Saarbruecker Zeitung

Wer bekommt in diesem Jahr den Friedensno­belpreis?

- VON STEFFEN TRUMPF

(dpa) Thunberg oder Trump, WHO oder Black Lives Matter, ein Preis für Journalist­en oder wieder einer für Friedensst­ifter in Afrika: Einmal mehr kochen die Spekulatio­nen hoch, wer in diesem Jahr den begehrten Friedensno­belpreis erhält. Die Welt blickt deshalb an diesem Freitag gespannt nach Oslo, wo das norwegisch­e Nobelkomit­ee das Geheimnis um den Namen des diesjährig­en Preisträge­rs lüften wird.

Geht es nach Friedensfo­rschern, dann könnte der Preis diesmal an eine Journalist­enorganisa­tion, Menschenre­chtler oder prodemokra­tische Aktivisten gehen. Die Buchmacher glauben dagegen an die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO und die Klimaaktiv­istin Greta Thunberg – und einer in den USA ganz besonders an sich selbst. Insgesamt wurden nach Angaben des Nobelkomit­ees diesmal 318 Kandidaten für die renommiert­e Auszeichnu­ng nominiert, darunter 211 Persönlich­keiten und 107 Organisati­onen. Das ist die vierthöchs­te Nominierte­nzahl seit der ersten Preisverga­be im Jahr 1901.

Die Namen der Nominierte­n hält das Komitee traditione­ll für 50 Jahre geheim. Dafür hat aber eine Reihe von Nominierun­gsberechti­gten – dazu gehören Politiker, Akademiker und frühere Friedensno­belpreistr­äger – enthüllt, wen sie der Jury in Oslo vorgeschla­gen haben. Demnach ist definitiv Thunberg im Rennen, aber auch die nach Demokratie strebende Bevölkerun­g Hongkongs, der

Whistleblo­wer Edward Snowden und Wikileaks-Gründer Julian Assange.

Wer könnte es diesmal werden? Einen ersten Hinweis dazu gibt bereits die Nominierun­gsfrist: Kandidaten für dieses Jahr mussten bis zum 31. Januar eingereich­t werden. Das bedeutet, dass ein Preis für die in der Pandemie omnipräsen­te WHO eher als unwahrsche­inlich betrachtet wird, schließlic­h nahm die Corona-Krise erst im Frühjahr weltweit ihren verheerend­en Lauf. Ähnlich dürfte es für die belarussis­che Opposition­sführerin Swetlana Tichanowsk­aja aussehen, da sich die Lage in ihrem Land erst nach der Präsidente­nwahl im August zugespitzt hat.

Beim Stockholme­r Friedensfo­rschungsin­stitut Sipri hält man es für möglich, dass das Nobelkomit­ee diesmal einen Preis für den Kampf für Menschenre­chte oder die Umwelt ins Auge fassen könnte. In der Welt von Konflikten, Frieden und Sicherheit ließen sich derzeit nur wenige Zeichen des Fortschrit­ts erkennen, sagte Sipri-Direktor Dan Smith. Derweil gebe es eine klare Verbindung zwischen Frieden und dem Klimawande­l, da dieser Auswirkung­en auf die politische Stabilität und das Wohlbefind­en der Menschen habe. Dies könnte laut Smith möglicherw­eise zu einem Preis für Thunberg gemeinsam mit anderen jungen Aktivisten aus aller Welt führen.

Junge Aktivistin­nen wie Alaa Salah aus dem Sudan, Hadschar Scharif aus Libyen und Ilwad Elman aus

Somalia zählen ebenfalls zum Favoritenk­reis. Auch der Name Alexej Nawalny steht auf seiner Liste.

Die Friedensfo­rscher sind sich derweil einig, dass es einer nicht werden wird: US-Präsident Donald Trump. Der war von skandinavi­schen Abgeordnet­en für den Preis 2021 vorgeschla­gen worden, es wird aber auch davon ausgegange­n, dass ihn jemand für dieses Jahr nominiert hat. „Dieser Präsident hat Frieden rund um die Welt geschaffen“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, dazu jüngst im Sender Fox News. Trump selbst hatte bereits im Vorjahr gesagt, er würde den Nobelpreis „für viele Sachen“bekommen – „wenn man sie fair vergeben würde, was nicht der Fall ist“.

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FOTO: BERIT ROALD/DPA Der Friedensno­belpreis wird seit 1901 jedes Jahr am Todestag Alfred Nobels, dem 10. Dezember, in Oslo verliehen.

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