Deutsche Nationalelf testet gegen die Türkei
Beim Länderspiel an diesem Mittwoch in Köln gegen die Türkei wird viel experimentiert. Die Stammkräfte werden für die Nations League geschont.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bestreitet an diesem Mittwoch in Köln gegen die Türkei das erste von drei Länderspielen innerhalb von sieben Tagen. Das Testspiel darf nur vor 300 Zuschauern stattfinden.
(sid) Beim Zielschießen auf Mini-Tore blieb Joachim Löws Ball einen halben Meter vor der Linie liegen. Der Bundestrainer lächelte seinen Assistenten Marcus Sorg an: Noch ging es ja um nichts. An diesem Mittwoch aber will Löw beim großen EM-Casting seines „B-Pools“Leistung sehen, danach geht es in der DFB-Hochsicherheitsblase zur Nations League ins Corona-Risikogebiet Ukraine. Der Druck steigt.
Das Schaulaufen der zweiten Garde gegen die Türkei (20.45 Uhr/ RTL) ohne sieben bis acht altgediente Stammkräfte sei „eine einmalige Gelegenheit“, betonte DFB-Direktor Oliver Bierhoff: „Die Spieler können dem Trainer in Köln das Zeichen geben, dass er auf sie nicht verzichten kann.“Bierhoff nahm besonders Julian Draxler in die Pflicht, über den er sagte, er könne zeigen, „dass er eben nicht nur Mitläufer ist“. Auch die möglichen Debütanten Mahmoud Dahoud, Jonas Hofmann und Florian Neuhaus werden dies aufmerksam vernommen haben.
Eine erste Erkenntnis: Löws Auswahl ist weniger tief, als er es gerne hätte. Acht Spieler, die gegen die Türkei infrage kommen, haben nicht einmal in ihren Vereinen einen Stammplatz: Dahoud, Julian Brandt und Nico Schulz (alle Borussia Dortmund), Benjamin Henrichs (RB Leipzig), Jonathan Tah und Nadiem Amiri (beide Bayer Leverkusen), Antonio Rüdiger (FC Chelsea) und Draxler (Paris St. Germain).
Dennoch fordert der Bundestrainer Leistung ein: „Wir müssen gierig, hungrig, konsequenter und kaltblütiger werden. Wir müssen uns so präsentieren, dass die Zuschauer wieder Lust auf die Nationalmannschaft haben.“Zumindest die vorm Fernseher – im Stadion werden ziemlich sicher keine erlaubt sein.
Löws Mammutkader von 28 Spielern (Suat Serdar hatte verletzt abgesagt) war im Stadion von Fortuna Köln am Montagabend reichlich ausgedünnt. Der gesamte Bayern-Block
um Manuel Neuer und Joshua Kimmich, die beiden Leipziger Marcel Halstenberg und Lukas Klostermann sowie Toni Kroos (Real Madrid) werden im Test-Länderspiel geschont, um dann in der Nations League nach dem durchwachsenen deutschen Start Schlimmeres zu verhindern.
Deutschland: Leno (FC Arsenal/28 Jahre/7 Länderspiele) - Can (Borussia Dortmund/26/27), Ginter (Bor, Mönchengladbach/26/31), Rüdiger (FC Chelsea/27/32) - Henrichs (RB Leipzig/23/3), Neuhaus (Bor, Mönchengladbach/23/0), Draxler (Paris/27/53), Schulz (Dortmund/27/10) - Havertz (FC Chelsea/21/7), Brandt (Dortmund/24/32) - Waldschmidt (Benfica Lissabon/24/3)
Timo Werner fehlte erkältet, Rüdiger war noch nicht angereist, ein Quartett von Spielern, die am Sonntag im Einsatz waren, durfte sich erholen. Löw trainierte unter einem Regenbogen, der sich durch die Wolken kämpfte, mit 14 Mann – keine perfekte Vorbereitung für ein Spiel, in dem der Bundestrainer „einiges
Türkei: Günok (Basaksehir Istanbul/31/16) - Celik (OSC Lille/23/15), Söyüncü (Leicester City/24/30), Kabak (Schalke 04/20/2), Kaldirim (Basaksehir/39/33) - Tekdemir (Basaksehir/32/16), Ozan Tufan (Fenerbahce/25/50) - Yazici (OSC Lille/23/21), Calhanoglu (AC Mailand/26/48), Cengiz Ünder (Leicester City/23/21) - Yilmaz (OSC Lille/35/61).
Schiedsrichter: Benoit Bastien (Frankreich). ausprobieren“will. Im Laufe des Dienstags trudelten dann alle Spieler ein, die Arrivierten können die „Frischlinge“kritisch beobachten.
Löw ist nicht der allergrößte Fan von Spielen mit untergeordneter sportlicher Bedeutung. Fritz Keller hingegen hob eindeutig den Wert hervor: „Sie sind ganz wichtig, um zukünftigen Nationalspielern eine Chance zu geben, sich langsam reinzuspielen“, sagte der DFB-Präsident. Für die Nations-League-Spiele gegen die Ukraine in Kiew (10. Oktober) und die Schweiz erneut in Köln (13. Oktober) gab er dem Bundestrainer eine klare Ansage mit. „Jetzt gibt’s nur einen Weg: punkten und punkten. Wir können es uns nicht leisten abzusteigen.“
Löw weiß das. Der 60-Jährige ärgert sich selbst „wahnsinnig“über die vergebenen Gelegenheiten gegen Spanien und in der Schweiz. Beide Spiele endeten 1:1, Spanien traf zum Ausgleich in der sechsten Minute der Nachspielzeit.