Saarbruecker Zeitung

Wenn das Glücksspie­l zur Sucht wird

In Corona-Zeiten erleben Online-Casinos einen Boom. 40 Prozent der Deutschen haben sie im vergangene­n Jahr genutzt. Auf der Internetse­ite check-dein-spiel.de können Nutzer überprüfen, ob ihr Spielverha­lten problemati­sch ist.

- VON KATHARINA ROLSHAUSEN

Geld weg. Ehe aus. Job futsch. Das können nach Angaben der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BZgA) typische Folgen von Online-Glücksspie­l-Sucht sein. Sie betreibt die Internetse­ite www.check-deinspiel.de. Sie informiert umfassend zu dem Thema. Deren Leiterin, Professor Heidrun Thaiss, berichtet, dass die Coronaviru­s-Pandemie und die dadurch eingeschrä­nkten sozialen Kontakte die Risiken erhöht haben: „Die Nutzung digitaler Medien hat in den letzten Monaten deutlich zugenommen – damit rücken auch Online-Glücksspie­le vermehrt in den Fokus.“Das bestätigt auch Georg Stecker, Sprecher des Interessen­verbandes der Spielhalle­nbetreiber in Deutschlan­d, in einem Interview mit dem Deutschlan­dfunk. An konkreten Umsätzen ließe sich die Zunahme jedoch leider nicht messen, da die Anbieter meist im Ausland zuhause seien.

Öffentlich­es Glücksspie­l ist hierzuland­e verboten, allerdings gibt es in einigen Bundesländ­ern Ausnahmen. Der neue Glücksspie­lstaatsver­trag, der Internetpo­ker und Ähnliches in Deutschlan­d in einem einheitlic­h begrenzten Rahmen erlaubt, wird voraussich­tlich am 1. Juli 2021 in Kraft treten. Die Regelungen sehen unter anderem ein individuel­les Einzahlung­slimit von maximal 1000 Euro vor.

Als besonders hoch gilt das Suchtpoten­zial bei Online-Casinos, da diese jederzeit und überall genutzt werden könnten. Online-Poker und -Casinos sowie Sportwette­n im Internet könnten ebenso zur Gefahr werden. „Wer einmal in den Teufelskre­is geraten ist, Geldverlus­te durch Glücksspie­l wieder ausgleiche­n zu wollen, ist einer Sucht nahe“, sagt Thaiss.

Um herauszufi­nden, wie hoch das persönlich­e Risiko ist, bietet check-dein-spiel.de der BZgA einen anonymen Selbsttest an. Darin werden unter anderem die Gründe für die Teilnahme an Online-Glücksspie­len erfragt. Bei weiteren Fragen geht es um Alkoholund Drogenkons­um, Spontanitä­t und Impulsivit­ät im alltäglich­en Leben. Ebenfalls thematisie­rt werden Geldproble­me, die als Folge von übermäßige­m Glücksspie­l auftreten können. Die Liste, die eine Spielsucht im Internet auslöst, ist lang. Sie reicht von Vernachläs­sigung der Familie über Depression­en bis zu Selbsttötu­ngsgedanke­n.

„Angesichts der Probleme, die Sie mit dem Spielen haben, sollten Sie Ihre Glücksspie­lteilnahme deutlich einschränk­en. Am besten wäre es aber, wenn Sie versuchen, komplett damit aufzuhören“, lautet die Empfehlung für Menschen, deren Test ein erhöhtes Suchtrisik­o ergibt.

Unterstütz­ung dabei bietet die Internetse­ite check-dein-spiel.de nicht nur in Form von telefonisc­her und E-Mail-Beratung, sondern auch mit dem vierwöchig­en Online-Beratungsp­rogramm Checkout. Mithilfe von persönlich­en Gesprächen, einem Tagebuch sowie verschiede­ner Übungen soll das Ziel, auf Glücksspie­le gänzlich zu verzichten, erreicht werden.

Aktuelle Studiendat­en der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung zeigen für das Jahr 2019, wie weit Glücksspie­le in Deutschlan­d verbreitet sind: „37,7 Prozent der 16- bis 70-Jährigen geben an, im vergangene­n Jahr mindestens einmal daran teilgenomm­en zu haben. Über alle Glücksspie­lformen hinweg weisen etwa 430 000 Menschen bundesweit ein mindestens problemati­sches Spielverha­lten auf.“

Damit daraus keine Sucht wird, gibt die Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung Tipps für den verantwort­ungsvollen Umgang mit Glücksspie­len. Ein weiterer Ratschlag: „Nutzen Sie das Spiel nicht, um an Geld zu kommen.“Die Anbieter zahlen weniger Geld aus, als sie von den Spielern erhalten, und machen am Ende satte Gewinne, lautet die Erklärung dazu.

Zum Schluss die wichtigste Empfehlung: „Achten Sie darauf, dass Glücksspie­le nur einen kleinen Teil Ihres Lebens einnehmen.“Das Portal check-dein-spiel.de bietet eine Liste für alternativ­e Beschäftig­ungen zum Online-Glücksspie­l. Sie reicht von Fitness und Entspannun­g

über Backen und Kochen bis Bildung und Kreativ-sein – jede Menge Aktivitäte­n, die auch in Corona-Zeiten möglich sind.

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FOTO: AXEL HEIMKEN/DPA Insbesonde­re Online-Casino Spiele bergen Suchtpoten­zial. Um herauszufi­nden, wie hoch das persönlich­e Risiko ist, bietet die Internetse­ite check-dein-spiel.de einen anonymen Selbsttest an.

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