setzte sich zeitgleich beim ASV Urloffen klar mit 19:5 durch.
„Mir war wichtig, dass wir ringen konnten – gerade wenn man sieht, was in Witten passiert ist.“
Trainer ASV Hüttigweiler