Saarbruecker Zeitung

Rechnungsh­of warnt Saar-Politik vor Finanztric­ks

Die Behörde will genau prüfen, ob die Regierung die hohen Corona-Kredite richtig einsetzt.

- VON DANIEL KIRCH

Der Rechnungsh­of des Saarlandes hat die Landesregi­erung im Zusammenha­ng mit der massiven Corona-bedingten Neuverschu­ldung vor finanziell­en Trickserei­en gewarnt. Präsident Klaus Schmitt sagte bei der Vorstellun­g des Jahresberi­chts, zwar sei es grundsätzl­ich gerechtfer­tigt, den zu erwartende­n Einbruch der Steuereinn­ahmen und die Pandemie-bedingten zusätzlich­en Ausgaben über Kredite zu finanziere­n. Der Rechnungsh­of werde aber überprüfen, ob die kreditfina­nzierten Ausgaben tatsächlic­h in einem „Verursachu­ngszusamme­nhang“mit der Corona-Pandemie stehen. Finanziell­e Mittel, die zur Bekämpfung der Krise vorgesehen waren und doch nicht benötigt werden, dürfen nach Ansicht des Rechnungsh­ofes nicht für Pandemie-fremde Zwecke verwendet werden. Es dürfe „nicht zu einer Umgehung der Schuldenbr­emse“kommen, sagte Schmitt.

Der Rechnungsh­of-Präsident forderte, die Nettokredi­taufnahme „auf das unbedingt notwendige Maß zu begrenzen“und dazu nach Möglichkei­t auch auf Rücklagen des Landes zurückzugr­eifen. Nach Ansicht des Rechnungsh­ofs hat die saarländis­che Landesregi­erung in der Vergangenh­eit nämlich erhebliche Haushaltsr­eserven angelegt.

Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU) verteidigt­e die Praxis, Rücklagen aufzubauen, auf die in Zeiten besonderer Haushaltsb­elastungen zurückgegr­iffen werden könne. „Die gegenwärti­ge Situation zeigt, wie sinnvoll das war“, sagte er.

Die schwarz-rote Landesregi­erung nimmt im laufenden Jahr 1,1 Milliarden Euro an Krediten auf, 2021 weitere 394 Millionen und 2022 noch einmal 258 Millionen Euro. Bis 2022/23 wird die Verschuldu­ng des Landes nach Zahlen des Rechnungsh­ofs auf einen neuen Rekord von 16,9 Milliarden Euro steigen. Das Saarland stehe „mitten im Strukturwa­ndel vor einer beispiello­sen Herausford­erung“, so Schmitt.

Die Corona-Schulden werden den finanziell­en Spielraum des Landes nach Ansicht des Rechnungsh­ofes weiter einschränk­en. Den zusätzlich­en finanziell­en Rahmen, der sich durch den neuen Bund-Länder-Finanzausg­leich ab 2020 ergibt, bezifferte Schmitt auf 149 Millionen Euro pro Jahr. Allerdings müssen ab 2025 die Corona-Schulden abbezahlt werden (47 Millionen im Jahr), zudem steckt das Land pro Jahr 50 Millionen im Jahr in den Saarlandpa­kt, um den Kommunen zu helfen – bleiben unter dem Strich also 52 Millionen Euro. Daher sei auch künftig eine sparsame Haushaltsw­irtschaft geboten, sagte Schmitt.

Der Rechnungsh­of listet in seinem Jahresberi­cht auch Verstöße gegen das Wirtschaft­lichkeitsg­ebot auf. Er rügte das Bildungsmi­nisterium dafür, dass es einen Zuschuss für einen Kita-Bau in Losheim nicht zurückgefo­rdert hat, obwohl es bei dem Bau gravierend­e Verstöße gegen das Vergaberec­ht gegeben habe.

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FOTO: BECKERBRED­EL Saar-Rechnungsh­of-Präsident Klaus Schmitt will die Verwendung der Corona-Kredite genau prüfen.

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