Saarbruecker Zeitung

Neu am Start: der Püttlinger Bürgerbus

Ein Verein und ehrenamtli­che Busfahrer unterstütz­en unter anderem Senioren mit einer Ergänzung zum öffentlich­en Nahverkehr.

- VON THOMAS ANNEN

Donnerstag­morgen vor dem Rathaus der Stadt Püttlingen: Gegen 8.45 Uhr steigt Gudrun Baldauf aus dem Bürgerbus. Einige Minuten zuvor wurde sie im Stadtteil Ritterstra­ße abgeholt. Wenn die Seniorin ihre Besorgunge­n erledigt hat, chauffiert Uwe Kessler sie zum vereinbart­en Zeitpunkt wieder nach Hause. Kessel ist einer der zehn ehrenamtli­chen Fahrer des Bürgerbus-Vereins. Nach der Jungfernfa­hrt folgt der symbolisch­e Startschus­s, ein rotes Band wird durchschni­tten. Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger und Bürgermeis­terin Denise Klein loben das Engagement des Vereins.

„Wir sind ein bisschen stolz, dass wir es geschafft haben“, sagt der Vorsitzend­e Rainer Gude. Einige der 34 Mitglieder sitzen hinterm Steuer, andere helfen beim Telefondie­nst oder fördern das Projekt finanziell. Weitere Mitstreite­r sind willkommen, vor allem Fahrer werden gesucht. Sie benötigen den Pkw-Führersche­in und müssen gesund sein, erläutert Gude. Die entspreche­nde Untersuchu­ng bezahlt der Verein aus Mitteln, die die Stadt Püttlingen zur Verfügung stellt.

Im September hatte der Stadtrat einstimmig beschlosse­n, den Verein mit 2500 Euro zu unterstütz­en. Das saarländis­che Verkehrsmi­nisterium fördert das Pilotproje­kt für Mobilität im ländlichen Raum mit insgesamt rund 35 000 Euro.

18 000 Euro flossen in Beratungen

und in die Schulungen insbesonde­re der Fahrer. 9 000 Euro gab es für den Kauf des Kleinbusse­s – „Gebraucht, aber im tadellosem Zustand“, versichert der Vereinsche­f mit Blick auf den Transporte­r.

Das Ministeriu­m beteiligt sich zudem in den ersten drei Jahren mit 8000 Euro an den Organisati­onskosten. Laut Rainer Gude decken die Zuschüsse von Stadt und Land knapp die Hälfte des Etats. Deshalb ist der Verein auf Sponsoren- und Spendengel­der angewiesen. Für die Bürger sind die Fahrten kostenlos.

Und wer gehört zur Zielgruppe?

„Alle, die aufgrund ihrer persönlich­en und wirtschaft­lichen Voraussetz­ungen das bestehende Nahverkehr­s-Angebot nicht nutzen können“, erläutert Gude. Kranke lassen sich zum Arzt fahren, Senioren zum Einkaufen. Junge Familien, die sich kein Auto leisten können,

sind ebenfalls angesproch­en. Normalerwe­ise ist im Bus Platz für acht Bürger, wegen Corona können zurzeit aber nur fünf Passagiere mitfahren. Am ersten Tag wurde der Bus von einem weiteren Bürger von der Ritterstra­ße gebucht. Sein Fahrziel: Ein Supermarkt am Burgplatz.

Der Püttlinger Bürgerbus ist nicht der erste im Regionalve­rband Saarbrücke­n. Anfang September startete bereits ein Bürgerbus in Großrossel­n. Die Warndtgeme­inde hatte keine Förderung des Verkehrsmi­nisteriums beantragt. Sie musste aber auch kein neues Fahrzeug anschaffen. Denn in Großrossel­n stand ein Transporte­r der Gemeinde zur Verfügung, der früher von örtlichen Vereinen genutzt worden war, was diesen dann aber wegen geänderter versicheru­ngsrechtli­cher Gründe nicht mehr möglich war. In Großrossel­n stellt das Deutsche Rote Kreuz die Fahrer.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Rainer Gude, der Vorsitzend­e des Vereins „Bürgerbus“, vor dem Püttlinger Rathaus.
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RUPPENTHAL ?? Gudrun Baldauf war der allererste Fahrgast im Püttlinger Bürgerbus.
FOTO: ROLF RUPPENTHAL Gudrun Baldauf war der allererste Fahrgast im Püttlinger Bürgerbus.

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