Gericht hört erste Zeugen im Prozess um „Tiergartenmord“
(dpa) Im Prozess um einen mutmaßlichen Auftragsmord staatlicher russischer Stellen in Berlin haben die beiden ersten Zeugen dem Kammergericht ihre Beobachtungen am Tatort geschildert. Ein 57-Jähriger sagte am Donnerstag, der mutmaßliche Täter habe abgeklärt gewirkt, er habe nach Schüssen im Kleinen Tiergarten „seelenruhig die Waffe eingepackt und sich gemütlich aufs Fahrrad gesetzt“. Auch ein zweiter Zeuge war von der Gelassenheit des mutmaßlichen Täters überrascht.
Am 23. August 2019 wurde in dem belebten Park ein 40-jähriger Georgier tschetschenischer Abstammung mit einer Schalldämpfer-Pistole am helllichten Tag erschossen. Nach Ansicht der Bundesanwaltschaft war es ein Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen. Der Fall hatte eine neue Krise in den deutsch-russischen Beziehungen ausgelöst und international für Aufsehen gesorgt.
Der 57 Jahre alte Zeuge, der an jenem Freitag zur Mittagszeit mit Kollegen
in der Nähe essen wollte, verfolgte nach eigenen Angaben den fliehenden Täter noch zu Fuß. Dabei sei er auch an dem Opfer vorbeigekommen, das mit dem Gesicht zum Boden in einer Blutlache gelegen habe und offensichtlich bereits tot gewesen sei. Am Ende des Parks habe er die Spur des Mannes mit einer „merkwürdigen Frisur“verloren und ein Polizeiauto gestoppt.
Ein zweiter Zeuge berichtet, er habe zunächst einen Knall wahrgenommen und kurz danach gesehen, wie ein Mann gezielt etwas gegen den Kopf eines am Boden Liegenden richtete. „Nach meiner laienhaften Einschätzung war es eine Schusswaffe“, so der Zeuge. Dann habe es einen zweiten Schuss gegeben. Es habe ihn überrascht, wie langsam und ruhig der Mann danach zum Fahrrad ging. Dieser habe trotz Hochsommers lange Kleidung getragen, so der 38-Jährige.