Saarbrücken betont seine Internationalität
Neues Konzept soll Ankommen für Migranten in Saarbrücken erleichtern und Konflikte managen.
Am Ende sollen sich alle wohlfühlen. Und das, sagt die Saarbrücker Bürgermeisterin Barabara Meyer-Gluche (Grüne), „geht nur, indem man den Dialog und gegenseitiges Verständnis fördert“. Dabei soll ein Konzept helfen, das die Stadtverwaltung mit „Internationales Saarbrücken. Strategien für den Umgang mit Migration und Vielfalt“überschrieben hat. Die Strategie, die das Integrationskonzept der Landeshauptstadt aus dem Jahr 2007 ablöst, wurde vom Stadtrat vor wenigen Wochen mit den Stimmen aller Parteien, außer der AfD, beschlossen.
Dass da nicht „Integrations-Konzept“drübersteht, ist kein Zufall, sagt die Bürgermeisterin. Seit das alte Konzept entwickelt wurde, sei „viel passiert“: der verstärkte Zuzug von Flüchtlingen aus Kriegsgebieten insbesondere 2015, die Osterweiterung der Europäischen Union und die damit verbundene Zuwanderung in Richtung Westen sowie seit März dieses Jahres das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz, das es unter anderem ermöglicht, dass am städtischen Winterbergklinikum Menschen aus Mexiko eingestellt werden.
Das alles stelle eine Stadt vor neue Herausforderungen. Vor allem sei es aber so, sagt Meyer-Gluche: „Im Gegensatz zu 2007, wo noch diskutiert wurde, ob Deutschland ein Einwanderungsland ist, sind Migration und Einwanderung heute ein Fakt.“In Saarbrücken haben gut 60 000 der rund 180 000 Einwohner einen Migrationshintergrund. Ein Drittel der Saarbrückerinnen und Saarbrücker also. Daraus folge für die Stadtpolitik und die Verwaltung: „Es geht nicht mehr um die Integration Einzelner, es geht um ein internationales Saarbrücken“,
sagt Meyer-Gluche.
Die neue Strategie soll helfen, „das Zusammenleben zu gestalten“, erklärt Veronika Kabis, die Leiterin des städtischen Zuwanderungs- und Integrationsbüros. Das könne die Stadtverwaltung nicht alleine bewerkstelligen. Zum einen müsse die „Zivilgesellschaft“mitmachen. Zum anderen, sagt Meyer-Gluche, gehe es nicht darum, über Migranten zu reden, sondern mit ihnen. Das neue Saarbrücker Konzept zeigt dazu drei Schwerpunkte auf.
Zum einen gehe es ums „Ankommen“. Die Informationen und die Orientierung für Menschen, die neu in die Stadt kommen, müsse verbessert werden. „Wir müssen ein Ankommens-Angebot machen. Dazu gehört es aber auch, die Stadtteile, die Ankommens-Stadtteile sind, zu unterstützen“, sagt Meyer-Gluche.
Ankommens-Stadtteile, erklärt Kabis, sind Stadtteile, in denen die Mieten niedriger sind, „aber auch, wo man Lebensmittel findet, die man kennt, wo man auch die Sprache der Heimat spricht“. Malstatt und Burbach seien zum Beispiel solche Stadtteile. Stadtteile, die sich durch Zuwanderung auch verändern.
Ein zweiter Schwerpunkt ist die Bildung. Dazu gehöre auch Sprachunterricht, der ganz wichtig sei, um „die Teilhabe zu stärken“, sagt die Bürgermeisterin. Dazu gehöre aber auch das, was für alle Saarbrückerinnen und Saarbrücker wichtig ist: die Schaffung von Kita-Plätzen zum Beispiel. Aber auch inner- und außerhalb der städtischen Einrichtungen müsse die Diversitätskompetenz gestärkt werden, also die Fähigkeit, anerkennend, wertschätzend und vorurteilsfrei mit gesellschaftlicher Vielfalt und der Vielfalt von Menschen umzugehen.
Dritter Schwerpunkt sei das „Zusammenleben
und das Zusammenhalten“. Dazu gehöre auch „Konfliktmanagement“und „Intervention im Bedarfsfall“. Man sei zum Beispiel seit längerer Zeit mit den islamischen Gemeinden im ständigen Austausch, sagt Kabis. Es gehe dabei aber auch um „Engagement gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit“.
Dass das alles funktioniert, sei im Interesse aller Menschen in der Stadt. Und auch im Interesse der
Wirtschaft. „Die Unternehmen erwarten ja zu Recht, dass etwas getan wird dafür, damit sich Menschen hier wohlfühlen“sagt Veronika Kabis. Barbara Meyer-Gluche gibt sich überzeugt, dass das neue Konzept noch mehr kann, als das Zusammenleben aller zu verbessern.
Mit Blick auf die Interessen der Wirtschaft sagt sie: „Wir können das zu einem Standortfaktor machen.“Am Ende sollen sich eben alle wohlfühlen.