Wie 200 Betten nach Bagdad kamen
Karl Malter aus Neuweiler setzt sich seit seiner Kindheit für Mitmenschen ein. Auch mit 82 Jahren ist sein Einsatz unermüdlich.
(red) Der Wunsch, sich für andere einzusetzen, war für Karl Malter aus Neuweiler schon immer eine Herzenssache. Für sein soziales Engagement wurde er sogar 2005 mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet. Nun wurde der 82-Jährige nach 26 Jahren Küsterdienst in der Pfarrei St. Hildegard in den Ruhestand verabschiedet, wie die Stadt Sulzbach mitteilt.
Malter versteht eines sehr gut: Netzwerke für den guten Zweck nutzen. 2003, während des Irak-Krieges, erfuhr er von einem Arzt, dass es verletzte irakische Kinder gab, die nach Deutschland gebracht werden sollten. Er klemmte sich dahinter. Krankenhäuser in Dudweiler, Sulzbach und Neunkirchen machten auf seine Vorsprache hin insgesamt 21
Betten frei und übernahmen Pflegeund Arzneikosten. Damals konnten irakische Kinder erfolgreich behandelt und anschließend nach Hause geflogen werden.
Danach organisierte Malter den Transport von 200 Krankenbetten
nach Bagdad, wo sie dringend gebraucht wurden. „Ohne die Hilfe meiner Mitstreiter wären die Projekte nicht gelaufen“, sagt Malter. Für diese Leistungen erhielt der damals 68-Jährige 2005 die Verdienstmedaille
des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für seine „Verdienste um Volk und Staat“. Sie wurde ihm von der damaligen saarländischen Innenministerin Annegret Kramp-Karrenbauer verliehen.
Sein soziales Engagement zeigte er bereits sehr früh. Damals arbeitete Malter als Postbote und kam täglich mit vielen Menschen in Kontakt. „Eine Tour am Tag, das waren 15 Kilometer, da trifft man Menschen“, sagt er. Es waren die 70er-Jahre. Burbacher Hütte. Kurzarbeit. Malter konnte sich das Elend nicht einfach anschauen. „Ich hatte einen Schreibmaschinenkurs gemacht. Die Kenntnisse konnte ich direkt umsetzen“, sagt er. Der Postbote nahm sich finanziell in Not geratenen Menschen an, erledigte Anträge,
behielt Schriftwechsel im Auge, klärte verzwickte Rechnungen, verhandelte mit Gerichtsvollziehern und brachte es fertig, für zwölf Leute
Winterbeihilfe zu bekommen, die sich sonst ohne Heizung durch den Winter gekämpft hätten.
Mit 54 Jahren musste er die Tätigkeit als Briefträger aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. „Ich schaue auch in Krisen nach vorne, suche das Gute“, erklärt er und fand es in der Weiterbildung zum Küster, die er 1995 mit einer Prüfung abschloss. Seine Frau Hildegard war bereits seit 1981 Küsterin in Neuweiler. Jetzt waren die Malters ein Küsterpaar. Ob Messdiener oder Sternsinger – dem Küster ging es immer darum, Kinder zu motivieren, ihnen Aufgaben zuzutrauen. „Lesungen von Messdienern vortragen zu lassen ist ungewöhnlich, aber es hat die Kinder sehr motiviert“, sagt er. Zwölf Jahre betreute er seine Messdiener,
22 Jahre lief die Sternsingeraktion unter seinen Fittichen. „Ritualisierte Abläufe, ein offenes Ohr, wohlwollende Blicke, Abschlussfahrten ins Grüne – all das war das Zeug, aus dem Motivation gemacht wird“, erklärt er.
Für den 82-jährigen Karl Malter, der sich seit seiner Kindheit in der Kirche und für seine Mitmenschen einsetzt, hat sich nach dem Tod seiner Frau Anfang des Jahres und nach seinem Ruhestand vieles im Leben verändert. Aber eins ist geblieben. Sein soziales Engagement, denn inzwischen setzt er sich in der Nachbarschaftshilfe ein.
„Ohne die Hilfe meiner Mitstreiter wären die Projekte
nicht gelaufen“
Karl Malter