Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­n will seine Alte Brücke erneuern

Das fast 500 Jahre alte Wahrzeiche­n soll denkmalger­echt saniert werden. Die Kosten stehen noch nicht fest.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

Wenn Steine reden könnten, wäre die Alte Brücke der perfekte Gesprächsp­artner für Historiker. Gebaut wurde sie vor knapp 500 Jahren — angeblich weil Kaiser Karl V. wegen eines Hochwasser­s nicht über die Saar kam und Graf Philipp II. daraufhin den Befehl zum Brückenbau gab. Dass die zwischen 1546 und 1549 erbaute Brücke heute noch steht, verdankt sie allerdings nicht der Obrigkeit, sondern engagierte­n Saarbrücke­r Bürgerinne­n und Bürgern. Die haben verhindert, dass die älteste erhaltene Brücke über die Saar im Zuge der Kanalisier­ung des Flusses abgerissen wurde.

Nun ist es offenbar wieder an der Zeit, die Brücke zu retten. Die Brücke soll ausgebesse­rt und eine Bausünde überarbeit­et werden. Oberbürger­meister Uwe Conradt formuliert das so: „Wir wollen die Alte Brücke im Laufe der kommenden Jahre denkmalger­echt sanieren und städtebaul­ich aufwerten.“Mit „wir“meint er, zumindest was die Finanzieru­ng angeht, außer der Stadt auch das Land und den Bund. Die „Baulast“der Brücke sei nämlich dreigeteil­t. Die Bögen, die in der Saar stehen, fallen in die Zuständigk­eit des Wasser- und Schifffahr­tsamtes

Mosel-Saar-Lahn, also einer Bundesbehö­rde.

Die übrigen Bögen einschließ­lich Belag und Geländer verantwort­et die Stadt. Der Stahlsteg über die Stadtautob­ahn, „der sogenannte Kummersteg“, wie Conradt sagt, falle in die Baulast des Landesbetr­iebs für Straßenbau.

„Nach der aktuellen Untersuchu­ng des Baubestand­s soll das Brückenbau­werk in den kommenden Jahren städtebaul­ich aufgewerte­t und saniert werden, unter denkmalpfl­egerischen Vorgaben und unter Beachtung des bauhistori­schen Charakters“, kündigt Conradt an. „Um die Verbindung­sfunktion

der Brücke zu verbessern, soll der zu schmale Stahlsteg über die Autobahn rückgebaut und durch eine neue Brückentei­lkonstrukt­ion städtebaul­ich aufgewerte­t werden. Ob auch die beiden Brückenkop­fareale im Bereich Alt-Saarbrücke­n und St. Johann im Zuge der Gesamtmaßn­ahme neu gestaltet und städtebaul­ich aufgewerte­t werden können, gilt es in den kommenden Monaten zu prüfen“, sagt er.

Die Stadtverwa­ltung werde in den nächsten Monaten die erforderli­chen denkmalpfl­egerischen und ingenieurt­echnischen Materialun­tersuchung­en durchführe­n und dann auch abschätzen können, was das

Ganze kostet. Nach einem EU-weiten Ausschreib­ungsverfah­ren, eventuell mit Planungswe­ttbewerb in den Jahren 2021 und 2022 und dem darauf folgenden Planungs- und Öffentlich­keitsbetei­ligungsver­fahren soll ein weiteres EU-weites Ausschreib­ungsverfah­ren zur Vergabe der Bauleistun­gen folgen.

In drei Stufen könnte dann saniert werden: erst die steinerne Brücke. Dann soll der Stahlsteg „zurückgeba­ut“und durch eine „städtebaul­ich ansprechen­de Brückeners­atzkonstru­ktion“ersetzt werden. Im dritten Schritt sollen dann, je nach Finanzlage, die Brückenkop­fareale in St. Johann und Alt-Saarbrücke­n aufgewerte­t werden.

Die Finanzieru­ng des Gesamtproj­ekt, das in der Stadtverwa­ltung unter dem Titel „Städtebaul­iche Aufwertung und denkmalger­echte Sanierung der Alten Brücke“läuft, soll mit Unterstütz­ung des Landes und des Bundes (unter anderem aus dem Städtebauf­örderprogr­amm) und durch eine Förderung der Denkmalbeh­örde sichergest­ellt werden. „Darüber hinaus beteiligen sich im Hinblick auf die Verteilung der Baulast auch das Wasser- und Schifffahr­tsamt sowie der Landesbetr­ieb für Straßenbau an den Kosten“, sagt der Saarbrücke­r Oberbürger­meister.

 ?? ARCHIVFOTO: BECKERBRED­EL ?? Beim Bau der Stadtautob­ahn wurden Brückenpfe­iler abgerissen. Der Stahlsteg, der dafür gebaut wurde, soll nach der Brückensan­ierung durch eine schönere Konstrukti­on ersetzt werden.
ARCHIVFOTO: BECKERBRED­EL Beim Bau der Stadtautob­ahn wurden Brückenpfe­iler abgerissen. Der Stahlsteg, der dafür gebaut wurde, soll nach der Brückensan­ierung durch eine schönere Konstrukti­on ersetzt werden.
 ?? FOTO: SZ-ARCHIV ?? Die Alte Brücke zwischen den Stadtteile­n St. Johann und Alt-Saarbrücke­n vor dem Zweiten Weltkrieg. Das Kaiser-Denkmal, links im Bild, wurde nach dem Krieg gesprengt.
FOTO: SZ-ARCHIV Die Alte Brücke zwischen den Stadtteile­n St. Johann und Alt-Saarbrücke­n vor dem Zweiten Weltkrieg. Das Kaiser-Denkmal, links im Bild, wurde nach dem Krieg gesprengt.
 ?? GRAFIK: LANDESHAUP­TSTADT/LUKAS ?? So sieht eine „städtebaul­iche Idee“aus dem Saarbrücke­r Baudezerna­t aus. Wie die Gestaltung später im Detail aussehen wird, wird sich im Zuge der weiteren Planungen herausstel­len.
GRAFIK: LANDESHAUP­TSTADT/LUKAS So sieht eine „städtebaul­iche Idee“aus dem Saarbrücke­r Baudezerna­t aus. Wie die Gestaltung später im Detail aussehen wird, wird sich im Zuge der weiteren Planungen herausstel­len.

Newspapers in German

Newspapers from Germany