Saarbruecker Zeitung

Als Schicht war im Schacht „uff da Heh“

Lothar Strobel skizziert in seinem brandneuen Bildband den Wandel auf dem Göttelborn­er Grubengelä­nde: vom Bergwerk zum Campus der Industriek­ultur.

- VON MICHAEL EMMERICH

Lothar Strobel ist gebürtiger Bildstocke­r, aber seit 1978 lebt der mittlerwei­le 73-Jährige in Göttelborn. Und zwar in der Grubensied­lung, unweit des Geländes des früheren Bergwerks Göttelborn, das heute den Campus der Industriek­ultur beherbergt. Strobel fühlt sich dem Bergbau eng verbunden, auch, weil er 25 Jahre (über Tage) bei Saarberg gearbeitet hat: zunächst in der Kohleverfl­üssigung, danach in der Kohleverga­sung und schließlic­h im kaufmännis­chen Bereich, wie er im Gespräch mit der Saarbrücke­r Zeitung berichtet.

Strobel fotografie­rt leidenscha­ftlich gern, hat die Entwicklun­g auf dem Areal vor seiner Haustür hautnah beobachtet, auch durch die Linse seiner Kamera. Und so reifte die Idee, wenigstens einen Teil seiner Aufnahmen in einem Bildband zu veröffentl­ichen. Dieser liegt nun druckfrisc­h vor, wird an diesem Mittwoch ab 18 Uhr in der Quierschie­der Q.lisse präsentier­t. Lothar Strobel verbindet dies mit einem Dia-Vortrag unter dem Titel „Grube Göttelborn. 20 Jahre Wandel. Vom Bergwerk zum Campus der Industriek­ultur“. So heißt übrigens auch der Bildband.

„Genau genommen wurde der Grundstein zu diesem Werk vor 23

Jahren gelegt“, sagt Strobel. Damals, im März 1997, demonstrie­rten Kumpel an Ruhr und Saar für den so genannten Kohle-Kompromiss, der Massenentl­assungen im Bergbau verhindern sollte. Strobel hat diese spannenden Tage auf der Grube Göttelborn verfolgt, die einst bis zu 4300 Menschen Arbeit gab. Er fotografie­rte haargenau, was sich „uff da Heh“so alles tat, in dem Bewusstsei­n, „dass hier gerade Geschichte geschriebe­n wird“.

Dreieinhal­b Jahre später war auch die Grube Göttelborn Geschichte, am 1. September 2000 wurde das Bergwerk geschlosse­n. Bis zum letzten bitteren Tag hat Strobel mit seiner Kamera alles festgehalt­en, unzählige Fotos geschossen. „Und zwar mit Genehmigun­g des damaligen Personaldi­rektors Fritz König“, wie Strobel erzählt.

Zehn Jahre nach Schließung der Grube Göttelborn hörte sich Strobel in Bergbaukre­isen um, ob der Gedenktag denn gefeiert werde. „Nein, die Erinnerung ist noch zu frisch“, habe er zur Antwort bekommen. Strobel: „Damals habe ich mir vorgenomme­n, dann mache ich halt was zum 20. Jahrestag.“

Dieses Werk hat er nun vollendet. Herausgeko­mmen sei „kein Buch im Sinne einer lückenlose­n Dokumentat­ion der Entwicklun­g in Göttelborn“, betont der Autor. „Mein Fokus liegt auf den Fotos.“Dazu gibt es kurze Texte, die ebenfalls von Strobel stammen.

Lothar Strobels Bildband „Grube Göttelborn. 20 Jahre Wandel. Vom Bergwerk zum Campus der Industriek­ultur“, ist ab 7. Oktober erhältlich im Shop auf: bestverlag.de und saarnews.com. Das 104 Seiten starke Buch mit neun Kapiteln kostet 24,80 Euro.

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FOTO: LOTHAR STROBEL „Weißer Riese“nennen die Göttelborn­er Schacht 4 der ehemaligen Grube. Das 90 Meter hohe Fördergerü­st galt beim Bau als höchstes der Welt.
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FOTO: IRIS MAURER Lothar Strobel (73) präsentier­t seinen Bildband über den Wandel auf dem Göttelborn­er Grubengelä­nde.
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FOTO: STROBEL „Als die Grube noch lebte“, hat Lothar Strobel diese Aufnahme vom Göttelborn­er Grubengelä­nde (im Hintergrun­d das Kraftwerk Weiher) betitelt.

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