Darum ist eine Mondfahrt für Astronauten so gefährlich
Der Aufenthalt auf dem Erdtrabanten ist mit einer außerordentlich hohen Strahlenbelastung verbunden. Sie ist über 300-mal so hoch wie auf der Erde.
(np) Raumfahrt ist riskant. Das haben Unfälle in den USA und Russland, bei denen Astronauten ums Leben kamen, gezeigt. Doch bei den geplanten bemannten Langzeitmissionen der Zukunft kommt noch eine Gefahr hinzu: die kosmische Strahlung. Jenseits des Schutzes des irdischen Magnetfelds, das mehrere hundert Kilometer über die Erdatmosphäre hinausreicht, sind die Astronauten der extrem energiereichen Weltraumstrahlung ausgesetzt.
Doch wie hoch ist dieses Risiko zum Beispiel für Astronauten, die in den kommenden Jahren den Mond erforschen sollen? Der Trabant der
Erde besitzt kein schützendes Magnetfeld. Die Nasa-Astronauten der Apollo-Missionen nahmen deshalb vor 50 Jahren einfache Dosimeter, welche die radioaktive Belastung maßen, mit zum Mond. Heute sind sehr viel genauere Messungen möglich. Forscher der Uni Kiel und des Deutschen Zentrums für Luftund Raumfahrt (DLR) in Köln haben nun Werte eines Messgeräts veröffentlicht, das mit der chinesischen Sonde Chang’e-4 im vergangenen Jahr auf der Rückseite des Mondes landete und ein Jahr die Strahlung analysierte, erklärt Thomas Berger vom DLR. Das „Lunar Lander Neutron and Dosimetry“ ermögliche über die Berechnung der sogenannten Äquivalentdosis, biologische Effekte der Weltraumstrahlung auf den Menschen zu berechnen, erklärt die Uni Kiel. Die Äquivalentdosis fasst die Wirkung unterschiedlicher Strahlungsarten auf menschliches Gewebe in einem Wert zusammen.
Die Kieler Forscher beziffern diese Belastung mit einem Wert von 60 Mikrosievert pro Stunde. Das bedeutet, dass ein ungeschützter Astronaut auf dem Mond pro Tag ungefähr dieselbe Strahlendosis verkraften müsste wie ein Mensch in einem ganzen Jahr auf der Erde. Das sei erheblich, sagt Robert Wimmer-Schweingruber
von der Uni Kiel. „Wir Menschen sind nicht gemacht für die Weltraumstrahlung.“Allerdings könne das Risiko durch eine Abschirmung vermindert werden. Dabei helfe schon eine relativ dünne Schicht Mondgestein über einer Mondstation, sagt Christine Hellweg vom DLR.
Die jetzt gewonnenen Messwerte seien nicht nur für künftige Mond-Astronauten wichtig, sondern könnten auch zur Vorbereitung von Raumflügen zum Mars dienen, erklären die Kieler Wissenschaftler. Dort registriert ein weiterer Sensor der Hochschule seit dem Jahr 2012 die Strahlungswerte.